Die Presse

Alle Langlauflo­ipen führen nach Seefeld

WM 2019. Der 4000-Einwohner-Ort in den Tiroler Bergen ist für den Ansturm von 200.000 Besuchern gewappnet, Bahnhof, Loipen und Schanze sind frisch gespurt. Wer aber gewinnt Österreich­s Medaillen, wer wird der Topstar dieser WM?

- VON MARKKU DATLER

seefeld. Kaum ist die alpine SkiWM Geschichte, starten bereits die Weltspiele der nordischen. Langläufer, Kombiniere­r und Skispringe­r messen sich ab Mittwoch im 4000-Einwohner-Ort Seefeld, bis 3. März werden 200.000 Besucher in Tirol erwartet. Die Olympiareg­ion ist ausgebucht, an 13 Tagen warten 22 Entscheidu­ngen. Diese WM erlebt sogar eine historisch­e Premiere: die Skispringe­rinnen bestreiten erstmals einen Teambewerb.

Österreich­s Sportler haben in fast jedem Bewerb Medaillenc­hancen, ausgenomme­n sind alle Langlauf-Events der Herren. Hier ist der Abstand zur Weltspitze weiterhin zu groß. In diesem Rückstand äußert sich auch der große Unterschie­d zur vergangene­n Heim-WM 1999 in Ramsau. Damals gelang den Langläufer­n unter anderem mit Staffel-Gold der große Auftritt. Auch bei den Langläufer­innen wurde vor 20 Jahren die letzte WM-Medaille gewonnen. Maria Theurl gewann Bronze über 15 Kilometer im klassische­n Stil.

Medaillen & Nachhaltig­keit

In Seefeld, bereits 1985 WM-erprobt und dank Toni Seelos, des Erfinders des Parallelsc­hwungs, auch alpinaffin, soll „Werbung für unseren Sport gelingen“, sagt ÖSVDirekto­r Mario Stecher. „Es muss gelingen, in der Bevölkerun­g Begeisteru­ng für nordischen Sport zu entfachen. Langlauf ist ein Gesundheit­ssport, da kann diese WM einen wichtigen Beitrag leisten.“Dafür wurden Millionen in die Infrastruk­tur investiert, Loipen und Bahnhof neu ausgebaut. Nachhaltig­keit ist also das wahre WM-Ziel.

Der ÖSV schickt neun Langläufer (davon zwei Frauen), sechs Kombiniere­r und Springer sowie fünf Skispringe­rinnen ins Rennen.

Österreich­s Chancen

Nach der WM 2017 in Lahti mit zweimal Gold, einmal Silber und zwei Bronzenen erwartet sich Stecher für die Heim-WM „mindestens vier Medaillen“. Im Springen bei Damen und Herren je eine und in der Kombinatio­n zwei, rechnet er vor. Stefan Kraft ist Titelverte­idiger in beiden Einzelbewe­rben, der Pongauer ist neben Langläufer­in Teresa Stadlober auch die einzig echte ÖSV-Medaillenh­offnung.

Stadlober (Achte in Cogne) war zuletzt verkühlt. Sie hat im Skiathlon und im 30-km-Lauf (Massenstar­t) aber die besten Chancen. Und Kraft, Gewinner von 15 Weltcupbew­erben, ist auf Schanzen in Österreich noch sieglos. Bei der Vierschanz­entournee wurde er im Jänner in Innsbruck Zweiter.

Überrasche­n könnten die Kombiniere­r Franz-Josef Rehrl und Mario Seidl. Auch im Teambewerb ist die Mannschaft von Christoph Eugen ein Tipp.

Topfavorit­en

Im Langlauf führt an Therese Johaug, 30, keine Spur umhin. Die Norwegerin gilt in jedem Distanzren­nen als Sieganwärt­erin – sie gewann bislang nach Ablauf ihrer 18-monatigen Dopingsper­re jedes in diesem WM-Winter. Um für Seefeld auch genug Kraftreser­ven zu tanken, ließ sie die Tour de Ski aus.

Auch bei den Kombiniere­rn dominiert ein Norweger: Jarl Magnus Riiber. Der 21-Jährige ge- wann zehn Weltcupbew­erbe, steht als Gesamtwelt­cupsieger fest. Norwegen wird zum elften Mal in Folge den Medaillens­piegel anführen.

Im Skisprung duellieren sich sich Ryo¯yu¯ Kobayashi (JAP, Tourneesie­ger) und Kamil Stoch (POL). Den Außenseite­rsieg könnte ein Deutscher (Leyhe, Eisenbichl­er, Geiger) landen. Was gelingt Kraft?

TV-Hype & Royals

Machten internatio­nale TV-Sender um die Ski-WM in A˚re doch einen Stemmbogen, ist in Seefeld großes Aufsehen gewiss. ARD, ZDF, SRF, ORF oder Eurosport zeigen jedes Rennen live. Dazu kommen Sender aus Polen, Norwegen, Schweden und Finnland. In Skandinavi­en ist Langlaufen der Volkssport. Der Besuch der Königspaar­e Carl Gustaf und Silvia (SWE) sowie Harald V. und Sonja (NOR) potenziert ab 24. Februar das Interesse.

Gleichbere­chtigung

Wurden sie 2009 bei ihrer WM-Premiere von FIS-Präsident Gian Franco Kasper („Ihnen könnte es bei der Landung die Gebärmutte­r zerreißen“) plump belächelt, erhalten Skispringe­rinnen jetzt mehr Präsenz. Ob Einzel, im Team oder im Mixed, die Emanzipati­on auf dem Schanzenti­sch, forciert durch TV-Interesse in Asien, schreitet voran. Österreich­s Equipe mit Daniela Iraschko-Stolz hat in Seefeld gute Chancen. Vielleicht gibt es bald auch eine eigene Tournee? Diese WM gilt hierfür als Wegweiser.

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