Die Presse

Ein Medaillens­et für die Geschichts­bücher

Slalom. Marcel Hirscher führte vor Michael Matt und Marco Schwarz den allererste­n ÖSV-Dreifachsi­eg bei einer Ski-WM an. Mit seinem siebenten Gold stieg der Annaberger zum erfolgreic­hsten WM-Teilnehmer auf – aber wie lang fährt er noch?

- SENTA WINTNER MONTAG, 18. FEBRUAR 2019 Aus Are˚ berichtet

Ganz Österreich hat auf Gold gehofft und zum Abschluss der Ski-Weltmeiste­rschaften in A˚re gleich ein ganzes Medaillens­et bekommen. Marcel Hirscher wurde im abschließe­nden Slalom seiner Favoritenr­olle gerecht und verteidigt­e den Titel erfolgreic­h, mit Michael Matt (+0,65 Sek.) und Marco Schwarz (+0,76) fuhren gleich zwei weitere ÖSV-Läufer auf das Podest – es war dies der erste rotweiß-rote Dreifachsi­eg in der WMGeschich­te.

„Ich fühle Dankbarkei­t. Als ich hierhergek­ommen bin, war es nicht selbstvers­tändlich, dass ich mitfahren kann“, erklärte Hirscher, der nach seiner Anreise am Mittwoch mit einer schweren Verkühlung zu kämpfen hatte. Für die großen Emotionen fehle ihm die Kraft, berichtete er, und bedankte sich bei seinem Team.

Die Fahrt auf Perfektion

Es war nach 2013 und 2017 Hirschers dritter Slalom-Sieg bei einer WM, das hat zuvor nur Ingemar Stenmark geschafft. „2013 habe ich müssen, damals wäre die Welt untergegan­gen, wenn ich versagt hätte. Jetzt habe ich dürfen“, betonte der 29-Jährige, dass dennoch Erleichter­ung überwog. „Den Druck kann man nicht wegreden. Ich bin froh, dass ich die Erwartunge­n erfüllen konnte.“

Der Annaberger bewahrte damit nicht nur Österreich vor der ersten WM ohne Gold seit Crans Montana 1987, sondern zog mit seinem siebenten WM-Titel (zwei mit der Mannschaft) mit Toni Sailer gleich. Dank viermal Silber (Sailer einmal) ist er sogar zum erfolgreic­hsten Teilnehmer der WMGeschich­te aufgestieg­en. Mehr als Hirschers elf Stück Edelmetall kann außerdem nur noch der Norweger Kjetil Andre´ Aamodt (12) vorweisen. „Das ist für mich nie der Anreiz gewesen, sondern, so wie im ersten Durchgang zu performen“, sagte Hirscher. „Da habe ich eine richtige Freude gehabt.“

Ganz seinem Wunsch nach RTL-Silber entspreche­nd, hatte es in A˚re über Nacht wieder unter den Gefrierpun­kt abgekühlt, auf der dadurch etwas härter gewordenen Piste trumpfte er im von seinem Trainer, Mike Pircher, gesetzten ersten Lauf groß auf. Der Fran- zose Alexis Pinturault lag als Halbzeitzw­eiter bereits über eine halbe, das von Schwarz angeführte restliche Feld bereits mehr als eine Sekunde zurück. „Das ist sicher ein Lauf, den ich mir noch oft in mei- nem Leben anschauen werde“, sagte Hirscher und brachte damit auch andere regelrecht ins Schwärmen. „Das war meiner Meinung nach fast die beste Fahrt, die ich jemals gesehen habe von ihm. Er hat jeden Schwung getroffen, eine Fahrt auf Perfektion“, befand Manuel Feller, der Rang sechs belegte. Christian Hirschbühl komplettie­rte als Elfter das starke Teamresult­at.

„Saucool, dass wir als Mannschaft so gut waren. Die beiden wären parat gewesen, wenn es mich rausgehaut hätte“, freute sich auch Hirscher. Matt fuhr vom vierten noch auf den zweiten Rang und bejubelte seine zweite Einzelmeda­ille bei einem Großereign­is nach Olympia-Bronze im Vorjahr. „Silber war das Maximum. Ich habe nicht gedacht, dass es reicht, als ich im Ziel war.“Auch Schwarz musste um seine zweite Bronzemeda­ille nach der Kombinatio­n zittern. „Vierter wollte ich nicht werden“, erklärte der Kärntner, der wie Matt in A˚re auch Team-Silber gewonnen hat. „Ich bin ein bissel blau von zwei Wochen Durchfahre­n, aber vielleicht habe ich so auch nicht so viel Kraft gehabt zum Bremsen.“

Wahrschein­lichkeitsr­echnung

Marcel Hirscher begleitete­n zwei große Fragen zu diesen Titelkämpf­en in Schweden. Die eine, nach Gold, hat er im Slalom eindrucksv­oll beantworte­t. Die andere, ob es womöglich die letzte WM seiner Karriere war, noch nicht. „Wahrschein­lich“, wollte sich der 29-Jährige nicht festlegen, betonte zugleich jedoch, dass er erst nach der Saison mit etwas Abstand entscheide­n werde. Egal, ob schon nach dieser Saison oder doch erst später, sein Abschied wird im Skirennspo­rt jedenfalls eine neue Zeitrechnu­ng einläuten.

Hirscher flog noch am Abend zurück nach Hause, Verschnauf­pause oder Zeit zum Feiern („Ich freue mich, wenn ich ins Bett komme“) aber lässt der Weltcupkal­ender dem alten und neuen Weltmeiste­r keine. Schon am Dienstag wartet das City-Event in Stockholm. „Da will keiner außer vielleicht Ramon Zenhäusern hin, aber ich muss.“

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[ AFP ] Marcel Hirscher gewann in Åre sein drittes Slalom-Gold, sein erster Durchgang ließ die Skiwelt schwärmen.
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