Warum Greta Thunberg für neue Kernkraftwerke kämpfen müsste
Wer den Klimawandel für eine Gefahr hält, der kann nicht gleichzeitig gegen Atommeiler sein. Außer natürlich in Deutschland und Österreich.
Es kommt vermutlich nicht alle Tage vor, dass biedere Umweltschützer andere biedere Umweltschützer nicht nur wüst attackieren, sondern deren Verhalten sogar mit jenem der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg vergleichen. Genau diesen Vorwurf richten derzeit norwegische Öko-Bewegte gegen die Stadt München, die in naher Zukunft ausschließlich grünen Strom aus Wind, Sonne oder Wasserkraft verwenden will, was ja nun wirklich sehr öko ist.
Das kleine Problem: In Bayern werden, ebenso aus Gründen des Umweltschutzes, praktisch keine neuen Windkraftwerke mehr zugelassen. Also beschlossen die Bayern, riesige Windräder in Norwegen zu errichten, um von dort Ökostrom zu beziehen. Das trieb nun norwegische Umweltschützer auf die Palme. Denn die bis zu 200 Meter hohen Ungetüme verschandeln die Naturlandschaften, töten seltene Vögel und bedrohen den Lebensraum der Samen, einer dort siedelnden kleinen Ethnie.
„Wie die Wehrmacht im Weltkrieg“okkupierten die Deutschen Stromkolonialisten ihr Land, klagen norwegische Umweltschützer nun. Bayerische Seppelhut-Ökofaschisten sozusagen, das hat was. Eine heitere Posse, die vor allem eizeigt, wie irrational und ökonomisch wie ökologisch schädlich die in Deutschland wie in Österreich grassierende hysterische Angst vor der friedlichen Nutzung der Kernenergie ist. Denn nur Atomkraftwerke sind imstande, konstant und verlässlich, vor allem (fast) ohne Erzeugung von CO2 jenen Strom zu erzeugen, der als Ergänzung zu Wind- und Solarstrom notwendig ist. Vor allem dann, wenn man in den nächsten Jahren auch die Erzeugung von Strom aus Kohle einstellen will.
Jenseits des deutschen Sprachraums, der da einen bizarr-schrulligen Sonderweg geht, gilt das weltweit als banale Selbstverständlichkeit. Das belegen minuziös auch die beiden Wissenschaftler Joshua S. Goldstein und Staffan A. Qvist in ihrem jüngst erschienenen und international akklamierten Buch „The Bright Future“, dessen These lautet: „Die Menschheit kann den Klimawandel be- herrschen und trotzdem den Wohlstand steigern, wenn sie dem Beispiel von Ländern wie Schweden und Frankreich folgt: Sie muss sowohl erneuerbare Energien als auch Kernkraftwerke bauen, neue Reaktortypen entwickeln und den Ausstoß von Treibhausgasen verteuern.“
Weltweit geschieht derzeit auch genau das. Während Deutschland seine letzten Atommeiler vom Netz nimmt, sind von Großbritannien, Finnland, Polen, der Türkei und Russland bis Indien, China und Japan derzeit fast 100 Kernkraftwerke in Bau oder Planung.
Trotz Fukushima. „Anders als in Deutschland neigen die Japaner nicht zur Klima- und Atomhysterie. Deshalb wurde ein Atomausstieg nach Fukushima nicht in Betracht gezogen. Im Gegenteil, die Japaner lernen aus ihren Fehlern. Japan rüstet seine 37 Reaktoren sicherheitstechnisch nach und nimmt sie wieder in Betrieb. Die ersten zwei Einheiten wurden bereits 2015 wieder angefahren. Sieben weitere Reaktoren laufen heute wieder, 17 weitere befinden sich gegenwärtig im Prozess der Wiedererteilung der Betriebsgenehmigung“, beobachtete der deutsche Atomenergie-Experte Manfred Haferburg.
Es dürfte spätere Generationen von Historikern in Staunen versetzen, dass sich ausgerechnet die im Ingenieurwesen so talentierten Menschen deutscher Sprache gegenüber der Kernenergie so irrational und unvernünftig verhalten haben. Gleichzeitig den Klimawandel beklagen und Kernkraftwerke ablehnen, das hat keinen erkennbaren Sinn. Wobei in Österreich die landestypische Trittbrettfahrer-Attitüde dazukommt: Wir ächten zwar Atomstrom, importieren ihn aber ungeniert und nicht zu knapp. Vielleicht kann ja einmal jemand der „Klimaaktivistin“Greta Thunberg diese einfachen Zusammenhänge so erläutern, dass sie sich ernsthaft für Kernkraftwerke einsetzt, anstatt sich auf Twitter davon zu distanzieren. Schülerstreiks für neue Atomkraftwerke, das hätte schon was.