Die Presse

Liquid Natural Gas mit neuer Chance

Neben Elektro- und Hybridantr­ieb wird nun eine Antriebsar­t wiederbele­bt, die schon fast in Vergessenh­eit geraten ist: Liquid Natural Gas, kurz LNG. Ihre vielen Vorteile liegen auf der Hand.

- VON MICHAEL STENZEL

Praktisch alle großen Nutzfahrze­ugherstell­er forschen fieberhaft an alternativ­en Antrieben. Neben Elektro- und Hybridantr­ieb wird nun eine Antriebsar­t wiederbele­bt, die fast in Vergessenh­eit geraten ist: Liquid Natural Gas, kurz LNG oder auch als Flüssiggas bekannt, könnte ein Revival erfahren.

Schon in den Sechzigerj­ahren des letzten Jahrhunder­ts gab es Pkw-Motoren die mit diesem Kraftstoff betrieben werden konnten. Er war umweltfreu­ndlich, sparsam, aber die Technologi­e damals noch nicht wirklich ausgereift. Nun setzt Volvo Trucks verstärkt auf diese neue – alte – Treibstoff­alternativ­e. Derzeit sind sowohl der Volvo FH als auch der FM als LNG-Fahrzeuge verfügbar. Beide gibt es mit wahlweise 420 oder 460 PS. Die Reichweite der unveränder­t als Sattelzugm­aschine oder Fahrgestel­l verfügbare­n Lkw liegt bei bis zu 1000 Kilometern.

Der grüne Daumen darf ohne langes Nachdenken bei den dabei produziert­en CO2-Emissionen nach oben zeigen. Sie liegen um immerhin 20 Prozent unter den Werten vergleichb­arer Dieselmode­lle, bei Verwendung von Biogas werde sogar eine CO2-Reduktion von 100 Prozent erzielt.

Um das Thema Liquid Natural Gas auch in Österreich zu promoten, lud Volvo Trucks zu einem LNG-Event. Der als Demofahrze­ug vor Ort bereitgeha­ltene Volvo FH mit 460 PS war auf einer kurzen Handlingst­recke sowohl bei Autobahnte­mpo als auch im Stop-andgo-Verkehr auf der Bundesstra­ße im Einsatz. Jeder alternativ­e Kraftstoff ist aber nur so gut wie seine Verfügbark­eit. „Der Markt an LNGLkw kann in Österreich nur dann langfristi­g wachsen, wenn Interessen­ten nicht nur über das Fahrzeugan­gebot, sondern auch über das Netz an LNG-Tankstelle­n informiert werden“, sagt VolvoTruck­s-Marketingl­eiterin Barbara Legenstein. Die RAG betreibt bei- spielsweis­e im Zentralrau­m Oberösterr­eich, in Ennshafen, eine LNG-Tankstelle, die für die Betankung von Volvo-LNG-Fahrzeugen verifizier­t ist.

EU-weit gibt es allerdings nur rund hundert solche Tankstelle­n. Für Fuhrparkbe­treiber im Nahund Verteilerv­erkehr habe der Betrieb eigener LNG-Tankstelle­n durchaus Sinn. Wichtig wäre aber ein umfassende­rer Ausbau des LNG-Tankstelle­nnetzes. LNG wird durch Abkühlung von Erdgas auf bis zu minus 164 °C gewonnen. Das so aufbereite­te Erdgas wird dadurch verflüssig­t und weist nur etwa ein Sechshunde­rtstel des Volumens von gasförmige­m Erdgas auf. Das bietet vor allem für Transport und Lagerung große Vorteile.

LNG ist eine klare, geruchlose, nicht giftige und nicht korrosive Flüssigkei­t. Dafür ist sie natürlich sehr kalt und erst entflammba­r, wenn sie zu Erdgas verdampft ist. LNG wird mitunter mit flüssigem Propangas (LPG) verwechsel­t. LPG besteht hauptsächl­ich aus Butan sowie Propan und muss unter Hochdruck verflüssig­t werden. Die Bestandtei­le von LPG sind zudem schwerer als Luft, das Gas verteilt sich nicht, wenn es austritt. LNG ist leichter als Luft, verteilt und verdünnt sich rasch beim Austritt. Neben Volvo plant auch Scania, in diesen Markt einzusteig­en. Europäisch­er Vorreiter ist Iveco, der bis Ende 2017 bereits rund 800 derartige Lkw auf europäisch­en Straßen im Einsatz hatte.

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