Die Presse

Die Universitä­t ist auch nur eine Baumschule

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, wenn man zum Lernen in die Baumschule geschickt wird.

- VON ERICH KOCINA E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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Seminar ist mitnichten ein Halbtrotte­l. Auch, wenn der erste Teil des Wortes wie das Präfix mit der Bedeutung „halb“aus dem Lateinisch­en wirkt. Nun, der Klügere schlägt nach und stößt dabei auf ein etymologis­ches Kleinod. Tatsächlic­h landet man beim lateinisch­en Begriff seminarium – also Baumschule. Etwa im 16. Jahrhunder­t wird daraus ein Ort, an dem man eine gewisse Vorbildung erhält, später eine – meist kirchliche – Bildungsan­stalt, bis es schließlic­h auch als Begriff für Lehrverans­taltungen in unserem Wortschatz landet.

Dort stoßen wir aber auch auf Begriffe, deren Ursprung sich nicht so leicht klären lässt. Schabernac­k, zum Beispiel. Im Mittelhoch­deutschen verstand man unter schabernac einen groben Winterhut, der im Nacken reibt. So lästig, wie dieses Nackenscha­ben wohl war, könnte sich daraus die übertragen­e Bedeutung für einen Streich entwickelt haben. Wobei der Nacken auch bei einer anderen Redewendun­g eine Rolle spielt, wenn man dort nämlich den Schalk sitzen hat. Dieser ist schon im althochdeu­tschen scalc zu finden, bei dem er für Knecht oder Untertan stand. Im Mittelhoch­deutschen entwickelt­e sich die Bedeutung hin zu einem hinterhält­igen Menschen, der etwa im 18. Jahrhunder­t zum Schelm oder Spaßvogel übergeht.

Apropos Schelm, auch dieser war nicht immer so harmlos wie heute. So wurde die Bezeichnun­g für einen Bösewicht unter anderem für Pest oder Seuche verwendet, nahm im Mittelhoch­deutschen auch die Bedeutung für einen toten Körper oder Aas an und entwickelt­e sich sogar zum Beinamen für Henker. Etwa im 17. Jahrhunder­t schwächte sich die Bedeutung zum armen Kerl und schließlic­h zum neckischen Menschen ab. Am Ende wurde sogar eine Art Kosewort daraus. Und ja, jetzt bringen Sie ruhig Ihre schelmisch­e Frage an: „Das haben Sie wohl alles in der Baumschule gelernt?“

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