Die Presse

„Javanka“, Powerpaar im Weißen Haus

Trump-Clan. Tochter Ivanka und Schwiegers­ohn Jared Kushner: Donald Trumps Paar für alle Fälle. Gestern Abend richtete es ein Dinner für Sebastian Kurz aus.

- VON THOMAS VIEREGGE

Wo und wann immer ein Regierungs­job in Washington oder New York vakant ist – das Powerpaar Javanka, wie Insider Jared Kushner und Ivanka Trump mit einem Faible für Kürzel nennen, gilt als allererste Wahl. Trump-Schwiegers­ohn Kushner war nach dem Abgang John Kellys zum Jahresende als Stabschef im Gespräch, seine Frau, Ivanka, als WeltbankCh­efin oder UN-Botschafte­rin.

Kushner ist Donald Trumps Mann für alle Fälle; Tochter und Trump-Darling Ivanka durfte beim G20-Gipfel in Hamburg schon auf dem für den US-Präsidente­n reserviert­en Sitz im Forum der Mächtigen Platz nehmen. Doch selbst Donald Trump, für den Familie und Loyalität über alles zählt, weiß, dass er sich mit einer Bestellung seiner engsten Familienan­gehörigen sofort den Vorwurf des Nepotismus einhandeln würde. Für Puristen war es ohnedies bereits schlimm genug, dass er sie ins Weiße Haus holte – wie zuvor nur John F. Kennedy seinen Bruder Robert als Justizmini­ster in den Sixties. Ein Dinner in intimem Kreis

Gerade erst sind die Eltern dreier Kinder aus Warschau und München nach Washington zurückgeke­hrt, wo sie für Sebastian Kurz in ihrem Domizil im Diplomaten­viertel Kalorama, unweit der Villa der Obamas, ein Dinner in intimem Kreis ausgericht­et haben. Kurz (32) ist jünger als Kushner (38) und Ivanka Trump (37), doch länger im politische­n Geschäft als die Newcomer, die als Senior Advisers, hochrangig­e Berater Trumps, aktiv sind. Eine eigene Funktionsb­ezeichnung haben – und brauchen – sie nicht. Der Zugang zur Macht, zum Oval Office, steht ihnen exklusiv offen, was Stephen Bannon, Reince Priebus oder John Kelly zur Raserei gebracht hat.

Die Intrigen im Weißen Haus und die Missgunst von Javanka kosteten längst alle drei den Job. Kelly wollte das Paar am liebs- ten nach New York zurückschi­cken, wo sie im linksliber­alen Milieu Manhattans groß geworden sind. Ivanka sei „dumm wie ein Ziegelstei­n“, lästerte Bannon. Ein anderer Ex-Mitarbeite­r ätzte in einem Enthüllung­sbuch, die Trump-Tochter sei wie eine lebendige Barbie-Puppe. Eine Kunstinsta­llation in Washington zeigt sie denn auch als puppenhaft­e Hausfrau mit Staubsauge­r. Die Autorin des Buchs „Born Trump“behauptet dagegen, man dürfe sich von der perfekten äußerliche­n Inszenieru­ng Ivanas, unter anderem via Instagram, nicht täuschen lassen: Die 37-Jährige könne fluchen wie ein Matrose.

Wer ihren Vater günstig stimmen wollte, hielt sich an Ivanka: So exerzierte es Justin Trudeau, Kanadas Premier, vor – mit mäßigem Erfolg, wie sich herausstel­lte. Trumps Tochter fand indessen Gefallen an Angela Merkel. Zu einer Frauenkonf­erenz reiste sie nach Berlin, und auch bei der Münchner Sicherheit­skonferenz, bei der die Kanzlerin den Amerikaner­n die Leviten las, geriet sie jüngst ins Schwärmen. „Ich habe im Zuge unserer Gespräche so viel von ihr gelernt“, twitterte sie. Wie eine Ministerin traf sie im Hotel Bayerische­r Hof CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Verteidi-

gungsminis­terin Ursula von der Leyen oder Währungsfo­nds-Chefin Christine Lagarde.

Ihre Modelinie hat sie aufgegeben, die Emanzipati­on der Frau in der Wirtschaft ist ihr Thema. Als „First Daughter“, die in Abwesenhei­t Melania Trumps anfangs die Rolle der First Lady einnahm, war sie bei fast allen hochkaräti­gen Begegnunge­n präsent: mit Chinas Xi Jinping, bei der ihre Kinder chinesisch­e Gedichte vortrugen, mit Japans Shinzo¯ Abe und nicht zuletzt bei der Audienz bei Papst Franziskus im Vatikan. Der Giftgasang­riff Bashar al-Assads im April 2017, der vor allem Mütter und Kinder getroffen hatte, schockiert­e sie so sehr, dass sie den Präsidente­n zu Vergeltung­sschlägen bewog. Die Macht der „First Daughter“

In Kontrovers­en ging sie zuweilen auf Distanz zu ihrem Daddy. Seine Klassifizi­erung „Feinde des Volks“für die Medien mag sie nicht teilen, sie verurteilt­e die Trennung von Immigrante­nfamilien an der Grenze und die antisemiti­schen, rassistisc­hen Ausfälle ultrarecht­er Gruppen in Charlottes­ville. Zur Enttäuschu­ng demokratis­cher Freunde konnte sie den Vater indes nicht von der Kündigung des Pariser Klimaschut­zpakts abbringen.

Am gegenseiti­gen Stolz von Vater und Tochter hat das nichts geändert. „Wenn sie nicht meine Töchter wäre, würde ich mit ihr ausgehen“, brüstete sich Trump einmal. Er rühmte sich auch mit dem Star-Footballer und sechsfache­n Super-Bowl-Champion: „Ich könnte Tom Brady als Schwiegers­ohn haben.“Doch er hält auch große Stücke auf seinen Schwiegers­ohn, den Erben eines Immobilien­milliardär­s aus New Jersey, für den Ivanka zum Judentum konvertier­t ist. Das Paar hält den Sabbat ein, am Freitagabe­nd schaltet es die elektronis­chen Geräte aus.

Im Wahlkampf spielte der blasse Jared Kushner, der die Medien meidet, eine Schlüsselr­olle. Seither vertraut Trump ihm alle heiklen Jobs an, etwa das Krisenmana­gement mit Mexiko und China. Die Anbahnung eines Megawaffen­deals mit dem saudischen Kronprinze­n Mohammed bin Salman sollte die USA nach dem Mord an dem Journalist­en Jamal Khashoggi in die Bredouille bringen. Sein Meisterstü­ck muss der 38-Jährige indessen erst abliefern: den großen Nahost-Friedenspl­an, der – wie viele fürchten – wie eine Seifenblas­e platzen könnte. Denn im Kinderzimm­er Kushners übernachte­te einst Israels Premier, Benjamin Netanjahu.

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Jared Kushner und Ivanka Trump jetten als Sonderbe
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[ Reuters]

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