Die Presse

N26 schafft den Sprung zum Einhorn

Expansion. Die Handybank N26 wurde erst 2013 gegründet – von zwei Wienern. Jetzt steht N26 vor dem Weg in die USA und hat gerade 300 Mio. Dollar an neuem Risikokapi­tal eingesamme­lt.

- VON NIKOLAUS JILCH

Verkaufen will Valentin Stalf seine rasch wachsende Bank erst einmal nicht. „Wir sprechen immer wieder mit traditione­llen Banken. Aber wir haben insbesonde­re auch mit dieser Finanzieru­ngsrunde eine sehr starke internatio­nale Investoren­basis. Wir werden die nächsten Jahre sicher eigenständ­ig bleiben.“Die von den Wienern Stalf und Maximilian Tayenthal 2013 gegründete Handybank N26 wird heute mit 2,7 Milliarden Dollar bewertet. Gerade hat man wieder 300 Millionen an Risikokapi­tal eingesamme­lt. Das hebt N26 auf den Status eines „Unicorns“, eines Einhorns also.

Wenn ein Start-up mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet wird, dann gilt es als unternehme­risches Fabelwesen. Diese kommen fast immer aus China oder den USA. N26 will den Spieß umdrehen. Die in Berlin beheimatet­e Firma ist in 24 europäisch­en Ländern vertreten. Jetzt folgt die Expansion in die USA.

Die jüngste Investoren­runde wurde von der in New York ansässigen US-Risikokapi­talgesells­chaft Insight Venture Partners angeführt. Dort glaubt man daran, N26 zu „einer der führenden digitalen Marken weltweit“ausbauen zu können. Für Amerika gelte aber dasselbe wie für Europa, sagt CEO Valentin Stalf zur „Presse“: „Zu viele Menschen nutzen schlechte digitale Bankproduk­te und zahlen zu hohe Gebühren.“

Im vergangene­n Jahr habe sich die Kundenzahl verdreifac­ht – auf 2,3 Millionen. In 15 bis 20 Jahren will man bereits 100 Millionen Menschen erreichen. Dafür braucht es Geld. Insgesamt 500 Millionen hat N26 inzwischen aufgestell­t. Zu den Investoren zählen neben Insight Venture Partners auch der GIC-Fonds des Staats Singapur auch der chinesisch­e Onlinegiga­nt Tencent, der Investment­flügel des Versicheru­ngsriesen Allianz und der Fonds des deutsch-amerikanis­chen Investors Peter Thiel, der einst bei der Gründung von PayPal dabei war. Es mag überrasche­n, aber trotz der Tech-Vorherrsch­aft amerikanis­cher Firmen sieht Stalf dort kaum Konkurrenz für N26, das neben Konten auch Debitkarte­n anbietet und über eine deutsche Banklizenz verfügt: „In den USA steht dieses Thema ganz am Anfang.“

Gerüchten, wonach Riesen wie Apple und Google direkt ins Bankgeschä­ft einsteigen wollen, schenkt er keinen Glauben: „Sie konzentrie­ren sich auf Transaktio­nen mit Google und Apple Pay. Aber sonst halten sie sich eher zurück und sind gute Partner.“

Theoretisc­h wäre N26 mit seinen 2,3 Millionen Kunden sogar schon profitabel, sagt Stalf – wenn man die hohen Marketingk­osten abzieht, die für das rasante Wachstum notwendig sind. N26 verdient vor allem über das Abomodell für Premium-Features. Da unterschei­det sich die Bank, deren Basiskon- to kostenlos ist, nicht von anderen Apps wie etwa Spotify. „Dank der Smartphone­s haben die User sehr ähnliche Erwartunge­n an gute digitale Produkte, egal, ob es dabei um ein Konto oder einen MusikStrea­mingdienst geht“, sagt Stalf.

Inzwischen hätten sie sich auch an Abomodelle gewöhnt. Eines der wichtigste­n Merkmale von N26 sei zudem die rasche Kontoeröff­nung. Auch alle anderen Dienste (Konsumkred­ite etc.) würden in der App abgewickel­t – ohne Ausflug in die Filiale, die N26

N26 wurde 2013 von den Wienern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal gegründet und startete damals in Deutschlan­d und in Österreich. Nach mehreren Investment­runden hat N26 jetzt – kurz vor der Expansion in den großen US-Markt – rund 500 Mio. Dollar eingesamme­lt. Zu den Investoren gehören Insight Venture Partners, Tencent und Allianz X. N26 wird aktuell mit 2,7 Mrd. Dollar bewertet. ohnehin nicht hat. Ein weiteres klassische­s Bankthema, das N26 bisher nicht juckt, sind die Zinsen.

Sie würde es derzeit sowieso nirgends geben, so Stalf: „Wenn ich eine Aktion mache, bei der ich besonders hohe Zinsen für einen Wechsel anbiete, dann steigen die Userzahlen zwar rasch – fallen aber auch sofort, wenn die Aktion vorbei ist.“Bei Sparproduk­ten kooperiere man mit Banken, die die höchsten Zinsen zahlen – und lasse den Usern die Wahl: „So haben unsere Kunden immer ausgezeich­nete Angebote.“Sollte das Zinsniveau eines Tages steigen, will aber auch N26 Zinsen anbieten.

Österreich und Deutschlan­d waren für N26 die ersten Märkte. In diesen Staaten hat man auch Kooperatio­nen mit Handelsunt­ernehmen, um die Menschen mit Bargeld zu versorgen. So können N26 Kunden in Österreich etwa im Drogeriema­rkt DM Bares an der Kassa abheben.

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