Dann soll doch Italien seinen Leonardo feiern!
Nach dem Bruegel-Jahr kommt das Da-Vinci-Jahr.
Jetzt ist sie also zu Ende, mit einem Rekord: Über 400.000 kamen ins Kunsthistorische Museum zur ersten großen Bruegel-Ausstellung überhaupt. Und bescherten dem KHM und der scheidenden Direktorin, Sabine Haag, die erfolgreichste Ausstellung in der Geschichte des Hauses. Das Wiener Publikum war weniger amused, es ist derlei Anstürme (Timeslots!) nicht gewöhnt, es wurde viel geschimpft, dass es zu voll war, man nichts sehen konnte, dass es stank etc.
Ein Sprung in die National Gallery in London, wo zurzeit Mantegna/Bellini zu sehen sind, erinnert daran, dass derlei Andrang normal ist. Auch hier wird, wie bei Bruegel, mit einem „Once in a lifetime“-Erlebnis geworben. Die Geschichte des älteren Mantegna und seines Schwagers, die in ständigem künstlerischen Dialog gestanden sind, ist reizvoll und wurde noch nie in einer eigenen Ausstellung erzählt. Die übrigens eine Leihgabe aus dem KHM enthält: den besonders grauslich durchbohrten heiligen Sebastian.
Welche Großausstellungen kommen heuer in Wien? Dürer in der Albertina, Caravaggio/Bernini im KHM. International wird wohl die Da-VinciAusstellung im Louvre, ebenfalls im Herbst, der größte Renner werden. Auch wenn die Leihgaben immer noch nicht fixiert sind. Gerade erst hat Italien die einstige Zusage zurückgezogen. Leonardo sei Italiener gewesen, nur in Frankreich gestorben, deshalb wolle man sich von der großen Ausstellung zu seinem 500. Todestag in Paris nicht ausbooten lassen, erklärte das italienische Kulturministerium.
Die meisten Leonardo-Gemälde in Italien haben die Uffizien. Wenn die Louvre-Schau eröffnet, wird deren jetziger Direktor, Eike Schmidt, schon in Wien weilen, als Nachfolger Haags im KHM. Er sagte zur Absage der Leihgaben: „Ich bin sicher, meine französischen Kollegen unterstützen mich, wenn ich dieselbe Regel an unseren Leonardo-Gemälden anwende, wie sie es bei der ,Mona Lisa‘ tun.“(Wobei die Uffizien etwa Da Vincis „Verkündigung“zuvor schon verliehen haben.)
Vergleicht man das mit den Voraussetzungen der Wiener BruegelSchau – die Bruegels dürfen auch nie reisen –, muss man sagen: Dann hätte Italien doch selbst eine große Leonardo-Schau auf die Beine stellen sollen. Eben ohne ,Mona Lisa‘.