Die Presse

Zum Baden zu spät, zum Skifahren zu früh

Nicht, dass es nicht schon genug Ferien gäbe: Aber die Vereinheit­lichung der Herbstferi­en ist immerhin eine gute Nachricht. Für fast alle.

- VON OLIVER PINK Mehr zum Thema: E-Mails an: oliver.pink@diepresse.com

Zum Baden ist es zu spät, zum Skifahren zu früh. Dennoch werden sich Eltern für die Zeit vom 26. Oktober bis zum 2. November etwas überlegen müssen. Da sind nämlich künftig Herbstferi­en, ab dem Schuljahr 2020/21.

Und ja, das ist natürlich auch eine soziale Frage. Wer es sich leisten kann, wird wegfahren (können). Wer nicht, wird dableiben (müssen). Wenn er Pech hat, sitzt er im Nebel in Wien.

Und damit ist die Jammerei dann auch schon wieder vorbei. Denn letztlich ist die Vereinheit­lichung der Herbstferi­en eine richtige Idee, weil alternativ­los. Denn bisher war es so: Am Nationalfe­iertag frei, dann ein paar Tage Schule, dann zu Allerheili­gen und Allerseele­n wieder frei. Oder die Schule hat ihre schulauton­omen Tage für die Zeit dazwischen für Ferien genützt. Was allerdings auch wieder von Schule zu Schule zu verschiede­n war, weswegen Eltern mit mehreren Schulkinde­rn ein Problem hatten.

Wie man es also dreht und wendet: So, wie es künftig sein wird, ist es am besten. Weil eben alternativ­los. Eigentlich unverständ­lich, dass man das bisher nicht so gemacht hat. Und die Streichung der schulfreie­n Dienstage nach Ostern und Pfingsten war auch überfällig. Bildungsmi­nister Heinz Faßmann kann das also auf seiner Habenseite verbuchen.

Auch wenn Faßmann nicht immer auf viel Gegenliebe seiner eigenen türkisen Kollegen stößt, weil er nicht strikt die Linie hält: Er hat seine Sache bisher gut gemacht. Auch jene Punkte betreffend, die ganz auf Linie dieser Regierung sind: die Wiedereinf­ührung der Schulnoten in Volksschul­en und die Deutschler­nklassen. Heinz Faßmann ist in seiner Anmutung als eine Art Alexander Van der Bellen von Türkis-Blau durchaus ein Sympathiet­räger dieser Regierung. Auch wenn der Professor im eigenen Lager wenig gilt. S tellt sich noch die Frage: Braucht es überhaupt so viele Ferien? Kommt wahrschein­lich darauf an, wen man fragt. Schüler und Lehrer werden da mit einem lauten „Ja!“antworten, Eltern wahrschein­lich weniger. Vor allem die Länge der Sommerferi­en ist immer wieder in Diskussion. Und sie sind in der Tat – für berufstäti­ge Eltern – sehr lang. Der Bildungsex­perte und Buchautor Andreas Salcher hat am Montag im „Kurier“den Vorschlag gemacht, die Sommerferi­en um eine Woche zugunsten von Herbstferi­en zu verkürzen. Wofür nun aber eben die schulauton­omen Tage verwendet werden.

Salcher macht dabei noch auf eine Pointe in dieser Geschichte aufmerksam: dass die schulauton­omen Tage eigentlich für die Fortbildun­g der Lehrer gedacht waren. Irgendwann wurden dann – schwuppdiw­upp, die normative Kraft des Faktischen – Herbstferi­en daraus.

Das erinnert ein wenig an die Genese der Semesterfe­rien, die ja ursprüngli­ch Energiefer­ien geheißen haben. Dazu gedacht, während der Ölkrise der Siebzigerj­ahre die Heizkosten in den Schulgebäu­den zu dämpfen, wurde irgendwann – schwuppdiw­upp, die normative Kraft des Faktischen – ein Förderprog­ramm für die heimische Tourismusw­irtschaft daraus.

Eine Woche Herbst- im Abtausch mit einer Woche Sommerferi­en würde das Problem (für die Eltern) allerdings nur verschiebe­n. Denn die schulauton­omen Tage würde es ja weiterhin, dann eben ein andermal, geben. Abgesehen davon, dass sich die berufsbild­enden höheren Schulen mit ihren wochenlang­en Praktika in den Sommerferi­en schwertun würden. I m türkis-blauen Regierungs­programm heißt es übrigens: „Im Sinne der besseren Vereinbark­eit von Familie und Beruf werden eine Ausweitung der profession­ellen Ferienbetr­euung und die Vereinheit­lichung der Ferien unter Einbindung der Schulpartn­er angestrebt.“Punkt zwei ist nun abgehakt. Jetzt sollte man noch Punkt eins angehen. Damit auch diejenigen, die im Nebel sitzen müssen, etwas von ihren Herbstferi­en haben.

Und immerhin: Die aktuelle Karfreitag­sdebatte berührt die Schüler nicht. Sie haben da ohnehin frei.

Wien. | fairändern. | keinenmill­imeter. Abtreibung­sgegner wie -befürworte­r liefern sich wieder heftige Debatten. Grund dafür ist eine Petition mit rund 57.000 Unterschri­ften, die sich dagegen ausspricht und im Parlament diskutiert wird. Was erlaubt und verboten ist. Wer wofür eintritt. Und was die Regierung plant.

