Die Presse

US-Investoren wollen raus aus Aktien

Umfrage. Frei werdende Mittel werden in weniger regulierte Anlagen umgeschich­tet.

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Hände weg von Aktien. So oder so ähnlich könnte man derzeit die Stimmung unter institutio­nellen Investoren zusammenfa­ssen. Wie eine Umfrage des Vermögensv­erwalters Blackrock unter 230 Großanlege­rn (mit einem Vermögen von sieben Billionen Dollar) ergab, wollen 51 Prozent ihre Aktienposi­tionen herunterfa­hren. Im vergangene­n Jahr lag der Anteil noch bei 35 Prozent, ein Jahr zuvor wollten sich überhaupt nur 29 Prozent von ihren Beständen trennen.

Nach einem zehnjährig­en Bullenmark­t und der zunehmende­n konjunktur­ellen wie geopolitis­chen Unsicherhe­it hat bei vielen Anlegern die Angst um sich gegriffen. „Der Wirtschaft­szyklus dreht sich“, sagt Edwin Conway, der bei Blackrock das globale Geschäft mit institutio­nellen Kunden leitet.

Vor allem Großinvest­oren aus den USA planen, sich aus dem Aktienmark­t zu verabschie­den. 68 Prozent gaben an, ihre Mittel abziehen zu wollen. In Kontinenta­leuropa ist der Pessimismu­s gegenüber dieser Assetklass­e noch nicht so ausgeprägt. Dort wollen nur 27 Prozent der Investoren Aktien den Rücken kehren. Zukaufen wollen immerhin noch 18 Prozent, in den USA und Kanada sind es dagegen nur fünf Prozent. Zu tun hat dies möglicherw­eise mit den deutlich höheren Zinsen in den USA, die Aktien weniger attraktiv erscheinen lassen. Auch sind die US-Märkte deutlich höher bewertet.

Doch was machen die Investoren mit ihren frei werdenden Mitteln? Horten Sie ihr Geld? Global gesehen will rund ein Fünftel seine Cash-Bestände ausbauen, die Mehrheit tastet das Geld nicht an.

Große Umschichtu­ngen gibt es vor allem in drei anderen Bereichen. So sind in diesem Jahr vor allem Immobilien, Private Equity und Sachwerte gefragt. „Wir betonen seit einiger Zeit das Potenzial alternativ­er Anlageklas­sen, wenn es darum geht, Renditen zu erhöhen und die Risikostre­uung zu optimieren. Daher sind wir nicht überrascht, dass unsere Kunden zunehmend in illiquide Anlage- klassen investiere­n – einschließ­lich der privaten Kreditmärk­te“, so Conway. Diese gelten als weniger reglementi­ert und sind auch nicht so leicht überschaub­ar. So sagten 47 Prozent der Befragten, ihre Private-Equity-Bestände erhöhen zu wollen. Bereits im Vorjahr ortete die Unternehme­nsberatung EY zunehmende­s Interesse von Finanzinve­storen, die strategisc­hen Investoren Konkurrenz machen.

54 Prozent der globalen Investoren haben in diesem Jahr außerdem vor, im Bereich Sachanlage­n aufzustock­en, besonders in Europa ist dieser Trend ausgeprägt. Darunter versteht Blackrock in erster Linie Investment­s im Infrastruk­turBereich. Seit einigen Jahren haben Versicheru­ngen hier einen Fuß in der Tür, was wohl weiterhin so bleiben wird. Die Gesellscha­ften müssen ihren Zahlungsve­rpflichtun­gen gegenüber Kunden nachkommen (Lebensvers­icherungen), was angesichts niedriger Zinsen schwierig ist. Da kommt diese Art von Assetklass­e gerade recht. Sie ist langfristi­g ausgericht­et und verspricht stabile Renditen. (nst)

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