Niedertracht
T ürkis-Blau hat dem Wort Niedertracht zu einer Renaissance verholfen. Vor allem linke Intellektuelle verwenden dieses Wort nun oft und gern abschätzig (der linke Intellektuelle würde jetzt pejorativ verwenden), um das Tun der Regierung von ÖVP und FPÖ zu beschreiben.
Warum genau dieses Wort? Nun, es hat einen gewissen literarischen Glanz, womit sich der linke Intellektuelle von anderen Regierungskritikern oder – horribile dictu – Regierungsbefürwortern abgrenzen kann. Und möglicherweise hat es auch damit zu tun, das -tracht in Niedertracht steckt – man die Hinterwäldler solcherart also besser vorführen kann. Wobei: Seit VdB ist das mit der Tracht auch nicht mehr so. Allerdings: Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier, und einmal gefasste (Vor-)Urteile – Tracht ist gleich böse – bekommt er nicht so einfach aus sich heraus.
Der Vorteil der Niedertracht ist jedenfalls, dass man sich selbst über diese erheben kann – auch ohne allzu viele Erklärungen anfügen zu müssen. Denn in der eigenen Blase wird man damit ohnehin verstanden. Und das ist schließlich das Wichtigste.
Würde man derzeit für jede Verwendung des Wortes Niedertracht einen Euro bekommen, man könnte jeden Tag Steak mit Blattgold essen. (oli)