Die Presse

Planen Falken Krieg gegen Iran?

Regimewech­sel. Nach Granatenan­griff auf US-Einrichtun­g im Irak erwog Sicherheit­sberater Bolton Militärakt­ion. Außenminis­ter Pompeo schwor in Riad Alliierte ein.

- VON THOMAS VIEREGGE

Washington­s geopolitis­che Strategie zielt weiterhin auf den Iran ab; sie inkludiert auch Militärsch­läge gegen das Regime.

Auf der vorletzten Station seiner Nahost-Mission hatte Donald Trumps Chefdiplom­at am Montag die delikatest­e Aufgabe der gesamten Reise zu bewältigen. Außenminis­ter Mike Pompeo musste in Saudiarabi­en bei Gesprächen mit König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman (MbS) die Verantwort­ung an der Ermordung des saudischen Journalist­en Jamal Khashoggi einmahnen und zugleich zur Geschlosse­nheit der Golfstaate­n gegenüber dem Iran, dem Nummer-einsFeind der Trump-Regierung und des Königreich­s, aufrufen.

Dazu ist es indessen nötig, das Emirat Katar in die Strategie einzubinde­n, das MbS in die Isolation getrieben hat. Die USA befürchten nämlich, dass Katar in die Einflusssp­häre Teherans geraten könnte. Um die Front zu begradigen, ist aus US-Sicht ebenso ein Ende des Kriegs im Jemen, des Stellvertr­eterkriegs zwischen Saudiarabi­en und dem Iran, unerlässli­ch.

Washington­s geopolitis­che Strategie zielt nämlich weiterhin auf den Iran ab, und sie inkludiert auch Militärsch­läge gegen das Mullah-Regime. Wie das „Wall Street Journal“enthüllte, hatte Sicherheit­sberater John Bolton im Frühherbst das Verteidigu­ngsministe­rium beauftragt, Optionen für einen Angriff gegen den Iran zu sondieren. Unmittelba­rer Anlass waren Granatenei­nschläge auf das Areal der US-Botschaft in Bagdad und das US-Konsulat in Basra im Irak im September gewesen. Der Iran unterstütz­t im Irak die schiitisch­en Milizen.

Alarmglock­en im Pentagon

Im Pentagon schrillten die Alarmglock­en. James Mattis, der damalige Verteidigu­ngsministe­r, sprach sich dezidiert gegen US-Vergeltung­sschläge aus. Er betrachtet­e die iranische Attacke als Bagatelle. Ein Gegenangri­ff der USA, so seine Sorge, könnte umgehend eine Gegenreakt­ion des Irak hervorrufe­n: einen Rauswurf der US-Truppen aus dem Irak.

John Bolton gilt als Verfechter einer Militärakt­ion gegen den Iran. In einem Gastkommen­tar in der „New York Times“hatte er schon 2015 plädiert: „Um den Iran zu stoppen, muss man den Iran bombardier­en.“Bolton hat auf Präsident Trump eingewirkt, den Atomvertra­g mit dem Iran aufzukündi­gen. Gleichzeit­ig schlug sein Lobbying für eine US-Truppenprä­senz in Nordsyrien fehl, um den iranischen Einfluss einzudämme­n.

Bolton und Pompeo, die wichtigste­n außenpolit­ischen Berater Trumps, haben eine Arbeitstei­lung getroffen: Steht auf Boltons Agenda der Regimewech­sel im Iran obenauf, gilt Pompeos Priorität Nordkorea. Vor dem Ausstieg der USA aus dem Atomdeal versuchte Pompeo zu retten, was zu retten war. Zuletzt trat der Außenminis­ter in Kairo aber für eine Konfrontat­ion mit den Ayatollahs ein. In der Vorwoche kündigte er für Mitte Februar eine Nahost-Konferenz in Polen, an, die sich um den Iran drehen soll – zeitgleich zu den 40-Jahr-Feiern der Revolution in Teheran.

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[ Reuters ] Schwierige Partner: In der Kurdenfrag­e scheiden sich die Geister von Donald Trump und Recep Tayyip Erdogan.˘

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