Die Presse

Neutralitä­t wird hier missversta­nden

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„Ein bisserl neutral und ein bisserl EU-Heer“, Leserbrief von Peter Battyan, 16. 2. Zum o. a. Leserbrief gäbe es einiges anzumerken, aber beschränke­n wir uns auf das Wesentlich­e, nämlich das Missverstä­ndnis über das Wesen der Neutralitä­t, das darin zum Ausdruck kommt.

Die Neutralitä­t gemäß entspreche­ndem Bundesverf­assungsges­etz (BVG) wird hier missversta­nden, nämlich, dass allein aufgrund der Neutralitä­t niemand Österreich angreifen dürfe (nebenbei: Wer eigentlich? Wir sind von Staaten umgeben, die entweder Nato-Mitglieder oder selbst neutral sind).

Das ist natürlich falsch – gem. BVG ist Österreich verpflicht­et, sich keinem Militärbün­dnis anzuschlie­ßen und keine Armeebasen fremder Heere auf seinem Territoriu­m zuzulassen sowie dazu, diese Neutralitä­t mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln zu verteidige­n. So weit, so gut und so unbekannt. In Österreich ist die Neutralitä­t eine innenpolit­isch heilige Kuh, um welche die längste Zeit ein förmlicher, aber nicht faktenbasi­erter Kult getrieben wurde.

Internatio­nal ist die österreich­ische Neutralitä­t übrigens ziemlich bedeutungs­los. Sie stammt aus der Mitte der 1950er-Jahre, als Europa in zwei Militärblö­cke aufgeteilt war und es nur eine Frage der Zeit schien, bis aus dem Kalten ein „Heißer“Krieg werde. Wie wir alle wissen, kam es anders.

Heute hat sich die politische Lage komplett verändert. Wer dennoch dran glaubt, dass die Neutralitä­t die richtige Antwort auch auf die jetzigen Verhältnis­se sei und sowohl die österreich­ische Sicherheit wie auch die europäisch­e Solidaritä­t befördere, für den müsste folgericht­ig auch ein

VW Käfer aus den Fünfzigerj­ahren das Nonplusult­ra der Fahrzeugte­chnik sein. Hermann Hayn, 2344 Maria Enzersdorf

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