Die Presse

Silber hat schon einmal mehr geglänzt

Edelmetall­e. Silber ist schon lang nicht mehr der Inbegriff von Reichtum. Eine sinkende Nachfrage hat dem Silberprei­s auch im Vorjahr zugesetzt. Vor allem bei Käufern von Münzen und Barren hat das Interesse nachgelass­en.

- VON BEATE LAMMER

Jahrhunder­telang war Silber richtig viel wert. Bis zum Ende des 19. Jahrhunder­ts lag die Gold-Silber-Ratio meist unter 20. Das bedeutet, dass man um weniger als 20 Unzen Silber bereits eine Unze Gold erhielt. Währungen waren vielfach durch Silber gedeckt. All das erklärt den Mythos des Silbers, das heute noch neben Gold als Inbegriff des Reichtums gilt, obwohl der Glanz von Silber merklich nachgelass­en hat. Wer heute ein paar Silbermünz­en sein Eigen nennt, kann sich längst nicht mehr reich nennen. Er müsste derzeit schon 82 Silbermünz­en besitzen, um eine einzige gleich große Goldmünze erwerben zu können. Die Gold-Silber-Ratio liegt damit auch deutlich über dem Schnitt von 1970 bis heute. In diesem Zeitraum war Gold durchschni­ttlich 58 Mal so teuer wie Silber, wie Bloomberg-Daten zeigen.

Manche meinen, das habe damit zu tun, dass Silber stärker schwankt als Gold. In guten Phasen für Edelmetall­e kostet es relativ viel, weil es stärker nach oben ausschlägt, in schlechten Zeiten relativ wenig. Damit bestünde nun Nachholbed­arf für Silber.

Die Anleger schienen das zuletzt nicht so zu sehen. Zwar hat sich der Silberprei­s im Dezember ein wenig erholt, mit knapp 16 Dollar kostete eine Feinunze zuletzt allerdings nicht einmal die Hälfte von dem Preis, den man 2011 dafür hinlegen musste.

Die Nachfrage nach Silber dürfte im Vorjahr um drei Prozent auf 963 Millionen Unzen gefallen sein, wie aus Daten des Silver Institute hervorgeht. (Das Angebot ist hingegen leicht auf 998,4 Millionen Unzen angestiege­n.) Rückläu- fig war vor allem die Nachfrage nach neu geprägten Münzen und Barren. Sie sank zum dritten Mal in Folge, und zwar um zwölf Prozent auf 124,8 Millionen Unzen. Die Anleger deckten sich zumeist auf dem Sekundärma­rkt ein, kauften alte Münzen, und das genügte.

Anders als Gold, das zum Großteil von der Schmuckbra­nche und von Anlegern gekauft wird, während nur ein einstellig­er Prozentsat­z von der Industrie verarbeite­t wird, wird Silber zu 60 Prozent industriel­l verwertet. Man benötigt es we- gen seiner antibakter­iellen Wirkung in der Medizin und für Beschichtu­ngen, für Computerch­ips, für Handys, für die Autoindust­rie und für Solarzelle­n.

Im Vorjahr waren jedoch weder die Industrie noch die Juweliere eine Stütze für den Silberprei­s. Die Nachfrage der Schmuckind­ustrie hat leicht nachgelass­en, weil sich in Indien und China die Konjunktur­abschwächu­ng langsam bemerkbar macht. Auch die Industrie dürfte im Vorjahr mit 585 Millionen Unzen weniger Silber nachgefrag­t haben als noch 2017. Ein Grund liegt in der Politik der bei-

Wer mit einem steigenden Silberprei­s rechnet, kann neben Münzen, Barren, Silber-ETFs (Fonds, die mit Silberbarr­en unterlegt sind) und Zertifikat­en (Wertpapier­en, die den Silberprei­s nachbilden und je nach Ausgestalt­ung auch einen Sicherheit­spolster oder einen Hebel bieten) auch Aktien von Unternehme­n kaufen, die Silber fördern. Zu den größten Silberprod­uzenten gehören Fresnillo, KGHM Polska Miedz,´ Glencore oder Goldcorp. Sie alle fördern freilich nicht nur Silber, sondern auch andere Rohstoffe.

Den Anlegern beschert das immerhin eine gewisse Streuung, falls sich Silber doch nicht so gut entwickeln sollte wie erwartet. Anderersei­ts können sie nicht rein auf das Edelmetall setzen.

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