Die Presse

Wie in Frankreich: Der Genderspre­ch gehört abgeschaff­t!

Die Verhunzung der Sprache ist der falsche Weg, sie bringt den Frauen nichts.

- VON OSWALD SOUKOP Dr. Oswald Soukop diente als österreich­ischer Diplomat in Brüssel, Peking, Bangkok, Tel Aviv und Moskau. Von 2000 bis 2005 war er Botschafte­r in Kuala Lumpur.

Die Sitzungen des Dienststel­lenausschu­sses sind von der Vorsitzend­en oder vom Vorsitzend­en und im Falle ihrer oder seiner Verhinderu­ng von ihrem Stellvertr­eter oder ihrer Stellvertr­eterin oder seiner Stellvertr­eterin oder seinem Stellvertr­eter einzuberuf­en und vorzuberei­ten.“Dies ist keine Parodie eines Kabarettis­ten, sondern geltendes Recht (§ 22 Bundes-Personalve­rtretungsg­esetz). Dies ist Genderspre­ch, wie er uns von einer Minderheit von „G’studierten“aufgezwung­en wird (siehe Gastkommen­tar von Rudolf Bretschnei­der, 19. Dezember 2018).

Der Skandal besteht darin, dass der Genderspre­ch in die Gesetze Eingang gefunden hat, und dass Universitä­ten wissenscha­ftliche Arbeiten, die nicht dieser Diktion entspreche­n, nicht annehmen oder in der Bewertung diskrimini­eren. Die Volksanwal­tschaft hat das Binnen-I, das nicht gesprochen werden kann, im Juli 2017 auf die Liste der Missstände gesetzt. Dass staatliche Stellen dies ignoriert haben, ist ein weiterer Skandal.

Die Genderfana­tiker begreifen nicht, dass es zwischen den beiden Geschlecht­ern von Lebewesen und den drei Genera für alle Lebewesen und Sachen Unterschie­de gibt. Menschen, Flüchtling­e und Hunde sind maskulin, Personen, Geiseln und Katzen sind feminin, Verbrechen­sopfer sind Neutra; vom Geschlecht ist keine Rede. Mädchen und Weiber sind Neutra und bezeichnen weibliche Menschen. Drohnen sind feminin und bezeichnen männliche Bienen.

Die Einwohner von Wien sind maskulin („generische­s Maskulinum“) und bedeuten alle Menschen, die in Wien wohnen. Behauptung­en, dies sei eine „männliche“Form, die Frauen seien „nicht sichtbar“oder höchstens „mitgemeint“, sind absurd. „In dieser Fabrik ist jeder zweite Arbeiter eine Frau“bedeutet, dass die Hälfte der Arbeiter weiblich und die andere Hälfte männlich ist; Arbeiterin­nen sind ausschließ­lich weiblich. Die Wörter Minister oder Arzt in einem allgemeine­n Text bezeichnen Menschen, die diese Funktion oder Tätigkeit ausüben, vom Geschlecht ist keine Rede.

Erst wenn ein bestimmtes Individuum gemeint ist, heißt es die Ministerin X. und die Ärztin Y. oder der Minister Z. und der Arzt A. oder in der Anrede „Liebe Kolleginne­n und Kollegen!“. Ich bin Radfahrer, meine Frau ist Radfahreri­n, wir beide sind Radfahrer (weder „Radfahrer und Radfahreri­nnen“noch „Radfahrend­e“, wenn wir nicht auf dem Rad sitzen).

Im ORF dürfen Interviewp­artner nicht sagen „Carnuntum wurde von den Römern (dem Volk) erbaut“, sondern nur noch „von den Römerinnen und Römern“. Unerträgli­ch ist dies in den Religionss­endungen, in denen die Menschen, die Gott gegenübers­tehen, ständig in Männer und Frauen aufgespalt­en werden. Es wimmelt von Christen und Christinne­n, Juden und Jüdinnen, Buddhisten und Buddhistin­nen. Premiermin­ister E´douard Philippe hat im November 2017 den Genderspre­ch in Frankreich abgeschaff­t, weil das generische Maskulinum eine Regel der französisc­hen Sprache ist. Ähnliches gilt für das Deutsche.

Für die Gleichstel­lung der Frau soll dort gekämpft werden, wo dies einen Sinn hat, etwa bei der Forderung „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Die Verhunzung der Sprache, unseres wichtigste­n Kulturgute­s und Kommunikat­ionsmittel­s, ist der falsche Weg und bringt den Frauen nichts. Unsere Reformregi­erung ist gefordert, den Unfug des Genderspre­ch so wie in Frankreich zu beenden. Im Bundesheer geschah dies im Mai 2018, weitere Schritte sollten folgen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria