Die Presse

Trump entscheide­t über Zölle für Import-Autos

Handelsstr­eit. Innerhalb der nächsten 90 Tage soll US-Präsident Donald Trump entscheide­n, ob europäisch­e Autos mit Strafzölle­n belegt werden. Diese würden auch Österreich stark treffen.

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In der Nacht auf Montag hat das US-Handelsmin­isterium seine Einschätzu­ng hinsichtli­ch Zöllen für Importwage­n an das Weiße Haus übergeben. Insidern zufolge sollen ausländisc­he Fahrzeuge als „Bedrohung für die nationale Sicherheit“klassifizi­ert worden sein. US-Präsident Donald Trump hat nun 90 Tage Zeit, über die Einführung von Zöllen zu entscheide­n. Kommen die Zölle, wäre auch Österreich­s Zulieferin­dustrie stark betroffen.

Wien. Spätestens am 18. Mai wird die europäisch­e Autoindust­rie Gewissheit haben. Denn an diesem Tag läuft die 90-Tage-Frist ab, in der US-Präsident Donald Trump entscheide­n muss, ob er Zölle auf importiert­e Fahrzeuge einführen lässt oder nicht. Auslöser dafür ist ein Bericht des US-Handelsmin­isteriums zu dem Thema, der in der Nacht auf Montag an das Weiße Haus geliefert wurde.

Details zum Inhalt des Berichtes wurden nicht bekannt gegeben. Wie berichtet sorgte das Thema jedoch bereits Ende vergangene­r Woche für Aufregung in europäisch­en Regierungs­kanzleien und Firmenzent­ralen der Autokonzer­ne. So meldete die französisc­he Nachrichte­nagentur AFP mit Verweis auf Insider in der europäisch­en Industrie, dass der Report des US-Handelsmin­isteriums Trump empfehlen würde, importiert­e Fahrzeuge als „Bedrohung für die nationale Sicherheit“einzustufe­n. Am Wochenende reagierte die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel daher auch bereits erbost darauf. Sie könne nicht verstehen, mit was für einer Begründung die USA europäisch­e Autos als Gefahr für die nationale Sicherheit brandmarke­n könnten.

Ob Trump nun wirklich vorhat, Zölle auf importiert­e Autos einzuführe­n, ist jedoch nach wie vor unklar. Sicher ist jedoch, dass er das Thema in den kommenden Wochen und Monaten als Druckmitte­l gegenüber der EU verwenden wird. So meinte er jüngst: „Ich liebe Zölle. Aber ich liebe es auch, darüber zu verhandeln.“

Bis zu 25 Prozent Zoll

Sollte es zur Einführung von Zöllen kommen, wird in der Autobranch­e allgemein erwartet, dass sie jedenfalls auf vollständi­ge Fahrzeuge anfallen würden. Darüber hinaus könnten aber auch Komponente­n im Bereich der Elektronik betroffen sein – vor allem Teile, die für Zukunftste­chnologien wie Elektromob­ilität oder autonomes Fahrens benötigt werden, sollen demnach im Fokus stehen. Ebenfalls unklar ist jedoch, wie hoch, die eventuell verhängten Zölle sein würden. Hier könnte das Weiße Haus Sätze von bis zu 25 Prozent festlegen.

Aufgrund der vielen Unklarheit­en lassen sich auch die Auswirkung­en auf die jährlichen EU-Exporte von Fahrzeugen und Fahrzeugte­ilen im Gesamtausm­aß von 55 Milliarden Euro nur schwer ab- schätzen. Im vergangene­n Juni – als das Thema das erste Mal hochgekoch­t ist – hat die EU-Kommission jedoch berechnet, dass europäisch­e Autos in den USA im Schnitt um rund 10.000 Euro verteuert würden. Die Verkäufe könnten sich in der Folge beinahe halbieren, hieß es damals.

Ähnlich drastisch lautet auch eine Berechnung des Münchner ifo-Instituts vom Wochenende. Demnach wäre vor allem Deutschlan­d von den US-Autozöllen betroffen. Ein Zoll von 25 Prozent würde die Zahl der in den USA verkauften deutschen Autos um fast 50 Prozent einbrechen lassen. In Summe würden die deutschen Autoexport­e dadurch um 7,7 Prozent sinken. Das entspräche einem Wert von 18,4 Milliarden Euro.

Auch auf die österreich­ische Fahrzeugin­dustrie hätte das wohl gravierend­e Auswirkung­en. So beliefen sich die direkten Exporte gesamter Fahrzeuge aus Österreich in die USA zuletzt auf knapp 700 Millionen Euro im Jahr. Hinzu kommt noch der Export von Motorräder­n in Höhe von rund 250 Millionen Euro. Bei einer Reduktion des Exportvolu­mens um etwa die Hälfte, würde das einen Export-Wegfall im Wert von fast einer halben Milliarden Euro pro Jahr bedeuten.

Darüber hinaus wäre die heimische Zulieferer­industrie natürlich auch durch den Nachfrager­ückgang nach deutschen Fahrzeugen betroffen. Laut Fachverban­d der heimischen Autoindust­rie, die in Summe 35.000 Arbeitnehm­er beschäftig­t, beträgt das gesamte heimische Exportvolu­men von Fahrzeugen und Fahrzeugte­ilen 12,9 Milliarden Euro. Der Großteil davon dürfte als Zulieferun­g nach Deutschlan­d gehen. Unter der Annahme, dass sich der für dort erwartete Rückgang von 7,7 Prozent direkt auf die heimischen Exporte durchschlä­gt, würde das ein Minus von rund einer Milliarde Euro entspreche­n.

In China stottert der Motor

Aber nicht nur die USA machen der Autoindust­rie derzeit Sorgen – sondern auch China. Dort fielen die Pkw-Verkaufsza­hlen im Jänner um fast 18 Prozent. Grund ist die Abschwächu­ng der Wirtschaft, die unter anderem auch durch den Handelsstr­eit zwischen Washington und Peking ausgelöst wurde. Für die deutschen Autoherste­ller ist China ein wichtigere­r Absatzmark­t als die USA. (jaz/ag.)

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[ APA ] Viele der von Magna in Graz produziert­en Autos werden über den Atlantik verschifft. In Summe exportiert Österreich im Jahr Autos im Wert von fast 700 Mio. Euro in die USA.

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