Ein Pony macht Mut
Jesse Schwarz. Die Journalistin und Moderatorin hat ihr eigenwilliges Pony zum Protagonisten einer neuen Kinderbuchreihe gemacht: das Superpony Murphy.
Journalistin Jesse Schwarz hat ihr eigenwilliges Pony zum Protagonisten einer neuen Kinderbuchreihe gemacht: das Superpony Murphy.
Benimmt sich wie ein Hund“, stand im Text unter den Fotos, die eines Tages in der Facebook-Timeline von Jesse Schwarz auftauchten. Auf den Bildern war ein Pony zu sehen, ursprünglich aus Wales, das in Graz zum Verkauf angeboten wurde.
Tagelang sah sich Jesse Schwarz die Fotos des gefleckten Murphy an, der das Mädchen, dem er gehörte, beim Reiten abzuwerfen pflegte und daher verkauft wurde. „Ich habe mich“, sagt Schwarz, „total in dieses Pony verliebt.“Weshalb, man ahnt es, Schwarz nach Graz fuhr und Murphy, das eigenwillige Pony – Rasse: MiniTinker – kaufte.
So weit die Vorgeschichte, wie Jesse Schwarz, Moderatorin und Journalistin im ORF-Landesstudio Niederösterreich, zu Murphy kam, der sich nicht von jedem reiten lässt, aber wie ein Hund Befehle wie „Sitz“und „Platz“befolgt und sogar Stöckchen bringen kann, weil er „für ein Leckerli einfach alles macht“. (Wer das nicht glaubt, möge dem Instagramaccount „SuperponyMurphy“folgen.)
Dass Schwarz nun, fünf Jahre später, ihr Pony zum Helden und Icherzähler ihres ersten Kinderbuchs gemacht hat, entstand eher aus der Not heraus: Als sich Murphy im Vorjahr wieder einmal verletzte und sich Schwarz mit einer hohen Tierarztrechnung konfrontiert sah, überlegte sie, „wie Murphy seine Rechnungen selbst bezahlen könnte“. Aus Spaß schrieb sie zwei Kapitel einer Geschichte, in der ein dickliches und tollpatschiges Pony namens Murphy in einen neuen Stall kommt, von den anderen Pferden nicht akzeptiert wird und allerlei Abenteuer erlebt.
Eine befreundete Autorin befand die Idee, die Geschichte aus der Sicht des Ponys zu erzählen, für erfrischend gut, empfahl Schwarz weiter – wenig später kam der Anruf vom Verlag: Man wolle nicht nur ein Buch mit Murphys Abenteuern herausbringen, sondern gleiche eine Reihe. Ob Schwarz in vier Monaten mit dem ersten Teil fertig sein könne.
Sie konnte. Mittlerweile ist der zweite Teil geschrieben, der im Herbst erscheinen wird. Die Zeichnungen stammen von der deutsch-koreani- schen Illustratorin Isabelle Göntgen – ein Glücksfall, wie Schwarz meint. „Ich zeichne selbst gerne und gut, vor allem Pferde, und hatte einen hohen Anspruch.“
Das Schreiben für Kinder – Zielgruppe sind Erstleser – sei ihr gar nicht so schwergefallen. Zum einen, weil sie für ihre Fernsehbeiträge „eine einfache Sprache“gewohnt sei. Vor allem aber, weil sich Murphy als Protagonist eigne: „Er ist wirklich eine Erscheinung und ein ausgeprägter Charakter. Insofern war es leicht, die Geschichten zu schreiben.“Wie der Kinderbuchheld, hat auch der echte Murphy Probleme mit anderen Pferden. „Ich wollte ihm eine artgerechte Haltung in einer Herde ermöglichen“, sagt Schwarz, „aber keine Herde wollte ihn“– mehrmals musste sie schon den Stall wechseln, weil die anderen Pferde ihr Pony nicht akzeptierten.
Im Buch freundet sich Murphy mit einer – ebenfalls gefleckten – Maus namens Leonardo an, die ihm einredet, dass er Superkräfte hat. „Und weil er daran glaubt, wird er über Umwege zum Helden.“Ein Buch über Freundschaft, über Mut, das An-sich-Glauben und über das Ausgrenztwerden.
Dass ihre spontane Idee vom Kinderbuch aufgegangen ist, „ist mein persönliches Märchen“, sagt Schwarz. „Es war aber nie mein großer Traum. Ich habe es einfach gemacht und hatte keine Angst vor Ablehnung.“