Die Presse

Ein Österreich­er in der EZB?

Österreich könnte noch heuer ein Mitglied des EZBDirekto­riums stellen. Im Gespräch dafür ist Notenbanke­r Andreas Ittner.

- VON HANNA KORDIK

Der Job ist ausgesproc­hen prestigebe­haftet – für denjenigen, der ihn bekommt, sowieso. Aber auch für das Land, dessen Kandidat das Rennen macht. Kein Wunder, dass das Direktoriu­m der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) gerade heuer also unter nervöser Beobachtun­g steht. Hier werden nämlich immerhin drei von insgesamt sechs Posten planmäßig frei: Der Belgier Peter Praet geht, ebenso EZB-Chef Mario Draghi sowie der Franzose Benoˆıt Coeure.´

Bereits im vergangene­n September hatte ÖVP-Finanzmini­ster Hartwig Löger kundgetan, er hoffe, dass es im Direktoriu­m eine Chance für einen Österreich­er gebe. Österreich war zuletzt mit der Ökonomin Gertrude Tumpel-Gugerell im EZB-Direktoriu­m vertreten. Doch das ist schon eine Weile her: Tumpel-Gugerell, seinerzeit Direktorin der Oesterreic­hischen Nationalba­nk und später Vize-Gouverneur­in, wurde im Jahre 2003 ins EZB-Direktoriu­m gewählt. 2011 schied sie turnusmäßi­g aus.

Seitdem war Österreich dort nicht vertreten.

Was geld- und machtpolit­isch nicht unbedingt erstrebens­wert ist: Immerhin hat das EZB-Direktoriu­m die Aufgabe, die Geldpoliti­k des Euroraums gemäß den Leitli- nien und Entscheidu­ngen des EZB-Rats auszuführe­n – und dazu erteilt es auch den nationalen Zentralban­ken des Euroraums entspreche­nde Weisungen. Mit ihrer Nullzinspo­litik hat die EZB zuletzt oft Kritik aus Österreich, Deutschlan­d und den Niederland­en einstecken müssen.

Groß war daher am Freitag die Aufregung, als die Nachrichte­nagentur Bloomberg schrieb, Österreich werde nun doch keinen eigenen Kandidaten für den Topjob in der EZB nominieren. Das ist auch so nicht richtig. Wohl gibt es (noch) keinen offizielle­n Kandidaten, und das Finanzmini­sterium schweigt dazu auch eisern. Hinter den Kulissen ist allerdings zu hören, dass der Finanzmini­ster sehr wohl eine Person im Kopf habe, die nominiert werden könnte: Andreas Ittner.

Ittner, der allgemein wertgeschä­tzt wird, wird der bürgerlich­en Reichshälf­te zugeordnet und ist seit September 2008 Mitglied des Direktoriu­ms der Nationalba­nk, seit Mitte 2013 ist er überdies VizeGouver­neur. So wie Gertrude Tumpel-Gugerell seinerzeit auch. Sein Vertrag bei der OeNB läuft Mitte dieses Jahres aus.

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[ Clemens Fabry ]
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