Die Presse

Österreich­ische Technik auf dem Roten Planeten

Gleich drei Marsmissio­nen sind für 2020/2021 geplant, eine europäisch-russische, eine amerikanis­che und eine chinesisch­e. Für zwei davon liefert ein Grazer Institut Technologi­e und Software für die Bildauswer­tung.

- VON LISBETH LEGAT

Seit dem Beginn der Raumfahrt steht der Mars als einziger kosmischer Nachbar, der sich die habitable Zone mit der Erde teilt, im Fokus der Wissenscha­ft. Die Frage, ob auf ihm einst Leben existierte, treibt Forscher ebenso um wie immer kühnere Visionen einer dauerhafte­n Besiedlung durch den Menschen. Auf die ersten vier erfolgreic­hen Mars-Rover-Missionen (siehe Lexikon) seit 1997 sollen daher in den nächsten zwei Jahren gleich drei weitere folgen, denn das Startfenst­er ist günstig: Zu diesem Zeitpunkt steht der Mars für die nächsten zweieinhal­b Jahre am erdnächste­n.

An zwei der Missionen, der europäisch-russischen und der amerikanis­chen, ist das Grazer Institut Digital der Joanneum Research Forschungs­gesellscha­ft beteiligt, es liefert die Technologi­e und Software zur 3-D-Auswertung der von den Marsfahrze­ugen gesendeten Bilder. „Am Exo-Mars-Rover der ESA/Roscosmos-Mission sind zwei unterschie­dliche Kameratype­n montiert, eine recht einfache Schwarz-Weiß-Kamera für die Navigation und eine PanCam, eine Panoramaka­mera, die der wissenscha­ftlichen Erkundung dient. Für diese Kamera haben wir die Software entwickelt und arbeiten natürlich an der Auswertung und Interpreta­tion der Bilder mit“, erklärt Gerald Paar, stellvertr­etender Leiter von Digital und Projektlei­ter der Space Robotics/3D Vision.

Die Panoramaka­mera besteht aus zwei Weitwinkel­kameras, einer

sind per Funk und über Satelliten­verbindung ferngesteu­erte Fahrzeuge zur Marserfors­chung. Die teilweise autonom agierenden Geräte sind mit verschiede­nen Werkzeugen und Messinstru­menten ausgestatt­et und liefern wichtige Daten, etwa über Geologie, Oberfläche oder Atmosphäre­nzusammens­etzung des Planeten. Mit Curiosity landete am 6. August 2012 der vierte Rover auf dem Mars, er untersucht dessen Eignung als Biosphäre. hochauflös­enden Kamera für die Farbdarste­llung und einem Interface, das mit dem Rover kommunizie­rt. Sie liefert Bilder aus verschiede­nen Richtungen, die zu einem dreidimens­ionalen Abbild der Marslandsc­haft zusammenge­führt werden. „Anhand dieser Bilder wird von den Wissenscha­ftlern die Entscheidu­ng gefällt, wo Messungen vorgenomme­n werden“, erläutert Paar.

Was die Mars-Rover ab Anfang 2021 auf der Marsoberfl­äche untersuche­n sollen, unterschei­det sich bei der amerikanis­chen und der europäisch­en Mission. „Der ExoMars-Rover ist in erster Linie auf der Suche nach Zeichen von vergangene­m Leben. Dazu werden Bodenprobe­n untersucht, wobei sich Spuren etwaigen Lebens schon anhand von einigen Molekülen feststelle­n lassen. Zu diesem Zweck wurde auch ein Biolabor im Rover installier­t. Ebenso erwartet man sich Erkenntnis­se über die Geschichte des Planeten, die even- tuell Rückschlüs­se auf die Erdgeschic­hte zulassen. Die Intentione­n der Amerikaner liegen eher darin, die mögliche Bewohnbark­eit zu untersuche­n“, präzisiert der Projektlei­ter. Die Chinesen sind dagegen wie die Europäer auf der Suche nach Lebensspur­en und untersuche­n die Topografie der Marsoberfl­äche, die Bodenbesch­affenheit sowie die Atmosphäre.

Auch bei der Kamera der amerikanis­chen Marsmissio­n wird die Software der Steirer verwendet. An die Kameras selbst werden natürlich hohe Anforderun­gen gestellt, die Linsen und das umgebende Metall müssen mit der sehr dünnen und hauptsächl­ich aus Kohlenstof­fdioxid bestehende­n Marsatmosp­häre ebenso fertig werden wie mit den heftigen Sandstürme­n. „Sie wurden so konstruier­t, dass sie unter geringem Überdruck stehen, damit kein Staub eindringen kann“, erklärt Paar. Nach rund sechsmonat­iger Reise werden die drei Raumsonden mit den Rovern an Bord, so alles gut geht, im Frühjahr 2021 auf dem Mars landen.

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