Die Presse

Dänischer Staatsbürg­er per Handschlag

Verpflicht­endes Händeschüt­teln für neue Dänen.

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Neun Jahre Aufenthalt im Land, Sprachtest, Einwanderu­ngsprüfung, finanziell­e Absicherun­g und keine Vorstrafe sind Voraussetz­ungen dafür, die dänische Staatsbürg­erschaft zu erwerben. Seit Jahreswech­sel gibt es eine neue Pflicht: einen Handschlag mit einem dänischen Gemeindeve­rtreter. Am Donnerstag findet eine solche Zeremonie erstmals statt. Integratio­nsminister­in Inger Støjberg hat angekündig­t, dabei selbst die Hände angehender Dänen zu schütteln.

Sie hatte den verpflicht­enden Handschlag auf Facebook als „sichtbares Zeichen, dass man Dänemark ins Herz geschlosse­n hat“, bezeichnet und mit Geldstrafe­n gedroht, sollten sich Gemeinden nicht an die Vorschrift­en halten. Einige Bürgermeis­ter kündigten Widerstand an – sie wollen Beamte beiderlei Geschlecht­s für die Zeremonie abstellen. Manche Muslime, aber auch orthodoxe Juden, verweigern aufgrund ihrer religiösen Ansichten das Berühren eines Menschen anderen Geschlecht­s.

In Dänemark sei es üblich, einander die Hand zu geben, sagte der Abgeordnet­e Martin Henriksen von der Dänischen Volksparte­i: „Wenn jemand so etwas Einfaches nicht machen kann, dann gibt es keinen Grund für ihn, ein dänischer Staatsbürg­er zu werden.“Seine rechtspopu­listische Partei ist nicht direkt an der dänischen Minderheit­sregierung beteiligt, stützt diese aber. Sie gilt als treibende Kraft hinter der neuen Regelung. Henriksen gab auch offen zu, dass das Gesetz vor allem auf Muslime abziele.

Nicht allen in der liberalkon­servativen Regierungs­partei Venstre gefällt der Kurs von Premier Lars Løkke Rasmussen und Ministerin Stöjberg. Doch die Abhängigke­it von der Dänischen Volksparte­i ist groß. Rasmussen selbst beschwicht­igt, es gebe ja keine Pflicht, Däne zu werden. Dänemark verschärft­e den Kurs gegen Migranten zuletzt. Seit Sommer gilt auch ein Burka-Verbot. (ag./klepa)

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