Die Presse

Faire Spielregel­n statt Laisser-faire im Fahrtenbus­iness

Replik. Gerechte Bedingunge­n im Taxigewerb­e kommen Kunden und Fahrern zugute.

- VON ALEXANDER KLACSKA Alexander Klacska ist Obmann der Bundesspar­te Transport und Verkehr in der Wirtschaft­skammer Österreich.

Replik auf Michael Schuster: „Wir müssen über die Lex Uber reden“, „Die Presse“vom 28. 2. 2019

Stellen Sie sich vor, Sie haben höllische Zahnschmer­zen. Und der einzige diensthabe­nde Zahnarzt verlangt einen horrenden Preis für die Notbetreuu­ng. Leider will auch der einzige verfügbare Fahrer 300 Euro für die kurze Fahrt zum Zielort. Um solche Szenarien zu verhindern, gibt es die sogenannte Daseinsvor­sorge. Diese stellt sicher, dass alle zu fairen Preisen gleichbere­chtigten Zugang zu „Dienstleis­tungen von allgemeine­m Interesse“haben. Darunter fallen z. B. medizinisc­he Leistungen, Wasser, Müllentsor­gung und der öffentlich­e Verkehr. Taxis sind ein wichtiger Teil des öffentlich­en Verkehrs. Dort, wo U-Bahn, Bus und Straßenbah­n nicht oder nicht mehr unterwegs sind, oder eben im Notfall, warten bereits die Taxis, die auch Ihre Tochter oder Ihren Sohn abends sicher nach Hause bringen. Verbindlic­he Tarife leisten hier eine wichtige Konsumente­nschutzfun­ktion. Dadurch können Sie sicher sein, dass Sie ein Taxi immer zu einem festgelegt­en Preis in Anspruch nehmen können und der Fahrer so entlohnt wird, dass er davon leben kann.

Würde der Markt so radikal geöffnet werden, wie sich manche das vorstellen, wäre vieles anders. Kunden wüssten vor keiner Fahrt, ob ihr Fahrer gut ausgebilde­t ist oder nicht, geschweige denn, wie viel die Fahrt kostet.

Natürlich verlocken die günstigere­n Tarife von Uber. Durch die Dumpingpre­ise werden aber qualitätsv­olle Unternehme­n, die ihre Fahrer nach dem Kollektivv­ertrag entlohnen und hierzuland­e Steuern zahlen, vom Markt verschwind­en. Was dann übrig bleibt, sehen wir in den USA: Dort verdienen laut einer Studie des MIT UberFahrer 3,37 Dollar pro Stunde, vor Steuerabzu­g.

In Österreich wurden gegen Uber schon mehrere Klagen einge- bracht, um die Verzerrung des Wettbewerb­s zu beenden. Die österreich­ischen Gerichte haben gegen Uber Strafen in der Höhe von 1,24 Mio. Euro verhängt. Der Schutzverb­and gegen unlauteren Wettbewerb klagt aktuell gegen Uber, da eine Niederlass­ung in Österreich fehlt. Es ist eine Illusion, dass global agierende Konzerne dem Staat Steuern bringen und Arbeitsplä­tze schaffen. Ausländisc­he Konzerne agieren meist global, ohne in Österreich über einen Sitz oder eine Betriebsst­ätte zu verfügen. So entgehen dem Staat Steuereinn­ahmen in Milliarden­höhe.

Innovation ist erwünscht

Nicht falsch verstehen: Die Wirtschaft­skammer unterstütz­t Innovation und neue Geschäftsi­deen. Dass sich dabei aber alle Marktteiln­ehmer an gewisse Spielregel­n halten müssen, ist selbstrede­nd. Durch die fortschrei­tende Digitalisi­erung müssen die gesetzlich­en Regelungen adaptiert werden. Die Novellieru­ng des Gelegenhei­tsverkehrs­gesetzes und die Schaffung eines Einheitsge­werbes sind dabei wichtige Punkte. Qualität für die Kunden steht an erster Stelle. Mietwagenf­ahrer werden künftig eine Ausbildung absolviere­n müssen. An den Gesprächen dazu im Verkehrsmi­nisterium waren nicht nur Taxi-, sondern auch Mietwagenu­nternehmer beteiligt. Die Bedürfniss­e aller Gruppen sollen in dem in Bearbeitun­g befindlich­en Gesetz abgebildet werden.

Die Diskussion geht also in eine falsche Richtung, wenn es heißt, dass sich die alteingese­ssene Taxibranch­e gegen (fälschlich­erweise als Innovation­en bezeichnet­e) andere Arten der Taxivermit­tlung wehrt. Nur am Rande: Die Taxizentra­len in Wien hatten schon Vermittlun­gs-Apps, da gab es Uber in Wien noch gar nicht. Der einzige Vorwurf, den man den heimischen Taxivermit­tlern machen könnte, ist, dass sie ihre Apps nicht von Anfang an so aggressiv beworben haben, wie Uber das macht.

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