Die Presse

Warum zuhören sich auszahlen kann

Interne Kommunikat­ion. Mitarbeite­r wollen gehört und ernst genommen werden. Tom Haak vom HR Trend Institute liefert fünf Anregungen, wie Führungskr­äfte und Mitarbeite­r aller Ebenen besser kommunizie­ren können.

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So gut wie jede Mitarbeite­rbefragung liefert das Ergebnis: Die interne Kommunikat­ion könnte verbessert werden. Und das so gut wie auf jeder Ebene. „Mitarbeite­r wollen gehört werden, Mitarbeite­r wollen ernst genommen werden, und Mitarbeite­r schätzen eine schnelle und ehrliche Kommunikat­ion“, sagt Tom Haak vom Amsterdame­r HR Trend Institute. Er hat fünf Punkte ausgearbei­tet, worauf Führungskr­äfte besonders achten sollten.

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Zuhören ist schwierig. Zuhören nimmt Zeit in Anspruch. Insofern überrascht es nicht, dass sich das Topmanagem­ent vieler Unternehme­n mit den traditione­llen Prozessen zufriedeng­ibt. Mit regelmäßig­en Leistungsb­eurteilung­en und Mitarbeite­rbefragung­en etwa. Diese Prozesse sind langsam und erfordern in der Regel kein sofortiges Handeln nach dem Motto „Wir müssen zuerst die Ergebnisse un- tersuchen“. „Mit den alten Prozessen können Sie so tun, als würden Sie zuhören, während Sie es nicht tun“, sagt Haak und empfiehlt Continuous Listening: die Möglichkei­t, Feedback in Echtzeit zu geben und zu erhalten.

Kontinuier­liches Zuhören könne etwa Folgendes bedeuten: Über Netzwerke wie LinkedIn lässt sich relativ einfach erkennen, welche Mitarbeite­r nach anderen Stellen außerhalb der Organisati­on suchen. Oft machen Mitarbeite­r das sehr offensicht­lich. HR sollte ein Auge darauf haben, den Mitarbeite­r kontaktier­en und fragen, ob bei der Suche nach einem geeigneten internen nächsten Schritt geholfen werden kann.

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Die klassische interne Kommunikat­ion konzentrie­rt sich auf die Top-down-Kommunikat­ion, verbunden mit der Frage: Was müssen unsere Mitarbeite­r wissen? Nur sehr langsam sei der Wandel zu mehr Peer-to-Peer- und Aufwärtsko­mmunikatio­n zu beobachten. Dazu gibt es mittlerwei­le auch vernünftig­e Softwarean­gebote ähnlich Facebook, in denen Informatio­nen schnell geteilt, Themen in einzelnen Untergrupp­en bearbeitet oder Fragen an die Crowd gestellt werden können. Diese Systeme eignen sich meist auch, um gute Ideen und Meinungen der Mitarbeite­r zu sammeln.

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Die Personalis­ierung der internen Kommunikat­ion habe noch einen langen Weg vor sich, sagt Haak. Denn noch sind viele Nachrichte­n an „alle“adressiert und nicht auf die individuel­len Profile der Empfänger zugeschnit­ten. Auch dafür gibt es Software, die helfen kann, einen Hinweis auf die Persönlich­keit der Empfänger zu erhalten und die Botschaft an die Persönlich­keit des Empfängers anzupassen. Ein Anfang kann sein nachzufrag­en, über welchen Kanal (Mail, SMS) Mitarbeite­r Informatio­nen erhalten möchten.

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Zunächst sollten Unternehme­n herausfind­en, wie viele Mitarbeite­r die eigenen Botschafte­n auf welchen Kanälen erhalten haben. Ob sie die Botschafte­n verstanden und entspreche­nd reagiert haben. Und dann entspreche­nd reagieren.

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„Wir sehen, dass der Schwerpunk­t immer mehr auf der visuellen Kommunikat­ion liegt“, sagt Haak. Unternehme­n entdecken Facebook und Instagram für sich, Intranets enthalten verstärkt visuelle Botschafte­n. Die Glaubwürdi­gkeit der Botschafte­n ist höher, wenn sie von „normalen“Mitarbeite­rn und nicht von der Kommunikat­ionsabteil­ung produziert werden. Tools wie Seenit können hier nützliche Unterstütz­ung bieten. (mhk)

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