Grundlagen der Kultur verstehen
Den Absolventen wird eine klare Werteorientierung, aber auch empathisch-zwischenmenschliches Handlungsbewusstsein nachgesagt. Das macht sie zu gefragten Mitarbeitern.
Wer einmal mit einem Bachelor in die Welt der Theologie ,hineingeschnuppert‘ hat, will meist mehr davon“, sagt Melanie EckschlagerLerchner. Sie arbeitet aktuell an ihrer Dissertation zur Zukunft der Theologie an der Universität Salzburg. Das Fach sei ein äußerst umfassendes und anschlussfähiges Studium an viele andere Disziplinen wie Geschichte, Philosophie und Medizin. „Zum Verständnis der Basics unserer Kultur ist eine theologische Grundlage äußerst empfehlenswert.“An der Universität Salzburg kann man das Masterstudium Katholische Theologie als Lehramt ansteuern, aber auch in katholischer Religionspädagogik. Plus: Die Theologie-Bachelors können einen Master in Religious Studies machen.
Das Studium vermittelt vertiefte Kenntnisse der Religionswissenschaft, beispielsweise die Transformationen religiöser Traditionen und Literaturen sowie kulturelle Wissensformen und normative Ordnungen von Gesellschaften mit verschiedenen Modellen.
Die Theologie-Absolventen sind laut Eckschlager-Lerchner beruflich gefragter denn je, und zwar aufgrund ihrer „klaren Wertorientierung, ihres speziellen Kommunikationsvermögens sowie logischanalytischen Denkens, gepaart mit empathisch-zwischenmenschlichem Handlungsbewusstsein“. Absolventen würden zum Beispiel als HR-Manager in großen Krankenhäusern und Konzernen arbeiten, für die Ethikausbildung der ehrenamtlichen Feuerwehr in Bayern sorgen oder „die dringend benötigte fundierte Berichterstattung über Religionen in unserer Gesellschaft liefern“.
An der katholischen Privatuniversität Linz kann man seinen Theologie-Master in zwei Fächern ablegen: in Grundlagen der christlichen Theologien sowie in Religion in Kultur und Gesellschaft. Beide sind auf vier Semester angelegt. Ersteres bietet einen grundlegenden Überblick auf die theoretischen und praktischen Formate der christlichen Religion und dient damit der philosophischen und theologischen Bildung von Interessierten, die bereits über eine anderweitige berufliche Qualifikation sowie über eine geisteswis- senschaftliche, sozialwissenschaftliche, sozialarbeiterische oder kulturwissenschaftliche hochschulische Vorbildung verfügen. Das Masterstudium Religion in Kultur und Gesellschaft hingegen reagiert auf die gestiegene Nachfrage nach Orientierung im Feld von Religionen. Religiöse Phänomene und die jeweilige Selbstverortung einzelner Religionen in ihren gesellschaftlichen und kulturellen Kontexten und die damit verbundenen Herausforderungen werden aus einer religionswissenschaftlichen Perspektive beschrieben.
Allgemein gesehen ist allerdings das Bedürfnis nach Orientierung kein Grund, Theologie zu stu- dieren. „Das Thema Werteorientierung führt derzeit nicht zu einem Trend zum Theologiestudium, wohl aber bemerken wir einen anhaltenden Trend zum überfakultären Masterstudium Angewandte Ethik. Katholische Theologie als Studium wird von vielen sehr stark mit der Kirche und deren Image assoziiert, obwohl wir eine große Breite an Themen behandeln und den Vergleich mit verschiedenen geisteswissenschaftlichen Studien sicher nicht zu scheuen brauchten“, sagt Theresia Heimerl, Studiendekanin am Institut für Religionswissenschaften der Universität Graz. Ein theologisches Bachelor-und Masterstu- dium gibt es dort erst seit drei Jahren, im Herbst 2019 startet der berufsbegleitende Masterstudiengang Theologische Wissenschaft in den Kontexten der Gegenwart. Gegenstand sind zentrale kulturelle Phänomene unserer globalisierten Gesellschaft, die aus der Perspektive christlicher Theologie analysiert werden. Zwei Grundmodule decken exemplarisch die Breite der theologischen Disziplinen ab und vermitteln deren Beitrag zur Gegenwartskultur. Zwei der drei Wahlmodule thematisieren repräsentative Themenbereiche moderner Gesellschaften, beispielsweise Kunst, Kultur und Medien als Herausforderungen der Theologie oder Religion und Gender. Das dritte Wahlmodul widmet sich der Theologie und Praxis von Beratung und Kommunikation und vermittelt die Grundlagen helfenden Handelns auf der Basis des christlichen Glaubens. „Den Master in theologischer Wissenschaft werden alle anschließen, die sich in aktuellen theologischen Fragen vertiefen wollen“, sagt Heimerl.
An der Universität Wien gibt es unterschiedliche Varianten des Masterstudiums in der Theologie. „Das Masterstudium im Lehramt hat relativ wenig Fachanteil – es ist eher als Anstellungsvoraussetzung für unbefristete Stellen interessant“, sagt Johann Pock, Dekan der katholisch-theologischen Fakultät.
Das Masterstudium in der Religionspädagogik habe jedoch sehr unterschiedliche Ausrichtungen, nämlich Religionswissenschaft, Erwachsenenbildung, aber eben auch in Richtung Schulunterricht. Hier sei es vor allem die vertiefte inhaltliche Ausbildung, die für Studierende attraktiv sei. „Schließlich gibt es noch das Masterstudium Theologische Spezialisierung. Dieses kann auch von Nichttheologen belegt werden“, erläutert Pock. Dabei kann man sich auf interdisziplinäre Gebiete wie Religionsphilosophie, Medizinethik oder Rechte der Religionen spezialisieren. Die ersten beiden Module vermitteln eine einheitliche theologischphilosophische und religionswissenschaftliche Grundlage. In den Modulen drei bis fünf können sich die Studierenden ihrem Schwerpunkt widmen.