Zum Baden zu spät, zum Skifahren zu früh
Nicht, dass es nicht schon genug Ferien gäbe: Aber die Vereinheitlichung der Herbstferien ist immerhin eine gute Nachricht. Für fast alle.
Zum Baden ist es zu spät, zum Skifahren zu früh. Dennoch werden sich Eltern für die Zeit vom 26. Oktober bis zum 2. November etwas überlegen müssen. Da sind nämlich künftig Herbstferien, ab dem Schuljahr 2020/21.
Und ja, das ist natürlich auch eine soziale Frage. Wer es sich leisten kann, wird wegfahren (können). Wer nicht, wird dableiben (müssen). Wenn er Pech hat, sitzt er im Nebel in Wien.
Und damit ist die Jammerei dann auch schon wieder vorbei. Denn letztlich ist die Vereinheitlichung der Herbstferien eine richtige Idee, weil alternativlos. Denn bisher war es so: Am Nationalfeiertag frei, dann ein paar Tage Schule, dann zu Allerheiligen und Allerseelen wieder frei. Oder die Schule hat ihre schulautonomen Tage für die Zeit dazwischen für Ferien genützt. Was allerdings auch wieder von Schule zu Schule zu verschieden war, weswegen Eltern mit mehreren Schulkindern ein Problem hatten.
Wie man es also dreht und wendet: So, wie es künftig sein wird, ist es am besten. Weil eben alternativlos. Eigentlich unverständlich, dass man das bisher nicht so gemacht hat. Und die Streichung der schulfreien Dienstage nach Ostern und Pfingsten war auch überfällig. Bildungsminister Heinz Faßmann kann das also auf seiner Habenseite verbuchen.
Auch wenn Faßmann nicht immer auf viel Gegenliebe seiner eigenen türkisen Kollegen stößt, weil er nicht strikt die Linie hält: Er hat seine Sache bisher gut gemacht. Auch jene Punkte betreffend, die ganz auf Linie dieser Regierung sind: die Wiedereinführung der Schulnoten in Volksschulen und die Deutschlernklassen. Heinz Faßmann ist in seiner Anmutung als eine Art Alexander Van der Bellen von Türkis-Blau durchaus ein Sympathieträger dieser Regierung. Auch wenn der Professor im eigenen Lager wenig gilt. S tellt sich noch die Frage: Braucht es überhaupt so viele Ferien? Kommt wahrscheinlich darauf an, wen man fragt. Schüler und Lehrer werden da mit einem lauten „Ja!“antworten, Eltern wahrscheinlich weniger. Vor allem die Länge der Sommerferien ist immer wieder in Diskussion. Und sie sind in der Tat – für berufstätige Eltern – sehr lang. Der Bildungsexperte und Buchautor Andreas Salcher hat am Montag im „Kurier“den Vorschlag gemacht, die Sommerferien um eine Woche zugunsten von Herbstferien zu verkürzen. Wofür nun aber eben die schulautonomen Tage verwendet werden.
Salcher macht dabei noch auf eine Pointe in dieser Geschichte aufmerksam: dass die schulautonomen Tage eigentlich für die Fortbildung der Lehrer gedacht waren. Irgendwann wurden dann – schwuppdiwupp, die normative Kraft des Faktischen – Herbstferien daraus.
Das erinnert ein wenig an die Genese der Semesterferien, die ja ursprünglich Energieferien geheißen haben. Dazu gedacht, während der Ölkrise der Siebzigerjahre die Heizkosten in den Schulgebäuden zu dämpfen, wurde irgendwann – schwuppdiwupp, die normative Kraft des Faktischen – ein Förderprogramm für die heimische Tourismuswirtschaft daraus.
Eine Woche Herbst- im Abtausch mit einer Woche Sommerferien würde das Problem (für die Eltern) allerdings nur verschieben. Denn die schulautonomen Tage würde es ja weiterhin, dann eben ein andermal, geben. Abgesehen davon, dass sich die berufsbildenden höheren Schulen mit ihren wochenlangen Praktika in den Sommerferien schwertun würden. I m türkis-blauen Regierungsprogramm heißt es übrigens: „Im Sinne der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden eine Ausweitung der professionellen Ferienbetreuung und die Vereinheitlichung der Ferien unter Einbindung der Schulpartner angestrebt.“Punkt zwei ist nun abgehakt. Jetzt sollte man noch Punkt eins angehen. Damit auch diejenigen, die im Nebel sitzen müssen, etwas von ihren Herbstferien haben.
Und immerhin: Die aktuelle Karfreitagsdebatte berührt die Schüler nicht. Sie haben da ohnehin frei.
