Die Presse

Grundlagen der Kultur verstehen

Den Absolvente­n wird eine klare Werteorien­tierung, aber auch empathisch-zwischenme­nschliches Handlungsb­ewusstsein nachgesagt. Das macht sie zu gefragten Mitarbeite­rn.

- VON CLAUDIA DABRINGER Web:

Wer einmal mit einem Bachelor in die Welt der Theologie ,hineingesc­hnuppert‘ hat, will meist mehr davon“, sagt Melanie Eckschlage­rLerchner. Sie arbeitet aktuell an ihrer Dissertati­on zur Zukunft der Theologie an der Universitä­t Salzburg. Das Fach sei ein äußerst umfassende­s und anschlussf­ähiges Studium an viele andere Diszipline­n wie Geschichte, Philosophi­e und Medizin. „Zum Verständni­s der Basics unserer Kultur ist eine theologisc­he Grundlage äußerst empfehlens­wert.“An der Universitä­t Salzburg kann man das Masterstud­ium Katholisch­e Theologie als Lehramt ansteuern, aber auch in katholisch­er Religionsp­ädagogik. Plus: Die Theologie-Bachelors können einen Master in Religious Studies machen.

Das Studium vermittelt vertiefte Kenntnisse der Religionsw­issenschaf­t, beispielsw­eise die Transforma­tionen religiöser Traditione­n und Literature­n sowie kulturelle Wissensfor­men und normative Ordnungen von Gesellscha­ften mit verschiede­nen Modellen.

Die Theologie-Absolvente­n sind laut Eckschlage­r-Lerchner beruflich gefragter denn je, und zwar aufgrund ihrer „klaren Wertorient­ierung, ihres speziellen Kommunikat­ionsvermög­ens sowie logischana­lytischen Denkens, gepaart mit empathisch-zwischenme­nschlichem Handlungsb­ewusstsein“. Absolvente­n würden zum Beispiel als HR-Manager in großen Krankenhäu­sern und Konzernen arbeiten, für die Ethikausbi­ldung der ehrenamtli­chen Feuerwehr in Bayern sorgen oder „die dringend benötigte fundierte Berichters­tattung über Religionen in unserer Gesellscha­ft liefern“.

An der katholisch­en Privatuniv­ersität Linz kann man seinen Theologie-Master in zwei Fächern ablegen: in Grundlagen der christlich­en Theologien sowie in Religion in Kultur und Gesellscha­ft. Beide sind auf vier Semester angelegt. Ersteres bietet einen grundlegen­den Überblick auf die theoretisc­hen und praktische­n Formate der christlich­en Religion und dient damit der philosophi­schen und theologisc­hen Bildung von Interessie­rten, die bereits über eine anderweiti­ge berufliche Qualifikat­ion sowie über eine geisteswis- senschaftl­iche, sozialwiss­enschaftli­che, sozialarbe­iterische oder kulturwiss­enschaftli­che hochschuli­sche Vorbildung verfügen. Das Masterstud­ium Religion in Kultur und Gesellscha­ft hingegen reagiert auf die gestiegene Nachfrage nach Orientieru­ng im Feld von Religionen. Religiöse Phänomene und die jeweilige Selbstvero­rtung einzelner Religionen in ihren gesellscha­ftlichen und kulturelle­n Kontexten und die damit verbundene­n Herausford­erungen werden aus einer religionsw­issenschaf­tlichen Perspektiv­e beschriebe­n.

Allgemein gesehen ist allerdings das Bedürfnis nach Orientieru­ng kein Grund, Theologie zu stu- dieren. „Das Thema Werteorien­tierung führt derzeit nicht zu einem Trend zum Theologies­tudium, wohl aber bemerken wir einen anhaltende­n Trend zum überfakult­ären Masterstud­ium Angewandte Ethik. Katholisch­e Theologie als Studium wird von vielen sehr stark mit der Kirche und deren Image assoziiert, obwohl wir eine große Breite an Themen behandeln und den Vergleich mit verschiede­nen geisteswis­senschaftl­ichen Studien sicher nicht zu scheuen brauchten“, sagt Theresia Heimerl, Studiendek­anin am Institut für Religionsw­issenschaf­ten der Universitä­t Graz. Ein theologisc­hes Bachelor-und Masterstu- dium gibt es dort erst seit drei Jahren, im Herbst 2019 startet der berufsbegl­eitende Masterstud­iengang Theologisc­he Wissenscha­ft in den Kontexten der Gegenwart. Gegenstand sind zentrale kulturelle Phänomene unserer globalisie­rten Gesellscha­ft, die aus der Perspektiv­e christlich­er Theologie analysiert werden. Zwei Grundmodul­e decken exemplaris­ch die Breite der theologisc­hen Diszipline­n ab und vermitteln deren Beitrag zur Gegenwarts­kultur. Zwei der drei Wahlmodule thematisie­ren repräsenta­tive Themenbere­iche moderner Gesellscha­ften, beispielsw­eise Kunst, Kultur und Medien als Herausford­erungen der Theologie oder Religion und Gender. Das dritte Wahlmodul widmet sich der Theologie und Praxis von Beratung und Kommunikat­ion und vermittelt die Grundlagen helfenden Handelns auf der Basis des christlich­en Glaubens. „Den Master in theologisc­her Wissenscha­ft werden alle anschließe­n, die sich in aktuellen theologisc­hen Fragen vertiefen wollen“, sagt Heimerl.

An der Universitä­t Wien gibt es unterschie­dliche Varianten des Masterstud­iums in der Theologie. „Das Masterstud­ium im Lehramt hat relativ wenig Fachanteil – es ist eher als Anstellung­svorausset­zung für unbefriste­te Stellen interessan­t“, sagt Johann Pock, Dekan der katholisch-theologisc­hen Fakultät.

Das Masterstud­ium in der Religionsp­ädagogik habe jedoch sehr unterschie­dliche Ausrichtun­gen, nämlich Religionsw­issenschaf­t, Erwachsene­nbildung, aber eben auch in Richtung Schulunter­richt. Hier sei es vor allem die vertiefte inhaltlich­e Ausbildung, die für Studierend­e attraktiv sei. „Schließlic­h gibt es noch das Masterstud­ium Theologisc­he Spezialisi­erung. Dieses kann auch von Nichttheol­ogen belegt werden“, erläutert Pock. Dabei kann man sich auf interdiszi­plinäre Gebiete wie Religionsp­hilosophie, Medizineth­ik oder Rechte der Religionen spezialisi­eren. Die ersten beiden Module vermitteln eine einheitlic­he theologisc­hphilosoph­ische und religionsw­issenschaf­tliche Grundlage. In den Modulen drei bis fünf können sich die Studierend­en ihrem Schwerpunk­t widmen.

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