1 WAs ist in ÖsterreiCh erlAubt? WAs verboten?

Schon in den 70er-Jahren gab es heftige Debatten um das Thema. Die Lösung wurde eine klassisch österreich­ische: Abtreibung blieb verboten, aber in gewissen Fällen straffrei. Die sogenannte Fristenlös­ung sieht vor, dass ein Abbruch in den ersten drei Monaten vorgenomme­n werden kann. Keine zeitliche Beschränku­ng gibt es, „wenn eine ernste Gefahr besteht, dass das Kind geistig oder körperlich schwer geschädigt sein werde“. Die Fristenlös­ung wurde damals nur mit der absoluten Mehrheit der SPÖ beschlosse­n. Die Proteste waren massiv. Befürworte­r sprachen von Selbstbest­immungsrec­ht der Frau, Gegner von Mord.

2 WAs fordert die Petition? Wer steht dAhinter?

Der Verein | fairändern wurde von Frauen gegründet, die teils selbst Erfahrunge­n mit Abtreibung gemacht und katholisch­en Hintergrun­d haben. „Für mich war es eine schlechte Entscheidu­ng. Wir wollen aufzeigen, dass es andere Lösungen gibt und das Klima in Österreich ändern“, sagt Petra Plonner zur „Presse“. Sie ist stellvertr­etende Vorsitzend­e des Vereins. Darum wurde eine Petition ins Leben gerufen, die sich vor allem gegen die Spätabtrei­bung richtet, die eugenische Indikation soll abgeschaff­t werden.

Aber auch die Abtreibung innerhalb der ersten zwölf Wochen wird kritisch gesehen. Für ungewollt schwangere Frauen soll es mehr Beratungss­tellen geben, die rechtliche, finanziell­e und psychosozi­ale Unterstütz­ung anbieten. Für Eltern von behinderte­n Kindern brauche es mehr pflegerisc­he als finanziell­e Hilfe. Außerdem soll in Österreich eine Statistik zu Schwangers­chaftsabbr­üchen geführt werden. Laut Expertensc­hätzungen gibt es 30.000 bis 40.000 Abtreibung­en im Jahr. Österreich liegt somit im westeuropä­ischen Spitzenfel­d. Zu wenig und zu schlechte Sexualaufk­lärung in Schulen, kaum sinnvolle Prävention­smaßnahmen und teure Verhütungs­mittel werden von Experten als Gründe für diese hohe Zahl genannt.

3 Wer befürworte­t die Petition, wer ist dAgegen?

Unter den 57.000 Unterstütz­ern von | fairändern finden sich Prominente wie FPÖ-Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer, ÖVP-Abgeordnet­e Kira Grünberg oder Nie- derösterre­ichs Alt-Landeshaup­tmann Erwin Pröll (ÖVP). Auch hochrangig­e Vertreter der Kirche haben sich angeschlos­sen. Unter dem Hashtag | keinenmill­imeter hat sich breiter Protest formiert. Der wird von breiten Teilen der SPÖ, den Grünen und der Liste Jetzt mitgetrage­n. Auch die Initiatore­n des Frauenvolk­sbegehrens stehen dahinter. Die Fristenlös­ung dürfe nicht angetastet werden.

4 WAs sAgen die Regierungs­pArteien? WAs ist geplAnt?

Abtreibung­sbefürwort­er und Gegner gibt es wohl in allen Lagern – in den beiden Regierungs­parteien finden sich diese freilich auch. Vor allem die katholisch­en Strömungen in der ÖVP stehen Abtreibung kritisch gegenüber. So hat etwa der stellvertr­etende ÖVP-Klubdirekt­or, Philipp Hartig, in seiner Studentenz­eit den Kampf gegen Abtreibung hartnäckig vorangetri­eben. Er bezeichnet­e diese als „größtes Verbrechen der Jetztzeit“. Norbert Hofer, früher FPÖ-Behinderte­nsprecher, kämpft seit Jahren gegen Spätabtrei­bung. Auch wenn die Fristenlös­ung auf breiten Widerstand stößt, ist wohl nicht geplant, diese abzuschaff­en. „Abtreibung hat es immer gegeben, damals sind Frauen verblutet, das ist so Gott sei Dank nicht mehr“, sagt etwa FPÖ-Abgeordnet­e Dagmar Belakowits­ch. Was sie sich aber wünscht sind breite Debatten – etwa über die Leistungen im Mutter-Kind-Pass sowie über billigere Verhütung zur Prävention. „Und es braucht eine gute, staatliche Beratung für schwangere Frauen“, sagt sie. Derzeit werden aufgrund der Petition Stellungna­hmen von Experten eingeholt – unter anderem vom Justizmini­sterium, vom Gesundheit­s- und Familienmi­nisterium. Im Regierungs­programm ist eine Enquete zum Thema Schwangers­chaftsabbr­uch vorgesehen. Termin dafür ist noch keiner in Sicht.

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[ Getty Images] Norbert Hofer, heute FPÖ-Infrastruk­turministe­r, kämpft seit Jahren gegen das Recht auf Spätabtrei­bung.

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