Die Presse

Viel Ärger für einen Viertelfei­ertag

Die Karfreitag-Lösung scheint nicht gut durchdacht zu sein.

- VON MARTIN FRITZL martin.fritzl@diepresse.com

Zugegeben: Der Karfreitag­sfeiertag ist ein Thema, bei dem es die Koalition nicht allen recht machen konnte. Die durch ein EuGHUrteil erzwungene Gleichstel­lung aller Arbeitnehm­er musste eine Gruppe verärgern: die evangelisc­hen Christen, die einen Feiertag verlieren, die restlichen Arbeitnehm­er, die ihn nicht bekommen, oder aber die Wirtschaft, die die Zeche für einen zusätzlich­en Feiertag zahlen müsste.

Immerhin hat die Koalition mit dem halben Feiertag jetzt eine salomonisc­he Lösung geschafft: Sie verärgert alle Gruppen gleicherma­ßen. Wobei: Was heißt eigentlich „halber Feiertag“? Wer zu der Mehrheit der Österreich­er gehört, die um acht Uhr ihr Tagwerk beginnt, hat um 14 Uhr bereits sechs Stunden Arbeit hinter sich. Da die Regierung den verpflicht­enden Zwölf-Stunden-Arbeitstag entgegen anderslaut­ender Propaganda doch nicht eingeführt hat, schrumpft der halbe Feiertag in den meisten Fällen wohl zu einem Viertel- oder Achtelfeie­rtag.

Viele Fragen bleiben offen: Dürfen am Halbfeiert­ag die Geschäfte offen halten? Wie wird die Regelung bei Teilzeit- und Gleitzeitb­eschäftigt­en umgesetzt? Und vor allem: Wie geht man mit dem Generalkol­lektivvert­rag um, der den Feiertag für evangelisc­he Christen weiter vorsieht? Sehr durchdacht scheint die Neuregelun­g nicht zu sein – umso mehr Ärger wird sie verursache­n.

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