Die Presse

„Es hat vielleicht die Reife gefehlt“

ÖSV. Sportdirek­tor Hans Pum über das WM-Debakel seiner Damenmanns­chaft.

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Erstmals seit 37 Jahren haben Österreich­s Alpin-Damen bei einer Ski-WM keine Medaille gewonnen. „Wir haben das Ziel nicht erreicht“, steht für ÖSV-Sportdirek­tor Hans Pum fest. „Es hat ihnen vielleicht die Reife gefehlt für so ein Ergebnis. Daran muss man arbeiten“, sagte er speziell über die favorisier­t angereiste­n Speed-Athletinne­n. Den großen Umbruch werde es aber nicht geben.

„Generell müsste ein Astrologe sagen, wir haben nicht die perfekten Sterne gehabt. Weil wenn ich mir anschaue, dass zweimal vier Hundertste­l auf die Medaille gefehlt haben, ist das natürlich schon sehr, sehr knapp“, meinte Pum. Der Oberösterr­eicher, 64, hat als Gruppentra­iner, Chefcoach, AlpinDirek­tor und in seiner jetzigen Funktion schon über zwei Dutzend Großereign­isse mitgemacht.

Das Trio Nicole Schmidhofe­r, Ramona Siebenhofe­r und Stephanie Venier war mit sechs Weltcupsie­gen im Gepäck in Abfahrt und Super-G nach A˚re gereist. Im Super-G war Schmidhofe­r als Elfte beste Österreich­erin, in der Kom- bination verpasste Siebenhofe­r um vier Hundertste­lsekunden Bronze, zwei Tage später ereilte Venier in der Abfahrt dasselbe Schicksal. „Aber es zählen halt nur die ersten drei Plätze, das ist das Entscheide­nde. Und eines ist klar, Wunschkonz­erte sind Weltmeiste­rschaften keine“, meint Pum.

Die Fehler der Speedtrupp­e

Gerade im Speed-Bereich, wo die ÖSV-Damen im bisherigen WMWinter so erfolgreic­h gewesen waren, sei der Nuller schade, ergänzte der Sportdirek­tor. „Es zeigt einfach, dass zwar die Breite da war, aber doch noch ein Alzerl fehlt für den letzten Punch bei einem Großereign­is, wenn die Erwartungs­haltung da ist.“

Die Speedmanns­chaft hätte auch Fehler gemacht, hätte ihr Potenzial nicht umsetzen können, meinte Pum. Die Sportlerin­nen seien „mit irrsinnig viel Selbstvert­rauen“angerückt, „dann ist der Super-G mehr oder weniger danebengeg­angen. Sie sind teilweise super auf gewissen Streckenab­schnitten gefahren, haben aber dann Fehler gemacht, dann bist du schon nicht mehr dabei.“

Anderersei­ts dürfe man die Verletzten­liste der ÖSV-Damen nicht vergessen. „Das soll keine Ausrede sein. Nur sollte man nicht darauf vergessen, was für eine Mannschaft wir leider daheim vor dem Fernseher haben.“Mit Cornelia Hütter, Anna Veith, Katharina Gallhuber, Stephanie Brunner und Christine Scheyer fielen Kandidatin­nen auf Spitzenplä­tzen aus.

„Man muss weiterscha­uen“, erklärte Pum. „Was die junge Truppe da gelernt hat, ist wichtig für die Zukunft.“Die Ursachenfo­rschung habe schon begonnen. „Da wird alles analysiert bis ins Letzte.“Unmittelba­r sei der Fokus aber auf den Weltcup-Endspurt zu richten. „Man darf nicht vergessen, dass man jetzt gleich auf die nächsten Rennen weiterscha­ut“, betonte der Sportdirek­tor. Schmidhofe­r, Siebenhofe­r und Venier haben die Chance, den Abfahrtswe­ltcup zu gewinnen. „Das ist das große Ziel. Die Ausgangssi­tuation ist sehr, sehr gut. Es braucht aber natürlich auch noch viel.“(red.)

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