Wien. | fairändern. | keinenmillimeter. Abtreibungsgegner wie -befürworter liefern sich wieder heftige Debatten. Grund dafür ist eine Petition mit rund 57.000 Unterschriften, die sich dagegen ausspricht und im Parlament diskutiert wird. Was erlaubt und verboten ist. Wer wofür eintritt. Und was die Regierung plant.
1 WAs ist in ÖsterreiCh erlAubt? WAs verboten?
Schon in den 70er-Jahren gab es heftige Debatten um das Thema. Die Lösung wurde eine klassisch österreichische: Abtreibung blieb verboten, aber in gewissen Fällen straffrei. Die sogenannte Fristenlösung sieht vor, dass ein Abbruch in den ersten drei Monaten vorgenommen werden kann. Keine zeitliche Beschränkung gibt es, „wenn eine ernste Gefahr besteht, dass das Kind geistig oder körperlich schwer geschädigt sein werde“. Die Fristenlösung wurde damals nur mit der absoluten Mehrheit der SPÖ beschlossen. Die Proteste waren massiv. Befürworter sprachen von Selbstbestimmungsrecht der Frau, Gegner von Mord.
2 WAs fordert die Petition? Wer steht dAhinter?
Der Verein | fairändern wurde von Frauen gegründet, die teils selbst Erfahrungen mit Abtreibung gemacht und katholischen Hintergrund haben. „Für mich war es eine schlechte Entscheidung. Wir wollen aufzeigen, dass es andere Lösungen gibt und das Klima in Österreich ändern“, sagt Petra Plonner zur „Presse“. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Darum wurde eine Petition ins Leben gerufen, die sich vor allem gegen die Spätabtreibung richtet, die eugenische Indikation soll abgeschafft werden.
Aber auch die Abtreibung innerhalb der ersten zwölf Wochen wird kritisch gesehen. Für ungewollt schwangere Frauen soll es mehr Beratungsstellen geben, die rechtliche, finanzielle und psychosoziale Unterstützung anbieten. Für Eltern von behinderten Kindern brauche es mehr pflegerische als finanzielle Hilfe. Außerdem soll in Österreich eine Statistik zu Schwangerschaftsabbrüchen geführt werden. Laut Expertenschätzungen gibt es 30.000 bis 40.000 Abtreibungen im Jahr. Österreich liegt somit im westeuropäischen Spitzenfeld. Zu wenig und zu schlechte Sexualaufklärung in Schulen, kaum sinnvolle Präventionsmaßnahmen und teure Verhütungsmittel werden von Experten als Gründe für diese hohe Zahl genannt.
3 Wer befürwortet die Petition, wer ist dAgegen?
Unter den 57.000 Unterstützern von | fairändern finden sich Prominente wie FPÖ-Infrastrukturminister Norbert Hofer, ÖVP-Abgeordnete Kira Grünberg oder Nie- derösterreichs Alt-Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP). Auch hochrangige Vertreter der Kirche haben sich angeschlossen. Unter dem Hashtag | keinenmillimeter hat sich breiter Protest formiert. Der wird von breiten Teilen der SPÖ, den Grünen und der Liste Jetzt mitgetragen. Auch die Initiatoren des Frauenvolksbegehrens stehen dahinter. Die Fristenlösung dürfe nicht angetastet werden.
4 WAs sAgen die RegierungspArteien? WAs ist geplAnt?
Abtreibungsbefürworter und Gegner gibt es wohl in allen Lagern – in den beiden Regierungsparteien finden sich diese freilich auch. Vor allem die katholischen Strömungen in der ÖVP stehen Abtreibung kritisch gegenüber. So hat etwa der stellvertretende ÖVP-Klubdirektor, Philipp Hartig, in seiner Studentenzeit den Kampf gegen Abtreibung hartnäckig vorangetrieben. Er bezeichnete diese als „größtes Verbrechen der Jetztzeit“. Norbert Hofer, früher FPÖ-Behindertensprecher, kämpft seit Jahren gegen Spätabtreibung. Auch wenn die Fristenlösung auf breiten Widerstand stößt, ist wohl nicht geplant, diese abzuschaffen. „Abtreibung hat es immer gegeben, damals sind Frauen verblutet, das ist so Gott sei Dank nicht mehr“, sagt etwa FPÖ-Abgeordnete Dagmar Belakowitsch. Was sie sich aber wünscht sind breite Debatten – etwa über die Leistungen im Mutter-Kind-Pass sowie über billigere Verhütung zur Prävention. „Und es braucht eine gute, staatliche Beratung für schwangere Frauen“, sagt sie. Derzeit werden aufgrund der Petition Stellungnahmen von Experten eingeholt – unter anderem vom Justizministerium, vom Gesundheits- und Familienministerium. Im Regierungsprogramm ist eine Enquete zum Thema Schwangerschaftsabbruch vorgesehen. Termin dafür ist noch keiner in Sicht.