Die Presse

Bis der König blau anläuft

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D ie eine WM ist zu Ende, die nächste ante portas. Es ist diejenige, die für die Skandinavi­er wirklich zählt – die Nordische Ski-WM in Seefeld, mit Langlauf und Skisprung, den archetypis­chen Diszipline­n, die jeder Norweger, Schwede und Finne von Kindesbein­en an erlernt. Unvergesse­n, wie Juha Mieto, der finnische Hüne mit dem Hipster-Bart, auf Langlaufsk­iern seine Spuren durch den Wald zieht – und das nationale Drama, als er 1980 bei den Olympische­n Spielen in Lake Placid gegen den Schweden Thomas Wassberg um ein Hundertste­l, einen Windhauch, im 15-Kilometer-Sprint das skandinavi­sche Bruderduel­l um Gold verlor.

Langlaufen ist in Skandinavi­en mehr als nur Sport – es ist das Einswerden mit der Natur, das Zeit lässt fürs Philosophi­eren und für Kierkegaar­d’sche und Knausgård’sche Betrachtun­gen über Wohl und Wehe, Sein und Schein, das Scheitern, von Düsternis umflort.

Und dann das. Just Schwedens König Carl Gustaf zog ein Nationalhe­iligtum in den Schneemats­ch: Er schmähte den Wasalauf, den Volkslangl­auf über 90 Kilometer zu Ehren von Gustav Wasa, der seit 1922 stets am ersten Sonntag im März über die Loipen in Mittelschw­eden, südlich von A˚re, geht, als das „Langweilig­ste“. Es droht ein Volksaufst­and – und es drohen Strafrunde­n für den König, bis er „blau“anläuft und die Oberschenk­el brennen. (vier)

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