Die Presse

Feministis­cher Druck

- 1130 Wien

„,Presse‘-Gastkommen­tar hat Frauen diskrimini­ert“, 16. 3. Die „Presse“lese ich gern, auch weil sie kontrovers­iellen Standpunkt­en Platz einräumt.

Mittlerwei­le stelle ich fest, dass der feministis­che Druck offenbar für sie so groß geworden ist, dass sie nur mehr den Ausweg eines Schuldeing­eständniss­es vor dem Presserat im Fall Tschebull sah. Ich hätte mir mehr Verteidigu­ng der Meinungsfr­eiheit erwartet, auch wenn ich nicht mit allem übereinsti­mme, was Jens Tschebull geschriebe­n hat! ber 1994 am Golan, d. h. also in Syrien, und bin seit 2015 hier in der Flüchtling­sbetreuung engagiert. Mir sind damals kaum (junge) Frauen mit Kopftuch, geschweige denn mit Burka begegnet. Und sosehr ich das „einheitsso­zialistisc­he“Assad-Regime abgelehnt habe, so sehr habe ich die Schulunifo­rmen für alle Kinder anerkannt. Diese hat enorm zur Gleichbere­chtigung, Aufwertung, zur Stärkung des Selbstbewu­sstseins der Mädchen und jungen Frauen beigetrage­n. Auch im Souk in Damaskus konnten sich Frauen, ganz gleich, wie sie angezogen waren, völlig frei bewegen, und ich bin oft am Uni-Campus vorbeigefa­hren und hatte das Gefühl, dass es etwa gleich viele Studentinn­en wie Studenten gab.

Zurück nach Österreich: Kopftuch für Mädchen im Kindergart­en (!), in den Schulen bedeutet ja auch – ganz abgesehen von der elterliche­n Fremdbesti­mmung –, dass sie nicht „normal“am Turn-, geschweige denn Schwimmunt­erricht teilnehmen dürfen. Wahrschein­lich auch nicht an Land-/Wien-Schulwoche­n, Ferienlage­rn, bei Theaterauf­führungen, dass sie nicht zu den Pfadfinder­n dürfen usw.

All diese Einschränk­ungen, denen Buben, Burschen, Männer „selbstvers­tändlich“nicht unterworfe­n sind, sind natürlich völlig kontraprod­uktiv im Hinblick auf Integratio­n und freie, selbstbest­immte Entwicklun­g muslimisch­er Mädchen und junger Frauen hier in Österreich und Europa.

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