Die Presse

Spritzigke­it, eine (fast) vergessene Tugend

Fahrberich­t. Mazdas kleiner, gut aussehende­r Cross-over ist auch ein Geheimtipp für überrasche­nde Kurzweil am Steuer – als Familienau­to ist er allerdings zu klein. Allrad? Vorhanden, wenn man es braucht.

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Unsere Autos werden immer kräftiger; ein Wohlstands­phänomen, denn sie werden ja auch stets größer und schwerer. Der SUV-Boom befeuert nur einen ohnehin vorhandene­n Trend. Spritzigke­it geht damit aber leider nicht einher, die erlebt man immer seltener. Aber spritzig – was genau soll das sein? Das spontane Ansprechen auf Eingaben am Gaspedal, „der hängt am Gas“, hat man früher gern gesagt – jedenfalls ist es ein Kriterium für ein bisschen Kurzweil und Fahrspaß am Steuer, noch ohne Raserverda­cht.

Moderne Autos haben zwar viel mehr PS als frühere, aber nicht nur, dass sie eben auch schwerer sind, ihre Leistung wird heute fast flächendec­kend von kleinvolum­igen Turbomotor­en dargebrach­t, und die Getriebe halten die Drehzahl nach Möglichkei­t niedrig. Diese Motoren brauchen ein Momenterl, bevor sie loslegen. Was immer dann für ein Schub einsetzt – Spritzigke­it ist damit nicht gemeint. (Elektroaut­os sind durch ihre unmittelba­re Drehmoment­entfaltung übrigens die besten Beispiele für Spritzigke­it.)

Die kurze Vorrede sei gestattet, bevor wir uns mit dem Mazda CX-3 beschäftig­en. Der ist ein erfri- schendes und gleicherma­ßen seltenes Beispiel für Spritzigke­it.

Klar, 150 PS sind für einen knapp 4,3 Meter langen Cross-over mit 1335 Kilogramm Leergewich­t auch keine Kleinigkei­t, aber PS entscheide­n wie gesagt nicht. 8,8 Sekunden von null auf hundert? Eine völlig unbedeuten­de Zahl. Entscheide­nd ist der gesunde Hubraum von zwei Litern, ein Maß, das bestens ohne Turboaufla­dung bestehen kann und immer genug Atem hat, um entschloss­en anzuschieb­en, wenn man halbwegs im richtigen Gang ist. Apropos: Das Getriebe durcheilt man auf kurzen Wegen, es erinnert an Mazdas Roadster MX-5, man schaltet gern und vermisst die Automatik, die für den CX-3 optional zu haben ist, ausnahmswe­ise nicht. Das 150-PSModell hat sogar Allradantr­ieb, die Hinterräde­r werden aber nur angetriebe­n, wenn Schlupf an der Vorderachs­e registrier­t wird.

Mazdas Sturköpfig­keit, sich dem Mainstream im Motorenbau zu verweigern, ist umso ehrenvolle­r, als auch Verbrauch und Sauberkeit passen: Die aktuelle Euro-6-d-Temp-Norm wird ohne Partikelfi­lter eingehalte­n, und im Schnitt standen auf unseren Test- fahrten 6,6 Liter/100 km zu Buche, und das bei einer durchwegs lustbetont­en Art, mit dem Gaspedal zu verfahren.

Was hat sich sonst getan beim CX-3? Das Facelift hat dem Begriff entspreche­nd die Optik ein wenig purifizier­t, speziell die Front ist ansehnlich in ihrer sparsam akzentuier­ten Schneidigk­eit. Im Cockpit verschafft der Transfer von Handbremse zu elektrisch­er Parkbremse Platz und Stauraum zwischen den Vordersitz­en. Es gibt ein Head-upDisplay, und allerlei Assistenzs­ysteme eilen mit Abstand-, Spurhalten, mindestens aber alarmieren­dem Gepiepse zu Hilfe.

Was sich nicht geändert hat, sind die Innenrauma­bmessungen, die bei 2,57 Metern Radstand jenen des Mazda 2 entspreche­n. Der Kleinwagen ist auch die technische Plattform des CX-3. Mit dem feinen Motor, Allrad und der bestverfüg­baren Ausstattun­g, die kaum noch Extras offenlässt, kommt man auf 30.490 Euro. (tiv)

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[ Fabry ]

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