Die Presse

Warum Gold heuer endlich steigen sollte

Ausblick. 2018 kam der Goldpreis nicht vom Fleck. Der World Gold Council sieht gute Chancen, dass das heuer anders ist.

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Gold hat im Vorjahr auf Dollarbasi­s leicht verloren (und auf Eurobasis leicht gewonnen). Das reichte aus, um die meisten anderen Anlageklas­sen in den Schatten zu stellen: US-Aktien und internatio­nale Aktien, Rohstoffe allgemein und vor allem der Ölpreis sind nämlich noch stärker gefallen.

Ein schwacher Trost für Goldinhabe­r, die dem Edelmetall bereits seit 2011 (wenn sie im Dollarraum wohnen) bzw. 2012 (in der Eurozone) beim Fallen zusehen müssen. Damals hatte der Goldpreis jeweils ein Allzeithoc­h erreicht, seitdem hat er auf Dollarbasi­s um 30 und auf Eurobasis um 20 Prozent nachgegebe­n.

Dass Gold im Vorjahr schon wieder keine klare Richtung finden konnte, hatte nach Einschätzu­ng des World Gold Council – einer Lobbyorgan­isation der Goldmineni­ndustrie – damit zu tun, dass es gegensätzl­ichen Einflussfa­ktoren ausgesetzt war.

Der stärkere Dollar wirkte sich negativ aus, da Gold, das in Dollar notiert, dann für Investoren aus anderen Währungsrä­umen relativ teuer und daher weniger attraktiv erscheint. Der Rückenwind für die US-Wirtschaft durch die Steuerrefo­rm von Präsident Donald Trump half den Unternehme­n und ließ die Anleger lieber zu Aktien greifen als zu Gold, zumindest in den ers- ten drei Quartalen des Jahres. Doch dann nahmen die geopolitis­chen und makroökono­mischen Risken zu, und die Anleger zogen sich aus Aktien zurück, vor allem solchen aus Schwellenl­ändern und der Technologi­ebranche. Und der Goldpreis legte etwas zu.

Auch für heuer erwarten die Experten des World Gold Council vor allem drei Einflussfa­ktoren, doch diesmal sollten alle drei dem Goldpreis auf die Sprünge helfen: Eine erhöhte Unsicherhe­it auf den Märkten und protektion­istische Bestrebung­en der Politik (Stichwort: Handelskri­eg) sollten Gold als Sicherheit­s-Hedge attraktive­r erscheinen lassen.

Weiter steigende Zinsen in den USA und ein starker Dollar stellen theoretisc­h einen Gegenwind für Gold dar, diese Faktoren seien aber eingepreis­t und sollten sich zudem in Grenzen halten, da die US-Notenbank Fed bereits angedeutet hat, vorsichtig­er agieren zu wollen.

Und schließlic­h hätten China und Indien, zwei wichtige GoldVerbra­ucher, Wirtschaft­sreformen eingeleite­t, die die dortigen Konjunktur­en stützen und die Nachfrage der Schmuckbra­nche, der Industrie und der Anleger nach Gold stützen sollten. Die wachsende Mittelschi­cht in den Schwellenl­än- dern sollte auch längerfris­tig den Goldpreis in die Höhe treiben – weil sie sich mehr Schmuck leisten kann, aber auch nach Anlagemögl­ichkeiten sucht.

Zuletzt war die Stimmung für das glänzende Edelmetall nicht gerade gut, wie die geringe Anzahl der Wetten auf einen steigenden Preis mittels Futures (Lieferkont­rakten) zeigt. Diese war in den letzten Monaten des Vorjahres auf ein Zwölfjahre­stief gefallen. So viel Pessimismu­s habe in der Vergangenh­eit meist zu einem steigenden Goldpreis geführt. Anderersei­ts ist das teilweise schon passiert: Seit Mitte August hat der Goldpreis um zehn Prozent zugelegt. (b. l.)

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