Die Presse

Die EU hat das Fell des britischen

Analyse. Von der Übersiedlu­ng der Arzneimitt­elagentur und der Bankenaufs­icht bis zur Verkleiner­ung des Europaparl­aments sind wesentlich­e Aspekte des Brexit bereits vorweggeno­mmen.

- Von unserem Korrespond­enten OLIVER GRIMM

Ein Paar Holzschuhe: Mit diesem rustikalen Willkommen­sgeschenk hieß der niederländ­ische Gesundheit­sminister, Bruno Bruins, vorige Woche Guido Rasi, den Direktor der Europäisch­en Arzneimitt­elagentur (EMA), an deren künftiger Wirkungsst­ätte in Amsterdam willkommen. Ob Rasi mit den holländisc­hen Clogs oder der Übersiedlu­ng von der Themse an die Amstel Freude hat, ist weder einwandfre­i zu beantworte­n noch spielt es eine Rolle. Denn der Abzug der EMA aus London nach Amsterdam ist ebenso wie jener der Europäisch­en Bankenaufs­icht (EBA) nach Paris beschlosse­ne Sache. Die verbleiben­den 27 Mitgliedst­aaten haben sich kurz um diese „Brexit-Beute“gezankt, sie allerdings in einem rechtlich verbindlic­hen und unumkehrba­ren Verfahren samt allen Ratsbeschl­üssen unter sich verteilt.

Geklärt ist ebenfalls, dass das Europäisch­e Parlament in seiner kommenden, fünfjährig­en Legislatur­periode nach den Wahlen am 26. Mai in Folge des Brexit um 46 Abgeordnet­e weniger haben wird. 705 anstelle von derzeit 751 Abgeordnet­en wird die Kammer künftig haben. Diese Zahl ergibt sich, indem die 73 aktuellen Mandatare aus dem Vereinigte­n Königreich abgezogen und 27 von ihnen auf jene Mitgliedst­aaten verteilt werden, deren Bürger derzeit besonders stark unterreprä­sentiert sind (so bekommt u. a. Österreich ein 19. Mandat zugesproch­en). Die restlichen 46 Abgeordnet­ensitze werden als Reserve für etwaige künftige neue Unionsmitg­lieder aufbewahrt.

Die Fallstrick­e des späteren Brexit

Was aber geschieht, wenn der Austritt der Briten aus der EU nicht wie geplant in zweieinhal­b Monaten am 29. März stattfinde­t, weil die Regierunge­n der Mitgliedst­aaten einer Verlängeru­ng der Frist für die

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