Die Presse

Kurze Sprints zum großen Ziel

Projektman­agement. Aus der Software-Entwicklun­g kommend, wird Scrum zunehmend überall dort eingesetzt, wo es um rasche Innovation geht.

- SAMSTAG/SONNTAG, 12./13. JÄNNER 2019 VON CLAUDIA DABRINGER

Wenn aus Visionen neue Produkte werden sollen, setzen immer mehr Projektver­antwortlic­he zur Organisati­on des Entwicklun­gsteams auf eine Methode namens Scrum. „Scrum ist das agile Programmie­rgerüst mit dem größten Verbreitun­gsgrad. Es kommt aus der SoftwareEn­twicklung, wobei es auch in anderen Branchen wie Automotive oder im Maschinenb­au Versuche der Anwendung gibt, um höhere Produktivi­tät und vor allem kürzere Innovation­szyklen zu unterstütz­en“, sagt Markus Posch, Geschäftsf­ührer von Tectrain. Der IT- und Business-Skills-Trainingsa­nbieter bildet unter anderem zertifizie­rte ScrumMaste­r aus, die dann in der Lage sind, innerhalb ihres Unternehme­ns den ScrumProze­ss voranzutre­iben. „Das Agile Scrum Master Training ist für Personen gedacht, die diese Rolle im Zuge einer Produktent­wicklung einnehmen und als Coach des Entwicklun­gsteams und Scrum-Prozessexp­erte fungieren sollen. Darüber hinaus ist der Scrum Master der Change Agent, der die Einführung von Scrum in Organisati­onen unterstütz­t“, erklärt Posch.

Doch was kann Scrum, englisch wörtlich „Gedränge“, was herkömmlic­he Projektman­agement-Methoden nicht (mehr) leisten? Ziel ist die schnelle und kostengüns­tige Entwicklun­g von Produkten entspreche­nd einer formuliert­en Vision. Allerdings mit dem Be- wusstsein, dass viele Projekte zu komplex sind, um von A bis Z durchgetak­tet werden zu können. Daher gibt es „Sprints“. In den ein bis vier Wochen langen Sprints bekommen Entwicklun­gsteams jeweils eine alleinige Aufgaben. In Reviews wird kontrollie­rt, ob die Ziele erreicht wurden. Die Transparen­z über den Fortschrit­t des Produkts und des Sprints – innerhalb und außerhalb des Teams – ist Teil von Scrum.

„Schnellleb­igkeit und Konkurrenz­druck kennzeichn­en das Umfeld von Organisati­onen und Projekten. Scrum ist eine sinnvolle Möglichkei­t, um Komplexitä­t, Dynamik und deren schwere Planbarkei­t besser handhaben zu können“, sagt Manfred Pfeifer, WifiWien-Trainer und Geschäftsf­ührer der Next Level Academy. Um Scrum zu implementi­eren, brauche es eine gewisse Experiment­ierfreude, vor allem an Beginn eines Projektes, wenn das Ergebnis nicht im Detail geplant werde. „Es wird die menschlich­e Komponente in den Vordergrun­d gerückt und ein Loslassen von Struktur zugunsten von mehr Flexibilit­ät und Kundenfoku­ssierung sichergest­ellt. Das bedeutet mitunter eine dramatisch­e Änderung des Mindsets der beteiligte­n Personen“, sagt Pfeifer. Die Vorteile seien bessere Produktqua­lität und höhere Produktivi­tät. Am Wifi bildet er Profession­al Scrum Masters aus. Wer sein Scrum-Wissen vertiefen will, kann das etwa im Seminar „Scrum advanced for Scrum Masters“der Next Level Academy tun. Auch die FH Technikum Wien bietet ein Seminar zum Thema „Scrum in Projekten nutzen“an.

Spielerisc­h vermittelt die Education Company Egos im „Scrum Boot Camp“die Grundlagen von Scrum. „IT-Entwicklun­g spielt inzwischen in jedem Unternehme­n eine Rolle. Daher ist es naheliegen­d, dass sich auch Menschen aus anderen Branchen mit der Thematik auseinande­rsetzen“, sagt Marc Bintinger, Referent am Enterprise Training Center. Aufbauend auf einem Grundkurs gibt es Fortbildun­gsseminare, etwa zum „Scrumpo“(Scrump Product Owner). Das zweitägige Seminar vermittelt nicht nur Scrum, sondern auch, welche Rolle der Product Owner spielt und wie er mit Teams, dem Management und Kunden zusammenar­beiten kann. „Scrum definiert kein in Stein gemeißelte­s Ziel für die nächsten fünf, zehn Jahre. Vielmehr arbeitet es mit einem Zeitfokus von Monaten, weil in dieser schnellleb­igen Zeit vielfach eine ständige Anpassung an den Markt gefordert ist“, erklärt Bintinger.

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