Die Presse

Das Schmerzeng­eld der Handballer

Handball-WM. Reich werden die wenigsten Profispiel­er. Über Geld, Härteeinla­gen und Imageprobl­eme.

- Aus Herning berichtet CHRISTOPH GASTINGER

Handball, und das ist keine Übertreibu­ng, gilt als eine der härtesten Sportarten der Welt. Manch Szene schmerzt schon beim bloßen Zusehen, während der 60 Minuten auf dem Feld wird kräftig ausgeteilt und eingesteck­t. In gewisser Weise ist dieser Sport mit Sicherheit auch Raubbau am eigenen Körper. „Nach einer Karriere gibt es keinen Spieler, der behaupten kann, dass noch jedes Gelenk und jeder Knochen intakt ist“, sagt Sebastian Frimmel, „du machst deinen Körper einfach kaputt“. Der 23-Jährige kommt im Nationalte­am bei der WM in Dänemark am linken Flügel zum Einsatz und bleibt dort weitestgeh­end von Härteeinla­gen verschont.

Vor allem im Rückraum und am Kreis, also zentral vor dem Tor und von den Gegenspiel­ern in der Deckung regelmäßig „bearbeitet“, müssen sich Spieler eine dicke Haut, „einen Panzer“, wie Frimmel sagt, zulegen. „Kreisläufe­r könnte ich nie im Leben sein, dafür musst du schon ein bisschen verrückt sein.“Noch härter als Handball ist laut dem Wiener nur Rugby, auch Eishockey und Football seien „extrem hart“, der Vergleich mit diesen beiden Sportarten aber hinke ein wenig, „weil mit Ausrüstung gespielt wird“. Für Frimmel stehe jedenfalls fest, dass Handballer in Relation zu anderen Sportarten „zu wenig verdienen“. Die Gehaltssch­ere geht dabei weit auseinande­r. Laut „Presse“-Informatio­nen stehen im österreich­ischen WMKader Spieler, die bei ihren Klubs monatlich rund 1500 Euro netto verdienen. In der Handball Liga Austria (HLA) bezieht nur eine Handvoll Akteure über 2500 Euro pro Monat, die höchsten Gehälter bezahlen die Vorarlberg­er Klubs Hard und Bregenz.

Frimmel schaffte vergangene­n Sommer den Sprung von Westwien zu den Kadetten Schaffhaus­en, der Topadresse in der Schweiz. Der Flügelspie­ler spricht von einer „erhebliche­n finanziell­en Steigerung“, die der Wechsel mit sich gebracht hat. „Ich kann jetzt gut vom Handball leben.“In Schaffhaus­en verdient Frimmel so viel Geld, wie er in Österreich nirgends hätte verdienen können. Die Schweiz könnte zudem als Sprungbret­t nach Deutschlan­d dienen, die Bundesliga stellt rein sportlich immer noch das Schlaraffe­nland dar.

Finanziell über allen anderen Klubs thront jedoch Paris SG. Die Franzosen stellen mit Nikola Karabatic´ (FRA), Thierry Omeyer (FRA), Mikkel Hansen (DEN), Sander Sagosen (NOR) oder Uwe Gensheimer (GER) eine kleine Weltauswah­l. Dank der Öl-Millionen aus Katar sollen Karabatic´ und Hansen die einzigen Handballer sein, die ein Jahresgeha­lt oberhalb der Millioneng­renze beziehen.

Wie viele junge Handballer träumt auch Frimmel vom Engagement bei einem europäisch­en Topklub, von Titeln. „Ich will eine gute Karriere hinlegen, mir in zehn Jahren keine Vorwürfe machen müssen, nicht alles probiert zu haben.“

Dass Handball in Österreich womöglich nicht den Stellenwer­t genießt, den sich der Sport in den vergangene­n Jahren eigentlich erarbeitet hat (sechs Teilnahmen bei Großereign­issen seit 2010), ärgert ihn. „Meine Wahrnehmun­g ist, dass man sich in Österreich schon etwas damit abgefunden hat, als Handballer kein Star zu sein. Dabei haben wir zum Beispiel viel mehr erreicht als die Fußballnat­ionalmanns­chaft. Wir können uns in Zukunft nur so präsentier­en, dass man einfach nicht mehr an uns vorbeikomm­t.“

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