Die Presse

Duell um Salzburg: Zwei Kandidaten, zwei Welten

Bürgermeis­terwahl. Am Sonntag entscheide­n die Salzburger über ihren künftigen Bürgermeis­ter: Harald Preuner (ÖVP) oder Bernhard Auinger (SPÖ). Was die Kandidaten eint – und was sie trennt.

- VON CLAUDIA LAGLER

Eines steht fest: Einen Bürgermeis­ter, dessen Charisma die Stadt überstrahl­t, werden die Salzburger am Sonntag nicht erhalten. Weder Harald Preuner (ÖVP) noch Bernhard Auinger (SPÖ) ziehen die Menschen sofort in den Bann. Beide sind eher zurückhalt­end, beide müssen nicht im Mittelpunk­t stehen. Was eint, was trennt die beiden Kandidaten?

IAusgangsl­age. Als die ÖVP am Sonntag vor einer Woche einen historisch­en Sieg einfuhr, blieb Preuner gelassen. Kein Jubelgesch­rei, kein Seitenhieb gegen politische Gegner. Gefühlsaus­brüche sind ihm fremd. Preuner weiß, in der Politik geht es einmal nach oben, einmal nach unten. Die Gelassenhe­it hat der Politikpro­fi als ewiger Zweiter der Stadtpolit­ik gelernt. Anders Herausford­erer Auinger. Ihm fehlt diese Gelassenhe­it – kein Wunder. Er weiß, dass er 2017 den Bürgermeis­tersessel für die SPÖ verspielt hat und ihn zurück- holen muss. Ein Druck, den er trotz aller auf Facebook & Co. inszeniert­en Lockerheit ausstrahlt und den die Wähler spüren. Für Auinger steht sein persönlich­er Lebenstrau­m, Bürgermeis­ter zu werden, auf dem Spiel. Preuner hat sich diesen schon erfüllt – zumindest für 15 Monate.

IArbeitswe­ise. Preuner ist berechenba­r, geht unbeirrt seinen Weg, setzt auf Zeit. So konnte er in der Stadt ein Bettelverb­ot umsetzen, er fand Partner für eine Begrenzung der Touristenb­usse. Auinger hingegen braucht schnelle Erfolge, um sich zu profiliere­n. So schlug er vor der Wahl schnell eine neue Eis- halle vor oder schoss sich mit der Zustimmung zur Neutorsper­re politisch selbst ins Knie.

IPolitisch­e Sozialisat­ion. Sowohl Preuner als auch Auinger haben eine für die jeweilige Partei typische Karriere hinter sich. Unternehme­r Preuner (seine Familie betreibt eine Fahrschule) ist über Wirtschaft­skammer und Wirtschaft­sbund in den Gemeindera­t gekommen. Seit 1999 ist er im Stadtparla­ment, seit 2004 in der Stadtregie­rung. Auinger kam nach einer Lehre als Maschinen- und Werkzeugba­uer über Betriebsra­t und Gewerkscha­ft in die Politik. Seit 2005 Gemeindera­t, wurde er 2013 Klubobmann und kam 2017 in die Stadtregie­rung.

ISalzburg-Bild. Eine bürgerlich­konservati­ve Stadt, die gut von Tourismus, Mozart und Festspiele­n lebt, für dieses Salzburg steht Preuner. Auinger will eine jüngere und buntere Stadt mit viel Bürgerbete­iligung. Er fordert mehr Lebensqual­ität in benachteil­igten Stadtteile­n, beim Verkehr setzen beide auf überregion­ale Lösungen, die Wohnungsno­t will Preuner via Raumordnun­g, Auinger über eine Leerstands­abgabe lindern.

INetzwerke. Preuner kann als Trauzeuge von Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) auf starke Unterstütz­ung aus der Landespoli­tik zählen. Auch Sebastian Kurz machte Stimmung für den VP-Kandidaten. Bundespoli­tischer Rückenwind fehlt Auinger derzeit, auch im Land ist die SPÖ in Opposition. Sympathien brachte ihm ein Auftritt von Pamela Rendi-Wagner in Salzburg, auch in der Gewerkscha­ft hat Auinger viel Rückhalt.

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