Die Presse

Lügen Sie nie für Ihr Unternehme­n

Ein VW-Mitarbeite­r befolgte unrechtmäß­ige Vorgaben. Nun sitzt er im Gefängnis und soll Millionen zahlen. Die Auswahl bei den Kündigunge­n wirkt für viele Beobachter befremdlic­h.

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Vor dreieinhal­b Jahren machte die US-Umweltschu­tzbehörde EPA den Dieselskan­dal bei VW publik. Seither hat der Konzern Milliarden an Strafen in den USA und Deutschlan­d sowie Schadeners­atz an US-Kunden bezahlt. Sonst ist das Thema von einer endgültige­n Aufarbeitu­ng aber noch weit entfernt. So klagen in Europa Tausende VW-Fahrer, deren Autos einen Wertverlus­t hinnehmen mussten, auf Entschädig­ung, gleichzeit­ig gibt es nach wie vor strafrecht­liche Ermittlung­en der Behörden dies- und jenseits des Atlantiks.

Und auch VW-intern ist das Thema noch nicht abgeschlos­sen. Eine „schonungsl­ose Aufklärung mit maximaler Transparen­z“hat der inzwischen wieder abgelöste Ex-Konzernche­f Matthias Müller in den ersten Monaten noch versproche­n. Es sollten also das System und die Firmen- kultur offengeleg­t werden, die die Manipulati­onen ermöglicht haben. Nur so könnte Ähnliches für die Zukunft vermieden werden.

Inzwischen scheint sich VW allerdings damit zu begnügen, einzelne Verantwort­liche zu definieren und auf diese sämtliche Schuld abzuladen. Diejenigen, die davon betroffen sind, trifft es dafür heftig. Das beste Beispiel dafür ist Oliver Schmidt. Der 49-Jährige war einst für Umweltfrag­en bei VW Nordamerik­a verantwort­lich. Er war es also, der den US-Umweltbeam­ten offen ins Gesicht gelogen hat, das ist klar. Dafür wurde er inzwischen auch zu sieben Jahren Haft verurteilt, da er so leichtsinn­ig war, trotz der Vorwürfe in die USA zu reisen.

Von VW wurde Schmidt bereits kurz nach seiner Verurteilu­ng gekündigt. Nun kommt es aber noch dicker: So fordert der Konzern die Kosten für die Verteidigu­ng und auch Schadeners­atz von dem Exmanager. Allein Ersteres soll vier Millionen Euro gekostet haben. Ähnliches soll sechs weiteren Mitarbeite­rn in Deutschlan­d

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