„Er ist wieder da“– und mit ihm ein Österreich-Zentrum für Bär und Co.
Das neue Zentrum ist zu gering finanziert und vertritt die Minderheiteninteressen von Jagd und Landwirtschaft, nicht aber den Artenschutz. Konflikte sind programmiert.
D ie gute Nachricht: Auf Betreiben von Ministerin Elisabeth Köstinger und der zuständigen Länder wird es das „Österreich-Zentrum Wolf, Luchs, Bär“im Raum Gumpenstein in der Steiermark geben. Das ist ein auch vom WWF vorsichtig begrüßter Fortschritt, da Wolf und Co. bislang Ländersache waren, obwohl sie mit Grenzen nicht viel anfangen können. Die schlechte Nachricht für eine Mehrheit von artenschutzbewegten Österreichern – nicht nur in den Städten – ist aber, dass im Zentrum die Nutzer den Ton angeben werden, also Landwirtschaft und Jagd. Die NGOs wie WWF oder Naturschutzbund dürfen das Zentrum beraten, bleiben aber von den Entscheidungen ausgeschlossen.
Allein die bescheidenen Mittel lassen an der Ernsthaftigkeit des Vorhabens zweifeln: 120.000 Euro werden für die Geschäftsstelle veranschlagt, 100.000 für die Begutachtung von Schadensfällen und DNA-Analysen, und weitere 100.000 Euro sollen in Pilotprojekte, wie Herdenschutz, fließen. Um ein konfliktarmes Zusammenleben mit Wolf und Co. zu erreichen, braucht man aber neben dem Herdenschutz vor allem gutes, relativ aufwendiges Monitoring und Freilandforschung. Dafür gibt es aber kein Budget. Wie will man ohne Wissensbasis managen? Für die Förderung des Herdenschutzes steht übrigens seit ein paar Wochen ein gut gefüllter Topf aus dem EU-Landwirtschaftsbudget zur Verfügung. Es wäre fahrlässig, sich diese Mittel im Gegensatz zu anderen Ländern nicht abzuholen, etwa, weil man – wie zu hören ist – keine Freude damit hat, sich von außen über die Schulter schauen zu lassen.
Die Jagdorientierung des Zentrums zeigt sich auch daran, dass dort der „Wolfsbeauftragte“des Landes Salzburg, Hubert Stock, den Ton angibt. Bezeichnenderweise berichtete er über die Einrichtung des Zentrums zuerst in „Österreichs Weidwerk“(Februar 2019). Besonders erstaunlich ist das Editorial von Stock, in dem zu lesen ist: „Er ist wieder da. Zum Glück jedoch nicht Adolf Hitler wie im gleichnamigen Roman von Tibor Vermes, für viele aber nicht weniger schreckenerregend – der Wolf!“Ein Vergleich von Wölfen mit Hitler! Geht es noch irrationaler? Stock hat natürlich jedes Recht, der Öffentlichkeit zu zeigen, wes Geistes Kind er ist, aber qualifiziert ihn das als Leiter des Zentrums? Zu Recht beschwerte sich deswegen der Naturschutzbund über den Verlust der Verhältnismäßigkeit im Umgang mit dem Wolf.
Zudem vertritt Stock irrationale Abschussszenarien, fantasiert im Widerspruch zur Gesetzeslage von der „jagdlichen Bewirtschaftung des Wolfes“, scheint aber nicht viel von Herdenschutz zu halten. Das ist die verkehrte Logik, will man die Situation befrieden. Immer noch scheint man davon auszugehen, dass man „das Problem“mit Abschuss lösen kann. Man sollte aber auf Herdenschutz setzen, will man nicht immer wieder böse Überraschungen erleben, etwa durch durchziehende Wölfe. Sie können jederzeit und überall auftauchen, ist doch mittlerweile ganz Europa Wolfszone.
Das neue Österreich-Zentrum für Wolf, Luchs, Bär ist gut gemeint, aber zu gering finanziert, und es vertritt die Minderheiteninteressen von Jagd und Landwirtschaft, nicht aber den Artenschutz. Konflikte sind damit programmiert, mit den Weidetierhaltern selbst, die man immer noch im Regen stehen lässt, mit den NGOs und mit einer aufmerksamen Öffentlichkeit.