Neuerliche Messerattacke auf eine Frau
Kriminalität. In Tirol attackierte ein Pensionist seine Ehefrau mit einem Messer und tötete sich selbst. In Wien startet ein Pilotprojekt zur Sensibilisierung der Nachbarschaft.
Ein 71-Jähriger hat am Montag seine – von ihm getrennt lebende – Ehefrau in Sautens in Tirol auf offener Straße niedergeschlagen und mit einem Messer attackiert. Der Mann ließ erst von der 58-Jährigen ab, als ihr Zeugen zu Hilfe eilten. Die Frau wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Nachdem er mit seinem Auto vom Tatort geflüchtet war, tötete sich der Mann selbst.
Sautens/Wien. Die beispiellose Serie schwerer Gewalttaten gegen Frauen seit Beginn dieses Jahres reißt nicht ab. Am Montag hat ein 71-Jähriger im Zentrum von Sautens im Tiroler Bezirk Imst seine Ehefrau auf offener Straße abgepasst und mit einem Messer attackiert. Laut Polizei schlug der Mann sein Opfer nieder und verletzte es mit dem Messer schwer.
Erst als Zeugen der 58-Jährigen zur Hilfe kamen, ließ er von ihr ab, die Frau wurde schwer verletzt in die Innsbrucker Klinik eingeliefert. Sie erlitt unter anderem eine Schnittverletzung im Halsbereich.
Der Mann flüchtete zunächst. Im Zuge einer Großfahndung mit zahlreichen Polizeistreifen, dem Sondereinsatzkommando Cobra, Diensthunden und Polizeihubschrauber wurde sein Wagen gefunden, in der Nähe auch der Pensionist – tot. Er hatte offenbar Suizid begangen. Bei dem Mann und seiner Ehefrau handelt es sich um Österreicher ohne Migrationshintergrund.
Auch in Wien wurde ein weiterer Fall bekannt: Ein 37-Jähriger, der seine gleichaltrige Ehefrau bereits seit rund zwei Wochen mehrmals körperlich attackiert und mit dem Umbringen bedroht haben soll, wurde in Wien Penzing festgenommen. Die Frau war selbst zur Polizei gegangen und hatte angegeben, mehrere Tage gegen ihren Willen in der Wohnung festgehalten worden zu sein. Der Rumäne habe ihr mit Messer und Schusswaffe mit dem Umbringen ge- droht. Bisher waren die Gewalttaten nicht polizeibekannt. Der Mann wurde festgenommen.
In Wien sollen Nachbarn helfen
Angesichts dieser Serie von Mordversuchen, schweren Gewalttaten und Morden an Frauen (vorwiegend begangen durch deren Partner oder Expartner) mehren sich die Initiativen, um diese zu stoppen: Eine zielt darauf ab, Nachbarn zu sensibilisieren, damit die im Fall des Falles einschreiten: Die Initiative StoP (Stadtteile ohne Partnergewalt) startet in Österreich. In einem Pilotprojekt sollen in Margareten im Gemeindebau Reumannhof Bewohner geschult und das Bewusstsein erhöht werden.
„Frauen, die von ihrem Partner geschlagen und misshandelt werden, tun sich oft sehr schwer, zu einer offiziellen Beratungsstelle zu gehen. Viele schweigen zu lange“, sagte Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, die diese Initiative leiten wird. Das Projekt setze deshalb auf diejenigen, die Opfern und Tätern am nächsten seien: die Nachbarn. „Engagierte Nachbarn können Präsenz zeigen, drehen den Fernseher nicht lauter, wenn Schreie aus der Nachbarwohnung kommen, sondern schauen und hören hin“, so Rösslhumer: „Ein Klingeln an der Tür kann manch- mal Schlimmes verhindern.“Claudia Huemer vom Nachbarschaftsservice Wohnpartner meint, viele Nachbarn wüssten, was sich neben ihnen abspielt, sie wüssten nur nicht, wie sie einschreiten sollen.
Im Rahmen des Projekts werden daher alle zwei Wochen Frauentreffen im Wohnpartner-Lokal organisiert, bei denen die Bewohnerinnen sich austauschen können und geschult werden. Analog dazu finden im nahen Neunerhaus-Cafe´ regelmäßige Männertreffen statt.
Ziel ist ganz Wien
Um das Bewusstsein für Gewalt an Frauen zu erhöhen, schlagen die Initiatoren weitere Maßnahmen vor: So könnten Schulen das Thema in den Unterricht integrieren und die Bezirksvertretung bzw. Sportzentren Deeskalationstrainings anbieten. Ein Platz im Bezirk könnte nach einer Frau, die von ihrem Mann ermordet wurde, umbenannt werden. Die Initiative will eng mit der Polizei zusammenarbeiten. Hier brauche es mehr Personal, forderte Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery (SPÖ).
Das Vorbild stammt aus Deutschland, wo es in vier Städten, etwa Hamburg, erfolgreich eingesetzt wird. In Margareten ist das Projekt auf drei Jahre angelegt, die Kosten betragen 270.000 Euro. Das Projekt ist nicht ausfinanziert, die Initiatoren hoffen auf Unterstützung der Stadt. Ziel sei, so Rösslhumer. das Projekt langfristig auf ganz Wien auszuweiten. (APA/cim)