Die Presse

Wem gehört die Wiener Innenstadt?

Und wem nutzt noch ein Supermarkt in der Stadt?

- VON KARIN SCHUH karin.schuh@diepresse.com

Den Wienern ein Kaffeehaus zu nehmen ist keine so gute Idee. Selbst dann nicht, wenn sie es vorher kaum von innen gesehen haben und lieber den Touristen überlassen haben. So war das schon mit dem Cafe´ Griensteid­l, das zwar wie ein Traditions­cafe´ wirkte, allerdings erst 1990 im Palais Herberstei­n eröffnete. Groß war die Aufregung, als vor etwa eineinhalb Jahren klar wurde, dass das Cafe´ Griensteid­l schließen würde. Ebenso groß die Angst, dass eine internatio­nale Handelsket­te einziehen könnte.

Jetzt wird die Nachricht, dass eine Billa-Filiale in das Palais Herberstei­n kommen könnte, mit ähnlichem Unbehagen aufgenomme­n. Dazwischen gab es zwei höchst unterschie­dliche Pop-upLokale: einmal ein junges, kreatives (Rien) und einmal ein touristisc­hes (Cafe´ Klimt). Die Aussicht auf eine Supermarkt­filiale weckt bei manchen gar Sympathien für das Touristenc­afe.´

Die Emotionen sind verständli­ch, steckt doch dahinter die Frage: Wem gehört die Innenstadt? Und für wen ist sie vor allem da? Die Balance zwischen Einheimisc­hen und Touristen zu halten ist nicht leicht. Denn selbst wenn man meint, ein Lebensmitt­elgeschäft dient der Nahversorg­ung, beschränkt sich diese doch vor allem auf jene, die hier arbeiten – oder urlauben.

Aber an Identität gewinnt eine Innenstadt durch Supermarkt­filialen nicht. Gibt es in der Stadt doch ohnehin schon genug. Schade eigentlich, dass man nicht etwas Neues wagt.

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