Sanders macht das Dutzend voll
Wahlkampf. Bernie Sanders, der demokratische Sozialist, erklärte seine Präsidentschaftskandidatur. Als Gegner Hillary Clintons machte er Furore.
Wien/Washington. Bei den Demokraten drängelt sich das Feld der Präsidentschaftsanwärter, und nun macht ein Mann, der bei Amtsantritt der älteste Präsident in der US-Geschichte wäre, das gute Dutzend voll. In einem Interview mit einem Radiosender seines Heimatbundesstaats Vermont und in einer E-Mail an seine Anhänger erklärte Bernie Sanders seine neuerliche Kandidatur.
„Unsere Kampagne dreht sich nicht nur darum, Donald Trump zu besiegen, den gefährlichsten Präsidenten in der Geschichte des modernen Amerika.“Er sei „eine Peinlichkeit für unser Land“. „Es geht darum, unser Land zu transformieren“, postulierte der 77-jährige Senator, ein Unabhängiger, der sich als „demokratischer Sozialist“definiert. Er sparte indes nicht mit Seitenhieben gegen Trump. „Ich denke, er ist ein pathologischer Lügner, Rassist, Sexist, Schwulen- und Fremdenfeind – einer, der billige Punkte macht, indem er Minderheiten angreift, oft Immigranten ohne Dokumente.“
In den USA steht Sanders weit links, in Europa würde sein Programm als sozialdemokratisch gelten: Er verschreibt sich dem Kampf für eine Gesundheitsreform, für Klimaschutz und einen Mindestlohn von 15 Dollar; er ist gegen Uni-Gebühren, Ungerechtigkeit, Waffengewalt und die „Dämonisierung“illegaler Immigranten.
Konkurrenz im progressiven Milieu
Bernie Sanders war vor drei Jahren als einziger seriöser Gegenkandidat bei den Demokraten gegen Hillary Clinton angetreten, und er lieferte ihr einen harten Wahlkampf. Vor allem entfachte er einen Enthusiasmus unter College-Studenten und im linksliberalen, progressiven Milieu, die ihren „Bernie“hochjubelten. Eine seiner Wahlkampf-Helferinnen stiehlt ihm nun indessen die Show: Alexandria Ocasio-Cortez, die 29-jährige Abgeordnete aus New York, ist mit ihrem Aktionismus der neue Darling des linken Flügels.
Unter den Präsidentschaftsbewerbern macht ihm Elisabeth Warren, die Senatorin und Ex-Harvard-Professorin, Konkurrenz, die dieselbe Klientel anspricht. Sanders verfügt jedoch über eine intakte Organisation in 50 Bundesstaaten, eine begeisterungsfähige Basis und zahllose Kleinspender. (vier)