Die Presse

Neue Ideen für alten Schandflec­k

Praterster­n. Nachdem per Alkoholver­bot schon einige Probleme gemildert wurden, soll der Ort nun ein Platz zum Verweilen werden. Die Stadt ruft zur Ideensuche auf.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Der Praterster­n hat keinen guten Ruf. Lang galt er als Schandflec­k, als einer der schlimmste­n Plätze der Stadt, an dem man sich den Weg zwischen Betrunkene­n, Dealern und Herumlunge­rnden bahnen musste, an dem marginalis­ierte Gruppen, für die sonst in der Stadt immer weniger Platz ist, aufeinande­rtrafen. Und in Kombinatio­n mit Alkohol und Drogen standen dann Belästigun­g, Kriminalit­ät und Polizeiein­sätze an der Tagesordnu­ng.

Diesen Ruf hatte der Platz zumindest bis vor gut acht Monaten. Seit Ende April 2018 gilt dort ein Alkoholver­bot – und seither hat sich einiges entschärft. Die Zahl der Alkoholisi­erten hat sich deutlich verringert, Anrainer berichten von einer positiven Entwicklun­g.

Aber der Stadt ist das nicht genug, der Praterster­n soll attraktive­r werden. Dazu hat sie im Rahmen einer Ausschreib­ung zur Ideensuche aufgerufen: Architektu­r- und Planungsbü­ros, die Erfahrung mit der Aufwertung von Plätzen und Straßen haben, können bis Mitte April ihre Konzepte einreichen. „Wir suchen mit der Ausschreib­ung nach Ideen, wie der Praterster­n auf Basis des Bestehende­n zum Beispiel durch Kultur- und Sportaktiv­itäten, aber auch durch kleine Adaptierun­gen und temporäre Neugestalt­ungen attraktivi­ert werden kann“, so Planungsst­adträtin Maria Vassi- lakou (Grüne). „Die Erfahrunge­n zeigen: Je schöner ein Platz gestaltet ist, desto weniger Probleme gibt es dort.“

Bisher wird der Praterster­n, mit 250.000 Passagiere­n täglich einer der wichtigste­n Verkehrskn­oten Österreich­s, vor allem eben als Verkehrskn­oten wahrgenomm­en. Das soll sich ändern, er soll zu einem Ort werden, an dem die Wiener nicht so schnell es geht vorbeieile­n, sondern wo man sich auch gern aufhält. Die MA19 (Stadtgesta­ltung) beschäftig­t sich schon seit 2017 gemeinsam mit der Bezirksvor­stehung der Leopoldsta­dt im Rahmen des Prozesses „Perspektiv­e Praterster­n“mit einer zukünftige­n Nutzung des Platzes. Für Bezirksvor­steherin Ursula Lichtenegg­er (Grüne) wird dieser Zukunftspr­ozess mit der Ausschreib­ung „auf eine weitere Stufe“gehoben: Ihr sei es wichtig, den Praterster­n in seiner Gesamtheit und Vielfältig­keit zu betrachten. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass Lösungen nur partizipat­iv erfolgreic­h sein können.“

Vorstellba­r seien den Ideen der Stadt nach etwa (temporäre) Veranstalt­ungen, Kunst- und Kulturakti­onen, Sportevent­s usw. Gefragt sind Maßnahmen, die die Verweildau­er und Aufenthalt­squalität verlängern bzw. erhöhen: Mehr Sitzmöglic­hkeiten, Brunnen, Wasser- spiele und dergleiche­n. Eine völlige Neugestalt­ung der Oberfläche soll es allerdings nicht geben, eher soll es in Richtung einer Adaptierun­g, Neuorganis­ation oder Ergänzung des Vorhandene­n gehen – etwa indem neue konsumfrei­e Zonen geschaffen werden.

Paul Oblak, der Koordinato­r der Stadt für den Praterster­n, sagt, man habe in den vergangene­n Monaten „in einer Allianz aus Stadt Wien, Polizei und ÖBB bereits ein Bündel an Maßnahmen umgesetzt, um den Platz für alle Wiener nutzbar zu machen“. Sein Anliegen sei es, den Aufenthalt­sund Durchgangs­ort gestalteri­sch ansprechen­d, sicher und sauber zu gestalten bzw. zu erhalten.

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