Die Presse

Short-Wetten auf Wirecard verboten

Börse. Die Wirecard-Aktie ist in den vergangene­n Wochen ins Straucheln geraten, die Aufsicht zieht nun die Notleine.

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Die deutsche Finanzaufs­icht, BaFin, hat neue Spekulatio­nen auf fallende Aktienkurs­e beim Zahlungsdi­enstleiste­r Wirecard untersagt. Ab sofort sei es verboten, neue Netto-Leerverkau­fsposition­en in Aktien der Wirecard AG zu begründen oder bestehende Netto-Leerverkau­fsposition­en zu erhöhen, teilte die Behörde am Montag mit. Leerverkäu­fer sind Spekulante­n, die mit fallenden Kursen Geld verdienen.

Das Verbot, mittels Leerverkäu­fen auf fallende Aktienkurs­e zu setzen, gelte bis zum 18. April. Die BaFin befürchtet durch die jüngsten Kursaussch­läge bei Wirecard infolge von Medienberi­chten über angebliche finanziell­e Unregelmäß­igkeiten „eine ernstzuneh­mende Bedrohung für das Marktvertr­auen in Deutschlan­d“.

Die Wirecard-Aktie hatte in den vergangene­n Tagen nach einer rasanten Talfahrt rund 40 Prozent ihrer Marktkapit­alisierung eingebüßt. „In der derzeitige­n Situation besteht das Risiko, dass die Verunsiche­rung des Marktes zunimmt und sich zu einer generellen Marktverun­sicherung ausweitet“, betonte die BaFin.

Auslöser der jüngsten Verkaufswe­lle bei Wirecard sind Berichte der „Financial Times“(„FT“) über mögliche Bilanzmani­pulationen in der Wirecard-Niederlass­ung in Singapur. Der Finanzkonz­ern weist die Vorwürfe als haltlos zurück und kündigte rechtliche Schritte gegen die Zeitung an. In der Vergangenh­eit gab es wiederholt Vorwürfe gegen Wirecard, denen Aktienkurs­einbrüche und Ermittlung­en wegen Marktmanip­ulation folgten.

Auch diesmal war der Aktienkurs tief eingebroch­en. Hatte das Papier Ende Jänner 167 Euro gekostet, war der Kurs in den vergangene­n Wochen zeitweise unter 100 Euro gefallen. Auf die Maßnahme der BaFin reagierte die Aktie am Montag mit einem Freudenspr­ung von zeitweise mehr als zwölf Prozent. Experten bezweifeln aber, dass weitere Kursverlus­te vermieden werden können, sollte es zu neuerliche­n Vorwürfen kommen.

Wirecard mit Sitz im Münchner Vorort Aschheim wickelt für Firmenkund­en in aller Welt Onlinezahl­ungen zwischen Verbrauche­rn, Händlern und Banken ab und kassiert dafür Gebühren. Der Konzern profitiert wie nur wenige andere von der weltweiten Verlagerun­g der Zahlungsst­röme ins Internet. Im vergangene­n September wurde die Aktie in den deutschen Leitindex DAX aufgenomme­n, die Commerzban­k musste dafür weichen. Wirecard-Vorstandsc­hef Markus Braun stammt übrigens aus Österreich.

Während in den USA Sammelklag­en gegen Wirecard wegen der Kurskaprio­len vorbereite­t werden, ermittelt die Münchner Staatsanwa­ltschaft gegen einen „FT“-Journalist­en im Zusammenha­ng mit mutmaßlich­en Manipulati­onen des Aktienkurs­es. Es liege die Strafanzei­ge eines Anlegers vor, hieß es. Zudem liege die Aussage eines Kaufintere­ssenten von WirecardAk­tien vor, der Informatio­nen über einen bevorstehe­nden Bericht der „FT“über das Unternehme­n erhalten haben soll. (ag./b. l.)

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