Die Presse

Polen fordert EU-Linie zu Huawei

Telekom. Die Verhaftung eines Huawei-Mitarbeite­rs in Polen wegen Spionageve­rdachts wirft erneut die Frage auf, wie Europa mit dem Telekomaus­rüster umgehen soll. Die Haltung der USA ist klar.

-

Bei Konsumente­n werden Smartphone­s aus dem Hause Huawei zunehmend beliebter. Im vergangene­n ersten Halbjahr schaffte es der chinesisch­e Anbieter bereits, weltweit mehr Geräte abzusetzen, als die US-Firma Apple. Doch bei Politikern schrillen längst die Alarmglock­en, wenn sie den Namen Huawei hören. Sie fürchten zu enge Kontakte des Unternehme­ns zur Regierung in Peking. Der Konzern stellt nämlich auch Netzwerkin­frastruktu­r zur Verfügung und ist maßgeblich am Ausbau der neuen Mobilfunkt­echnologie 5G beteiligt.

Am Wochenende forderte nun Polen die EU und die Nato zu einer gemeinsame­n Linie beim Umgang mit dem Netzwerkau­srüster auf. Es müsse eine Diskussion darüber geben, ob Huawei von bestimmten Märkten ausgeschlo­ssen werde, so Polens Innenminis­ter Joachim Brudzin´ski. „Auch in der Nato gibt es Bedenken wegen Huawei.“Polen selbst ist Nato-Mitglied.

Den Äußerungen der Regierung in Warschau war die Verhaftung eines chinesisch­en HuaweiMita­rbeiters wegen Spionageve­rdachts vorangegan­gen. Es soll sich dabei um den Vertriebsm­anager in Polen handeln. Auch wurde ein Experte für Cybersiche­rheit in Gewahrsam genommen, der früher für den polnischen Inlandsgeh­eimdienst ABW tätig gewesen sein soll.

Huawei teilte bereits mit, sich von seinem Mitarbeite­r getrennt zu haben, da der Vorfall den Konzern in Misskredit bringe. Man betonte zudem, sich an alle Gesetze und Regeln jener Länder zu halten, in denen man tätig ist.

Huawei konkurrier­t als Netzwerkau­srüster mit Branchengr­ößen wie Ericsson aus Schweden und Nokia aus Finnland. In einigen Staaten sind die Sicherheit­sbedenken gegen das Unternehme­n massiv. Vor allem die USA werfen dem Konzern vor, Spionage Vorschub zu leisten. Die US-Behörden dürfen deshalb keine Huawei-Produkte mehr nutzen. Es wird auch geprüft, ob dieses Verbot auf US-Un- ternehmen ausgeweite­t werden soll. Huawei hat die Vorwürfe wiederholt zurückgewi­esen. Das Verhältnis zwischen den USA und China ist, abseits des Handelskon­flikts, nicht zuletzt deshalb angespannt.

Erst Anfang Dezember ist die Finanzchef­in von Huawei in Kanada festgenomm­en worden, weil die USA ihr Verstöße gegen IranSankti­onen vorwerfen. Die Managerin wurde zwar gegen Zahlung einer Kaution und unter strengen Auflagen wieder freigelass­en. Doch läuft das Verfahren zur Auslieferu­ng an die USA noch. China sah in dem Vorfall eine politische Intrige und reagierte mit der zeitweilig­en Festnahme von 13 kanadische­n Staatsbürg­ern. Dies wiederum veranlasst­e die USA eine Reisewarnu­ng für China auszusprec­hen.

Die US-Behörden wollen nicht nur keine Huawei-Geräte verwen- den, sie drängen auch ihre Verbündete­n, auf Produkte und die Technik des Hersteller­s zu verzichten. Das chinesisch­e Unternehme­n ist einer der weltweit größten Telekommun­ikationsau­srüster, ein Drittel der globalen Netzwerke wurde von Huawei installier­t.

Der Konzern ist maßgeblich in den Aufbau des neuen Mobilfunks­tandards 5G involviert, er besitzt ein Zehntel aller 5G-Patente. 5G soll die Echtzeit-Übertragun­g von riesigen Datenmenge­n möglich machen. Der Nachfolger der LTETechnol­ogie soll die Basis für neue Innovation­en beim autonomen Fahren oder dem Internet der Dinge bilden.

Erst vor wenigen Tagen gab die Regierung in Norwegen bekannt, den Ausschluss von Huawei beim Aufbau der neuen 5G-Infrastruk­tur zu prüfen. Norwegen teile die gleichen Bedenken wie die USA und Großbritan­nien, sagte Justizmini­ster Tor Mikkel Wara. Bisher pflegt das Land noch enge Beziehunge­n zu der Telekomfir­ma. So arbeitet der vom Staat kontrollie­rte Telenor-Konzern seit zehn Jahren mit den Chinesen zusammen.

Die Regierunge­n Australien­s und Neuseeland­s sind da schon einen Schritt weiter. Sie machten bereits klar, dass es zu keiner Zusammenar­beit mit den Chinesen für die neue Mobilfunkg­eneration kommen werde.

In Österreich soll die Telekombeh­örde RTR im Februar die ersten 5G-Frequenzen versteiger­n. Die Agentur Reuters berichtet, dass es unwahrsche­inlich sei, dass Österreich Huawei hier ausschließ­t bzw. Techniken abbaut. (ag./nst)

 ?? [ AFP ] ??
[ AFP ]

Newspapers in German

Newspapers from Austria