Die Presse

Hakka in Ankara

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

N euseelands Rugbyteam eilt ein furchterre­gender Ruf voraus. Mit ihrem Ritual des Hakka, des Kriegstanz­es der Maoris, versuchen die Spieler – mitunter so breit wie hoch und übersät mit Tattoos –, die Gegner bereits vor Spielbegin­n einzuschüc­htern. Mit Augenrolle­n, Zähneflets­chen, Händefucht­eln und martialisc­hen Urlauten jagen sie ihnen solch einen Schrecken ein, dass manche am liebsten gleich vor Anpfiff vom Feld laufen würden – oder ihnen wenigstens im Spiel das Eierlaberl überlassen.A` Psychologi­sche Kriegsführ­ung par excellence: Von den Maoris lernen heißt siegen lernen.

Die türkische Staatsspit­ze hat nun den Fehler begangen, Neuseeland im Zuge des Terrors in Christchur­ch bis aufs Blut zu reizen. Denn Außenminis­ter C¸avusog˘lu scheute nicht den weiten Flug um den Globus auf die neuseeländ­ische Südinsel, um seine Solidaritä­t zu demonstrie­ren. Und Präsident Erdogan˘ schlachtet das Terrorvide­o im Wahlkampf zu Propaganda­zwecken aus.

Neuseeland­s aufgebrach­ter Außenminis­ter, Winston Peters, hat sich zu einer Protestnot­e in Ankara angesagt – und er wird sich nicht in diplomatis­chen Mitteln erschöpfen. Die türkischen Politiker, im Parlament im Raufhandel geübt, sollten auf der Hut sein. In Winston Peters fließt Maori-Blut – und er wird in Ankara einen Hakka aufführen, dass ihnen Hören und Sehen vergeht. (vier)

Newspapers in German

Newspapers from Austria