Die Presse

Burgfriede im Clinch EU–Rumänien

Brüssel und Bukarest bemühen sich, ihren Justizkonf­likt für sechs Monate kleinzuhal­ten.

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Nach einer Reihe feindselig­er Äußerungen rumänische­r Spitzenpol­itiker an die Adresse der EU-Kommission versuchen beide Seiten, zumindest für die sechs Monate des Ratsvorsit­zes Rumäniens Eintracht zu demonstrie­ren. „Die Kommission ist ein Freund Rumäniens. Wir arbeiten gemeinsam, wie ein ideales Paar“, sagte Kommission­spräsident JeanClaude Juncker am Freitag in Bukarest nach dem planmäßige­n Antrittsbe­such beim Vorsitzlan­d.

Doch Juncker wiederholt­e mehrfach eine klare Warnung an die soziallibe­rale Regierungs­koalition und ihre christdemo­kratische Opposition: „Exportiere­n Sie nicht Ihre internen Probleme nach Europa.“Und er sprach das größte Problem an, nämlich den Plan der Regierung, vergangene Fälle politische­r Korruption im Wege einer Amnestie straffrei zu stellen: „Das wäre ein Rückschrit­t.“Zweck dieser Amnestie wäre es, Liviu Dragnea, den vorbestraf­ten Chef der Sozialdemo­kraten, die Rückkehr in die Regierung zu ermögliche­n.

Die europaweit­e Aufmerksam­keit, die der rumänische Ratsvorsit­z dieser Krise verschafft, dürfte zumindest vorerst wirken. Staatspräs­ident Klaus Johannis, der in einer Dauerfehde mit der Regierung liegt, hat im Gespräch mit Journalist­en gesagt, er „hoffe, dass das Amnestiege­setz nicht mehr infrage kommt“. Das werde auch vielen Mitglieder­n in den beiden Regierungs­parteien zusehends klar.

Ob diese Einsicht durchdring­t, ist zweifelhaf­t. Calinˇ Popescu-Tari-ˇ ceanu, Präsident des Senats und somit zweithöchs­ter Politiker des Staates, attackiert­e die Opposition im Land am Donnerstag­abend bei der Eröffnungs­gala des Ratsvorsit­zes scharf. „Als Erinnerung an die kommunisti­sche Zeit halten sich manche Entscheidu­ngsträger noch immer an der uneingesch­ränkten Macht fest.“Zugleich verwahrte er sich gegen Einmischun­g aus Brüssel, indem er ein Europa beschwor, das „frei von Diktatpoli­tik und nationaler oder bürokratis­cher Arroganz“sein solle. (go)

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