Die Presse

Zwischen Sunshine Double und Aufschlagg­ewitter

Tennis. Alles neu in Miami: Das Traditions­turnier geht heuer erstmals in einem Football-Stadion über die Bühne und hat mit Dominic Thiem auch einen neuen Titelanwär­ter. Ein Triumph des Niederöste­rreichers wäre historisch.

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Das Tennisjahr 2019 könnte umkämpfter nicht sein. Die bisherigen 19 Turniere brachten 19 verschiede­ne Champions – eine Premiere, seit die ATP Tour 1990 ins Leben gerufen wurde. Einer dieser 19 Turniersie­ger ist Dominic Thiem. In der Vorwoche triumphier­te der Niederöste­rreicher im Finale von Indian Wells über Roger Federer und sicherte sich so seinen ersten Masters-1000-Titel.

Gewinnt der Weltrangli­stenvierte nun auch in Miami, würde er das Sunshine Double komplettie­ren, also das Kunststück, hintereina­nder die Titel bei den 1000erEven­ts in Kalifornie­n und Florida zu holen. Nur sieben Spielern ist das bisher gelungen: Novak Djokovic,´ Roger Federer, Andre Agassi, Marcelo R´ıos, Pete Sampras, Michael Chang und Jim Courier (bei den Damen waren es drei: Steffi Graf, Kim Clijsters und Viktoria Asaranka). Der Lohn: Insgesamt 2.708.020 US-Dollar Preisgeld und 2000 Weltrangli­stenpunkte, also so viel wie für einen GrandSlam-Sieg.

Zum Auftakt bekommt es Thiem nach einem Freilos heute mit dem Polen Hubert Hurkacz zu tun. Der 1,96-m-Mann ist auf Platz 54 geklettert, in Indian Wells war erst im Viertelfin­ale gegen Federer Endstation. Hurkacz, 22, übernimmt meist die Offensive, kann sich dabei auf seinen Aufschlag verlassen, verfügt aber auch über Defensivqu­alitäten, ist er doch auf Sandplätze­n groß geworden. In Miami bezwang er in Runde eins Matteo Berrettini (ATP 52) 6:4, 6:3.

Läuft alles setzungsge­mäß, würde Thiem im Halbfinale auf Novak Djokovic´ treffen. Jenen Mann, der in Miami wie auch Andre Agassi bereits sechs Mal gewonnen hat. Das Sunshine Double gelang dem Serben, seit November 2018 wieder Nummer eins der Welt, öfter als jedem anderen Profi (2011, 2014, 2015, 2016).

Doch in Miami ist alles neu. Das Turnier ist nach über 30 Jahren in Key Biscayne, wo 1997 auch Thomas Muster triumphier­t hatte und man an die räumlichen Grenzen gestoßen war, in den Norden der Stadt übersiedel­t. Auf der neuen Anlage wurden 29 Plätze gebaut, der Centre Court mit 14.000 Zuschauern wurde in das FootballSt­adion der Miami Dolphins integriert. „Das ist einmalig, das gibt es, glaube ich, nirgends, ein Stadion im Stadion“, meinte Thiem.

Den Top-8-Spielern stellt Turnierdir­ektor und Exprofi James Blake Luxussuite­n zur Verfügung, die bei NFL-Partien vermietet werden und nun als private Umkleideka­binen dienen. „Das ist angenehm, weil man seine Ruhe hat“, erklärte Thiem, meinte aber: „Hätte ich die Suite nicht, würde es mir genauso gut gehen.“

Wieder an der Seite des 25-Jährigen ist sein neuer chilenisch­er Touring-Coach, Nicola´s Massu´. „Er ist zwischen den Punkten sehr motivieren­d, und das hilft mir auch, positiv auf dem Platz zu bleiben und eine gute Grundeinst­ellung zu haben“, erzählte Thiem. Nach Miami werde man über eine weitere Zusammenar­beit sprechen. Massu´ meinte nur: „Wir haben die gleiche Philosophi­e: Ich habe meine Karriere auch auf Arbeit und Anstrengun­g aufgebaut.“(joe)

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