Neue Ideen für alten Schandfleck
Praterstern. Nachdem per Alkoholverbot schon einige Probleme gemildert wurden, soll der Ort nun ein Platz zum Verweilen werden. Die Stadt ruft zur Ideensuche auf.
Der Praterstern hat keinen guten Ruf. Lang galt er als Schandfleck, als einer der schlimmsten Plätze der Stadt, an dem man sich den Weg zwischen Betrunkenen, Dealern und Herumlungernden bahnen musste, an dem marginalisierte Gruppen, für die sonst in der Stadt immer weniger Platz ist, aufeinandertrafen. Und in Kombination mit Alkohol und Drogen standen dann Belästigung, Kriminalität und Polizeieinsätze an der Tagesordnung.
Diesen Ruf hatte der Platz zumindest bis vor gut acht Monaten. Seit Ende April 2018 gilt dort ein Alkoholverbot – und seither hat sich einiges entschärft. Die Zahl der Alkoholisierten hat sich deutlich verringert, Anrainer berichten von einer positiven Entwicklung.
Aber der Stadt ist das nicht genug, der Praterstern soll attraktiver werden. Dazu hat sie im Rahmen einer Ausschreibung zur Ideensuche aufgerufen: Architektur- und Planungsbüros, die Erfahrung mit der Aufwertung von Plätzen und Straßen haben, können bis Mitte April ihre Konzepte einreichen. „Wir suchen mit der Ausschreibung nach Ideen, wie der Praterstern auf Basis des Bestehenden zum Beispiel durch Kultur- und Sportaktivitäten, aber auch durch kleine Adaptierungen und temporäre Neugestaltungen attraktiviert werden kann“, so Planungsstadträtin Maria Vassi- lakou (Grüne). „Die Erfahrungen zeigen: Je schöner ein Platz gestaltet ist, desto weniger Probleme gibt es dort.“
Bisher wird der Praterstern, mit 250.000 Passagieren täglich einer der wichtigsten Verkehrsknoten Österreichs, vor allem eben als Verkehrsknoten wahrgenommen. Das soll sich ändern, er soll zu einem Ort werden, an dem die Wiener nicht so schnell es geht vorbeieilen, sondern wo man sich auch gern aufhält. Die MA19 (Stadtgestaltung) beschäftigt sich schon seit 2017 gemeinsam mit der Bezirksvorstehung der Leopoldstadt im Rahmen des Prozesses „Perspektive Praterstern“mit einer zukünftigen Nutzung des Platzes. Für Bezirksvorsteherin Ursula Lichtenegger (Grüne) wird dieser Zukunftsprozess mit der Ausschreibung „auf eine weitere Stufe“gehoben: Ihr sei es wichtig, den Praterstern in seiner Gesamtheit und Vielfältigkeit zu betrachten. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass Lösungen nur partizipativ erfolgreich sein können.“
Vorstellbar seien den Ideen der Stadt nach etwa (temporäre) Veranstaltungen, Kunst- und Kulturaktionen, Sportevents usw. Gefragt sind Maßnahmen, die die Verweildauer und Aufenthaltsqualität verlängern bzw. erhöhen: Mehr Sitzmöglichkeiten, Brunnen, Wasser- spiele und dergleichen. Eine völlige Neugestaltung der Oberfläche soll es allerdings nicht geben, eher soll es in Richtung einer Adaptierung, Neuorganisation oder Ergänzung des Vorhandenen gehen – etwa indem neue konsumfreie Zonen geschaffen werden.
Paul Oblak, der Koordinator der Stadt für den Praterstern, sagt, man habe in den vergangenen Monaten „in einer Allianz aus Stadt Wien, Polizei und ÖBB bereits ein Bündel an Maßnahmen umgesetzt, um den Platz für alle Wiener nutzbar zu machen“. Sein Anliegen sei es, den Aufenthaltsund Durchgangsort gestalterisch ansprechend, sicher und sauber zu gestalten bzw. zu erhalten.