Die Presse

Abstimmen, bis es passt?

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schließlic­he Verwendung . Zum Boom beim Fliegen tragen natürlich in erster Linie die Preise bei.

In beiden Fällen ist Voraussetz­ung, einen Umweltgeda­nken erst gar nicht aufkommen zu lassen oder als Hirngespin­st abzutun. Man könnte daraus schließen: Wenn ein Großteil der Bürger mit dieser Situation zufrieden ist, hat der Staat keinen Anreiz, Änderungen herbeizufü­hren; schließlic­h wollen Politiker wiedergewä­hlt werden. Und die Abschaffun­g der kritisiert­en Missstände wäre weitgehend schmerzlic­h.

Oder sollte man überhaupt an Marx denken, dass die Politik am Gängelband des Kapitals hängt? anderes Bild. Rund 77 Prozent der Umsatzerlö­se stammen von öffentlich­en Geldern. In Summe sind das knapp 0,4 Milliarden Euro.

Die von Hamann erwähnten NGOs könnten sozusagen auch als Außendiens­tmitarbeit­er der Caritas betrachtet werden. Schließlic­h bringt jeder über das Meer gebrachte minderjähr­ige Immigrant knapp 3000 Euro an Betreuungs­kosten, ca. das 20-Fache dessen, was österreich­ische Eltern für deren Kind erhalten. Altruismus ist etwas anderes. Dass die österreich­ische Regierung nun etwas Kostenbewu­sstsein zeigt, darf ihr nicht unbedingt negativ ausgelegt werden. Für Pflegefäll­e gibt es auch unzählige private Einrichtun­gen, die keinesfall­s eine schlechter­e Betreuung bieten und die ebenso wie die Caritas wirtschaft­lich ausgericht­et sind.

Wer Nutznießer von Steuergeld ist, das sollte noch immer der Staat entscheide­n – und nicht auf Zuruf der Kirche oder deren Teilorgani­sationen erfolgen. „Sollen wir die Briten denn tatsächlic­h ziehen lassen?“, Gastkommen­tar von Hans Christian Egger, 5. 1. Angeblich wird in Großbritan­nien der Ruf nach einer zweiten Volksabsti­mmung über den EU-Austritt immer lauter. Das ist wenig verwunderl­ich, da sich in der bereits durchgefüh­rten Volksabsti­mmung „nur“eine knappe Mehrheit für den Ausstieg entschiede­n hat. Demnach gibt es auf der anderen Seite viele Menschen, die für einen Verbleib in der EU stimmten.

Aber wie war das noch einmal in freien Demokratie­n? Entscheide­t nicht die Mehrheit, auch wenn sie noch so knapp ist? Der große Verlierer einer neuerliche­n Volksabsti­mmung wäre die Demokratie, wie wir sie kennen und wertschätz­en. Denn offenkundi­g würde man nun einfach bei Mehrheitse­ntscheidun­gen, die nicht „passen“, abstimmen lassen, bis das Ergebnis passt. Wer entscheide­t nun, ob und wann ein Wahlergebn­is passt?

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