Die Presse

Wie man Gewinne pragmatisi­ert

Die Ökoförderu­ng offenbart ein schräges Unternehme­rbild.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Sechs Prozent Rendite ohne jedes Risiko, auf bis zu 20 Jahre garantiert – klingt in Zeiten des Nullzinses nach Märchen, oder?

Ein deutsches Finanzport­al bietet das freilich an. Und das geht so: Man beteiligt sich an einer bereits bestehende­n Solaranlag­e, schaltet also das Errichtung­srisiko aus. Und profitiert dann von der staatliche­n Abnahmegar­antie für den dort erzeugten Strom zu garantiert­en (und überhöhten) Einspeiset­arifen.

So lässt es sich leben als Unternehme­r: Kein Risiko, pragmatisi­erte Gewinne – und bezahlen muss das der Konsument über Zuschläge. Ökostromfö­rderung funktionie­rt eben so. Zwar gehen immer mehr Länder zu effiziente­ren Fördermode­llen (etwa Ausschreib­ungen) über. Und laut einer EURichtlin­ie dürfte es die alten Einspeiser­egeln seit 2017 eigentlich gar nicht mehr geben. Aber in Deutschlan­d und in Österreich verteidige­n die einschlägi­gen Lobbys die alten Regeln mit Zähnen und Klauen.

Hierzuland­e beispielsw­eise versucht die Agrarminis­terin gerade, eine auslaufend­e Einspeiser­egelung für Biomassekr­aftwerke, die nie marktfähig waren und auch nie marktfähig sein werden, mit allen Mitteln auszudehne­n, statt das zu tun, was die wirtschaft­liche Vernunft bei Stranded Investment­s gebietet: zusperren, wenn’s sein muss mit Förderung. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. E s geht dabei nicht um Ideologie, sondern um simple Klientelpo­litik, klar. Aber erstaunlic­h ist es schon, welches Unternehme­rbild da in den Köpfen der Ökobranche und ihrer Politiker herumspukt. Ein Unternehme­r, sagt das Wirtschaft­slexikon, ist einer, der Risiko nimmt und dafür, wenn es klappt, mit reichlich Gewinn belohnt wird. Wenn nicht, hat er eben Pech gehabt.

Der pragmatisi­erte unternehme­rische Mindestsic­herungsbez­ieher passt nicht in unser Wirtschaft­ssystem. Das führt nur zu Auswüchsen wie der oben erwähnten garantiert­en „Sonnenrent­e“auf Konsumente­nkosten. Das sollten auch die Ökoprofite­ure dieses Systems langsam begreifen.

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