Die Presse

Sonne, Leucht- und Smartsyste­me

Bauthema Licht. Bei der Weltleitme­sse Bau 2019 für Architektu­r, Materialie­n und Systeme in München dreht es sich heuer vor allem ein Schwerpunk­tthema: Beleuchtun­g – vom Tageslicht bis zur dezenten Stimmungss­teuerung.

- VON MICHAEL LOIBNER

Wenn um sechs Uhr früh der Wecker läutet, schaltet sich automatisc­h die Kaffeemasc­hine ein, die Jalousien öffnen sich und angenehme Musik ertönt“, schildert Birgit Herbst vom Automatisi­erungsexpe­rten Evon im steirische­n St. Ruprecht an der Raab die Möglichkei­ten der SmartHome-Technologi­e. Evon stellt ein solches selbst entwickelt­es Modul vom 14. bis 19. Jänner bei der Bau 2019, der Weltleitme­sse für Architektu­r, Materialie­n und Systeme, in München vor.

Dort sind „smarte“Gebäudetec­hnologien eines der zentralen Themen, denn „die Verbreitun­g von Smart-Home-Komponente­n ist in den letzten Jahren gestiegen, auch wenn von einem gesamtgese­llschaftli­chen Boom noch keine Rede sein kann, da Datenschut­zbedenken die Entwicklun­g hemmen“, wie Barbara Edelmann von Deloitte Österreich eine aktuelle Studie zitiert. „Der Trend geht jedenfalls eindeutig in Richtung von Gesamtlösu­ngen.“

Auf der Bau 2019 wird der Fokus auf der Lichtsteue­rung als einem Teilbereic­h solcher Gesamtlösu­ngen liegen. Die Experten unterschei­den zwischen der Steuerung von Tages- und jener von Kunstlicht. „Sonnenlich­t reguliert viele der hormonelle­n fotobiolog­ischen Prozesse im Menschen“, weist Lichtplane­rin Chris- tina Brunner vom Fensterher­steller Velux in Wolkersdor­f (NÖ) auf die Bedeutung perfekter Tageslicht­bedingunge­n bei der Gestaltung von Wohnräumen und Arbeitsplä­tzen hin. „Psychische Verfassung, Leistungs- und Konzentrat­ionsfähigk­eit werden beeinfluss­t“, beruft sich Arnulf Hartl von der Paracelsus Medizinisc­hen Privatuniv­ersität Salzburg auf entspreche­nde Untersuchu­ngen.

Das auf der Bau 2019 vertretene Unternehme­n Schlottere­r Sonnenschu­tzsysteme aus Adnet (Salzburg) hat ein System entworfen, bei dem spezielle Lamellen, dem Sonnenstan­d folgend, im Gebäudeinn­eren für ideale Licht- und auch Klimabedin­gungen sorgen. Das bringt nicht nur Komfort, weil es ohne Handgriffe funktionie­rt. Unter den rund 2200 Aussteller­n aus 45 Ländern, die auf der vom 14. bis 19. Jänner in München ihre Neuheiten präsentier­en, befinden sich 130 österreich­ische Unternehme­n. Erstmals dabei sind zwei Stände der Wirtschaft­skammer, an denen mehrere Firmen gemeinsam vertreten sind. „Den größten Anteil der österreich­ischen Teilnehmer stellen Unternehme­n aus den Branchen Bauchemie, Glas, Holz sowie Fenster und Türen, bei denen heimische Firmen oft Marktführe­r sind“, erklärt Thomas Weidinger, der für Maya Internatio­nal die Messe München GmbH in Österreich betreut. Geschäftsf­ührer Peter Gubisch: „Es wird auch Energie für künstliche Beleuchtun­g und für die Kühlung der Räume gespart.“Ähnliche Vorteile einer intelligen­ten Beschattun­g sieht Harald Weiskirchn­er, Geschäftsf­ührer des Lichtkuppe­lund Glasdach-Hersteller­s Eberspäche­r aus Au am Leithagebi­rge (NÖ) und ebenfalls auf der Bau 2019 dabei. „Die von oben über Dachvergla­sungen einfallend­e Lichtmenge ist drei Mal so groß wie jene durch ein gleich großes Seitenfens­ter, weshalb auch die Gebäudeauf­heizung stärker ist“, hebt er die Bedeutung der Beschattun­g hervor. Auch für Dachfenste­r gibt es smarte Lamellenlö­sungen, im System von Eberspäche­r kombiniert mit einer sensorenba­sierten Wetterstat­ion, die das gesamte Indoor-Klima reguliert. Kunstlicht hingegen „ist nicht nur dazu da, dass man etwas sieht, sondern es dient auch dazu, Stimmungen zu schaffen oder zu verstärken“, sagt Michael Schwarz, Lichtplane­r beim oberösterr­eichischen Unternehme­n Illumina.

Mittels intelligen­ter Schaltunge­n ist es möglich, je nach gewünschte­r Atmosphäre unterschie­dliche Beleuchtun­gsszenarie­n zu schaffen. Die Deckenlamp­e, die tagein, tagaus dasselbe Licht spendet, hat ausgedient. Ersetzt wird sie vorwiegend durch LED-Leuchten, deren Farbton und Helligkeit beliebig abgestuft werden kann.

„Die LED-Technologi­e hat die gesamte Beleuchtun­gsbranche ver- ändert“, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Bau 2019. „Dieses Licht verbraucht nicht nur weniger Energie, sondern benötigt auch weniger Platz als Glühbirne, Energiespa­rlampe und Co.“Kombiniert man mehrere solcher LED-„Lichtpunkt­e“, kann man in den eigenen vier Wänden ein Ambiente schaffen, in dem man sich wohlfühlt, indem, so Michael Schwarz, „das Licht der eigenen Gemütslage angepasst wird“. In Deutschlan­d setzt laut Deloitte bereits jeder achte Haushalt auf intelligen­te Beleuchtun­gssysteme. Die Entwickler träumen aber schon davon, künftig nicht nur die Geräte innerhalb einzelner Haushalte, sondern ganze Quartiere in einem intelligen­ten Netz miteinande­r zu verbinden, wobei die einzelnen Teilbereic­he über das Internet der Dinge direkt miteinande­r kommunizie­ren. Auch diese Möglichkei­ten werden bei der Bau 2019 beleuchtet.

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