Wie der Niedergang der Kirche aufzuhalten wäre
Höchste Zeit, das Kirchenbeitragsmodell aus der NS-Zeit loszuwerden.
Meldungen aus der Erzdiözese Salzburg berichten von einer geplanten Einsparung von ca. fünf Prozent im Budget mit einer zuerst angedachten Nulllohnrunde. Dagegen wurde ein Bericht über das Ende des Bildungshauses Mariatrost bei Graz geradezu als marginal mitgeteilt. Auch in Salzburg soll ein Bildungshaus zehn Prozent einsparen sowie das Bildungswerk und Sozial- und Familienberatung reduziert werden.
Die katholische Kirche muss sparen, weil die Austritte das Kirchenbeitragsaufkommen nicht mehr so stark wachsen lassen. Das wird in wenigen Jahren massiv wirksam werden. Wenn in Salzburg bei künftigen Pensionierungen nur ein Drittel der Stellen nachbesetzt werden soll, so Finanzkammerdirektor Cornelius Inama, wird das Ausmaß des Arbeitsplatzverlustes sichtbar.
Das nur noch in Österreich bestehende NS-Kirchenbeitragsmodell zum „Klingelbeutel“zu verniedlichen, vernebelt die Entwicklung der Kirche in Österreich. Den dramatischen Rückgang der Zahl der Katholiken in Österreich, von 89 Prozent (1950) auf 73 Prozent (2001) und 57 Prozent (2017) einzubremsen, wird nur gelingen, wenn die Regierung zusammen mit den Bischöfen das NS-Kirchenbeitragsgesetz zu überwinden gewillt ist, dessen Absicht „ein vernichtender Schlag gegen die Kirchenorganisation“war. Die Bischöfe haben 1939 dagegen noch geschlossen protestiert.
Die Bischofskonferenz hat schon in ihrem Amtsblatt 1998 festgestellt, dass für „zwei Drittel das Motiv für den Austritt der Kirchenbeitrag ist“. Dieser erkannte Hauptgrund wird gern mittels aktueller Themen verdrängt. Die 2018 exorbitant gestiegenen Austritte werden nach dem Vorbild der Kathpress unaufgeregt dargestellt, die Eintritte dafür umso größer hervorgestrichen.
Aber wer Religionsgemeinschaften für die Gesellschaft für bedeutsam hält und hinreichend finanziert sehen will, sollte ein Zukunftsmodell unterstützen. Die Reden über Zukunft der Kirchen und Mut in der Seelsorge gibt es ja seit 80 Jahren, ihre Wirkung ist kaum erkennbar.
Die Akzeptanz für eine Zwangssteuer aus der NS-Epoche läuft wie eine Sanduhr aus. Dass trotz der 58.378 Austritte noch mehr Kirchensteuer im Jahr 2018 eingetrieben wurde, hängt mit teilweise willkürlichen Erhöhungen, Schätzungen, Inflationsabgeltung von Kirchenbeitragsstellen zusammen.
Österreich ist weltweit das einzige Land mit einem Finanzierungssystem, bei dem Bischöfe als Geldeintreiber auftreten. In der Schweiz stellen die Gemeinden Kleriker und pastorale Mitarbeiter an, zumal 97 Prozent der eingehobenen Kirchensteuer in der Gemeinde verbleiben, nur ein Prozent kommt zum Bischof. Da liegen Welten dazwischen. Wer den römischen Zentralismus kritisiert, kann auch den diözesanen Zentralismus bei uns nicht ignorieren.
Das Festhalten am Kirchenbeitrag wird noch viele Arbeitsplätze in der Kirche kosten, aber vor allem die Austritte die Kirche zunehmend in die Bedeutungslosigkeit führen. In einigen Jahren wird die Zahl der Katholiken in Österreich unter 50 Prozent liegen.
Nur ein Finanzierungsmodell wie die Steuerwidmung in Italien, das Transparenz, Information über die Verwendung der Mittel und Kontrolle durch den Staat einschließt, wird Zukunft haben. Ein Modell also, bei dem jeder Bürger sich demokratisch für den Staat oder für eine anerkannte Religionsgemeinschaft engagiert.