Wie man Gewinne pragmatisiert
Die Ökoförderung offenbart ein schräges Unternehmerbild.
Sechs Prozent Rendite ohne jedes Risiko, auf bis zu 20 Jahre garantiert – klingt in Zeiten des Nullzinses nach Märchen, oder?
Ein deutsches Finanzportal bietet das freilich an. Und das geht so: Man beteiligt sich an einer bereits bestehenden Solaranlage, schaltet also das Errichtungsrisiko aus. Und profitiert dann von der staatlichen Abnahmegarantie für den dort erzeugten Strom zu garantierten (und überhöhten) Einspeisetarifen.
So lässt es sich leben als Unternehmer: Kein Risiko, pragmatisierte Gewinne – und bezahlen muss das der Konsument über Zuschläge. Ökostromförderung funktioniert eben so. Zwar gehen immer mehr Länder zu effizienteren Fördermodellen (etwa Ausschreibungen) über. Und laut einer EURichtlinie dürfte es die alten Einspeiseregeln seit 2017 eigentlich gar nicht mehr geben. Aber in Deutschland und in Österreich verteidigen die einschlägigen Lobbys die alten Regeln mit Zähnen und Klauen.
Hierzulande beispielsweise versucht die Agrarministerin gerade, eine auslaufende Einspeiseregelung für Biomassekraftwerke, die nie marktfähig waren und auch nie marktfähig sein werden, mit allen Mitteln auszudehnen, statt das zu tun, was die wirtschaftliche Vernunft bei Stranded Investments gebietet: zusperren, wenn’s sein muss mit Förderung. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. E s geht dabei nicht um Ideologie, sondern um simple Klientelpolitik, klar. Aber erstaunlich ist es schon, welches Unternehmerbild da in den Köpfen der Ökobranche und ihrer Politiker herumspukt. Ein Unternehmer, sagt das Wirtschaftslexikon, ist einer, der Risiko nimmt und dafür, wenn es klappt, mit reichlich Gewinn belohnt wird. Wenn nicht, hat er eben Pech gehabt.
Der pragmatisierte unternehmerische Mindestsicherungsbezieher passt nicht in unser Wirtschaftssystem. Das führt nur zu Auswüchsen wie der oben erwähnten garantierten „Sonnenrente“auf Konsumentenkosten. Das sollten auch die Ökoprofiteure dieses Systems langsam begreifen.