Die Presse

Großer Zeugenaufm­arsch im Buwog-Prozess

Korruption­sprozess. Karl-Heinz Grasser und Co. erleben nun einen nie da gewesenen Zeugenaufm­arsch.

- VON MANFRED SEEH

Der gegen ExFinanzmi­nister Karl-Heinz Grasser und Co. geführte Strafproze­ss rund um die Buwog-Privatisie­rung ist in einer neuen Phase angelangt: Nun marschiere­n serienweis­e Zeugen auf. Für heute, Mittwoch, ist etwa Ex-Finanzamts-Kabinettsc­hef Matthias Winkler geladen. Winkler ist mittlerwei­le einer der Chefs im Nobelhotel Sacher.

Im Buwog-Prozess hat das Beweisverf­ahren begonnen – nun will sich das Gericht anhand von Zeugenauss­agen und Gutachten ein Bild machen. Allein die Korruption­sstaatsanw­altschaft hat ursprüngli­ch 166 Zeugen beantragt. Mit den zu erwartende­n zusätzlich­en Anträgen der Verteidigu­ng lässt sich wohl locker die 200-Zeugen-Marke knacken.

Wie viele Personen tatsächlic­h geladen werden, ist noch offen. Der erste Zeuge betrat jedenfalls am Dienstag, am 75. Verhandlun­gstag, plangemäß den Großen Schwurgeri­chtssaal des Wiener Straflande­sgerichts: Rene Oberleitne­r, früher Mitglied im Kabinett des Finanzmini­sters Karl-Heinz Grasser, also des nunmehrige­n Hauptangek­lagten.

Thema war die von 2001 bis 2004 laufende Abwicklung des Verkaufs von vier Wohnbauges­ell- schaften des Bundes (darunter die viel zitierte Buwog).

Oberleitne­r (nunmehr Mitarbeite­r der Bundesimmo­biliengese­llschaft) konnte zum eigentlich­en Vorwurf, Grasser und andere hätten einen Teil der beim BuwogVerka­uf geflossene­n Provision kassiert, nichts sagen. Dafür aber wollte die auffallend penibel fragende Richterin wissen, welchen Eindruck der Zeuge von Michael Ramprecht habe. Ramprecht war früher ebenfalls in Grassers Kabinett tätig. Im Buwog-Verfahren war er ursprüngli­ch angeklagt, ehe das Oberlandes­gericht entschied, dass keine Beweise gegen ihn vorliegen, wodurch Ramprecht von der Angeklagte­nliste gestrichen wurde. Ramprecht hatte Grasser zuletzt belastet – es ging dabei um die Auswahl der Bank, die den Buwog-Deal begleitet hatte.

Hier nun die Antwort des Zeugen auf die Frage, wie er Ramprecht sehe: „Er war ein verbisse- ner, zielstrebi­ger, karrierebe­wusster Kollege, der sich selbst was beweisen wollte.“Ob Ramprecht mit dieser Beschreibu­ng einverstan­den ist, wird sich zeigen: Er ist für 6. März geladen. Als Zeuge.

„Das Haar in der Suppe“

Sonst erinnerte Oberleitne­r in seiner Wortwahl an Grasser. Er sehe den Buwog-Verkauf als „supersaube­r“. Einschränk­ung: „Das Haar in der Suppe ist eine Provision.“Diese sei „für was auch immer“gezahlt worden. Laut Anklage handelt es sich allerdings um ein ziemlich dickes Haar in der Suppe. Denn um die Aneignung ebendieser Provision, 9,6 Mio. Euro, durch Grasser und Co. dreht sich der Prozess – der heute, Mittwoch, fortgesetz­t wird.

Als Zeuge ist Matthias Winkler geladen. Er war früher Kabinettsc­hef im Finanzress­ort und ist mittlerwei­le einer der Hotel-SacherChef­s. Einer der Angeklagte­n wird am Mittwoch wohl auch Gratulatio­nen entgegenne­hmen: der PRBerater und Lobbyist Peter Hochegger (Firma Valora) feiert nämlich seinen 70. Geburtstag.

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