Protest gegen Aus von Heim
Favoriten. 90 Senioren müssten umziehen: Die überraschende Schließung eines Geriatriezentrums lässt weiter die Wogen hochgehen.
Angehörige von Pflegebedürftigen in Wien Favoriten sind empört. Der Grund: Das Geriatriezentrum Favoriten wird überraschend geschlossen. Das hat der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) vorigen Dienstag bekannt gegeben – seitdem gehen die Wogen hoch. Denn dadurch müssen rund 90 betagte, chronisch kranke Bewohner in andere Heime übersiedeln.
Laut KAV muss die Geriatrie abgesiedelt werden, weil dort Platz für ein neues Krebszentrum geschaffen werden muss. Konkret für jenes des Sozialmedizinischen Zentrums Süd (SMZ), das in die Jahre gekommen ist. Gegen diese Absiedlung wehren sich allerdings Patienten und ihre Angehörigen weiter, auch mit dem Argument, dass die Übersiedlung für die pflegebedürftigen Menschen eine enorme Belastung darstellen würde.
Angehörige: Falsche Zusagen
Eva K., eine Angehörige, kritisiert heftig: Bereits vor drei Jahren sei das Pflegeheim halbiert worden. Gleichzeitig sei damals versprochen worden, dass es sich nur um eine Verkleinerung handle, das Pflegeheim als solches aber weiter bestehen bleibe: „Wir sind schockiert, nun zu erfahren, dass das Pflegeheim geschlossen werden soll – entgegen den damaligen Versprechungen“, so Frau K., die ein weiterer Punkt empört: Am Montag seien Angehörige zu einem Termin am Dienstag eingeladen worden, bei dem die Schließung des Heims bekannt gegeben worden war. „Ich finde es unmöglich und bin zornig, dass dieser Termin erst am Vortag bekannt gegeben wurde, offenbar in der Hoffnung, dass möglichst wenig Angehörige kommen“, so Frau K., die mutmaßt, dass der Krankenanstaltenverbund damit die Proteste bei der Veranstaltung gering halten wollte.
Der Umgangston der Verantwortungsträger sei bei dieser Veranstaltung außerdem nicht angemessen gewesen, so Frau K.: „Es wurde nicht von Menschen geredet, sondern als Allererstes von der strategischen Planung.“
Seitens des KAV wird erklärt: „Nach einer Besichtigung der Onkologischen Abteilung im KaiserFranz-Josef-Spital im September 2018 durch Stadtrat Peter Hacker wurde der KAV beauftragt, eine rasche Lösung für eine bessere onkologische Struktur zu finden.“
KAV: Optimal für Onkologie
Deshalb solle ein neues onkologisches Zentrum entstehen – das Gebäude des Geriatriezentrums biete dafür die optimalen Voraussetzungen: „Die Entscheidung für die Adaption dieses Gebäudes wurde vor wenigen Tagen getroffen – daraufhin wurde unmittelbar zu einer Infoveranstaltung für die PatientInnen und ihre Angehörigen eingeladen.“Dass alle Pflegebedürftigen einen neuen Platz bekommen und das Personal ebenfalls an neue Standorte komme, es also keine Einsparungen beim Personal geben werde, wurde vom KAV jüngst erklärt. Keine Antwort gab es auf die Frage, warum vor drei Jahren eine Bestandsgarantie abgegeben wurde, die nun nicht eingehalten wird. Das neue Onkologiezentrum soll auf dem Standort des Geriatriezentrums mit Beginn 2021 eröffnen. (red)